Fortpflanzungssupermarkt

Ein altes Foto: Die Zimmermänner konzertierten am 15.02.1983 in Würzburg

DIE ZIMMERMÄNNER – Fortpflanzungssupermarkt
(LP / CD, Zickzack, ZZ2018, 2007)

Ich hätte ja nie im Leben einen Gedanken daran verschwendet, dass DIE ZIMMERMÄNNER jemals wieder eine Platte veröffentlichen würden. Aber genau dies ist im März 2007 geschehen. Das neue Album hört auf den Namen „Fortpflanzungssupermarkt“ – ein Titel, der natürlich an ihre erste LP „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“ (von 1982) erinnert. Genau, DIE ZIMMERMÄNNER waren damals eine Hamburger Band um Timo Blunck und Detlef Diederichsen, die ihren deutschsprachigen Pop auf Labels wie Zickzack und Ata Tak veröffentlichten. Und 1983 sogar mal im Würzburger Kulturkeller live gespielt haben. Aber nach nur einer halben Stunde war Schluss, weil stumpfe, biertrinkende Punks die Band mit Hohlglas bewarfen. Für die waren diese Hamburger Jungs Popper, genauso schlimm wie Hubert Kah. Zu doof, diese spießige Intoleranz und Faulheit zu differenzieren! Dabei waren DIE ZIMMERMÄNNER nie eine richtige Neue Deutsche Welle-Band, sondern schon immer einfach nur an guter, geschmackvoller Popmusik interessiert – aber halt mit deutschsprachigen, durchaus originellen Texten. Und auch mal mit Bläsersätzen oder Streicherarrangements.

Anno 2007 besteht die Band fast nur noch aus Timo und Detlef – alte Schulfreunde und Gründungsmitglieder. Ab und zu tauchen auch frühere Mitmusiker auf. Darunter zum Beispiel Christian Kellersmann oder Rica Blunck, die auf der ersten Single – noch unter der Firmierung EDE & DIE ZIMMERMÄNNER – gesungen hat. „Fortpflanzungssupermarkt“, um nochmal diesen weniger super klingenden Titel des Albums zu erwähnen, mutet gottseidank nicht nostalgisch an. Die Produktion ist auf dem Stand der Zeit, das Sound-Design ‚amtlich‘ – schließlich ist Blunck im Besitz eines Tonstudios für Werbemusik. Eingängig groovt man sich von Bad Ems nach Paderborn. Singt eine Hommage auf die Schauspielerin Christiane Paul. Keine Ahnung, womit sie diese Ehre verdient hat. Ist trotzdem ein flotter Popsong. Während sich die Musik auf ordentlichem Niveau hält, gibt es so manche textlichen Aussetzer, die in den 1980er Jahren noch geschickt umschifft wurden. Trotzdem eine schöne, meist gut gelaunte Platte. Nix für Hardcore Bad Alchemisten. Eher etwas für den Mainstream der Minderheiten, der an gute Popmusik aus deutschen Landen glauben mag.

28.02.2007

(Wiederveröffentlichung; geschrieben für Bad Alchemy.
Das Foto erschien in der Erstausgabe des Fanzines Oi Oi Oi!)

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