Blondie – Panic Of Girls
(LP/CD/DL, Five Seven Music/EMI, 2011)
Die neuen Blondie-CD hat ein ziemlich häßliches Cover – auf der Rückseite sieht das Gesicht von Deborah Harry bizarr verzerrt wie das eines Aliens aus. In Echt ist diese alte Schachtel doch viel hübscher!
Elf neue Songs gibt es zu hören. Gleich die ersten beweisen, dass man auch im hohen Alter noch „gut abrocken“ kann. Alles fett produziert, mit knackigen Gitarren-Riffs, maschinenartigem Schlagzeug und Keyboards, die alles zukleistern. Die Stimme wird manchmal mit einem Autotune-Effekt (oder wie auch immer dieser unnötige Sound-Design-Schnick-Schnack sich nennen mag) belegt, was mich tendenziell anekelt. Nach drei Knallern wird das Tempo etwas herausgenommen und es geht eher in eine Richtung, die an alte Hits wie „The Tide Is High“ (gewiss nicht mein Lieblingslied von Blondie) denken läßt. Die Leichtigkeit von damals vermisse ich etwas. Alles ist so gnaden- und seelenlos hart überproduziert, dass der Sound und auch diese Musik mir keinen Spaß machen. Auch nicht, wenn es dann noch etwas mehr reggae-mäßig oder gar südamerikanisch angehaucht weiter geht. „Love Doesn‘t Frighten Me“ könnte – anders produziert – vielleicht eine klassisches Blondie-Stück sein und wird nach radiotauglichen drei Minuten ausgeblendet (es gibt nichts einfallsloseres als eine Ausblende!).
Zusammenfassung meines ersten und zweiten Höreindrucks:
Schade eigentlich.
Vertrieben wir diese CD – ähnlich wie die letzte Prince-CD im August 2010 – vorab als Beigabe zur Juli-Ausgabe des (deutschen) Rolling Stones, heute ist Erstverkaufstag. Ab 15. Juli 2011 wird es dann wohl u.a. noch eine „Chris Stein Doppel CD Edition“ und Vinyl geben.
Zum Rolling Stone-Heft und dem dort enthaltenen „35 Jahre Punk Special“ sag ich lieber erstmal nix – das wäre eine Geschichte für sich…
Nachtrag vom 1. Juli 2011:
Alles Gute zum 66. Geburtstag, liebe Deborah Harry!
Noch ein Nachtrag, diesmal vom 28. Juli 2011:
Irgendwie stand ich da völlig auf dem Schlauch, aber meine Schwester hat sofort erkannt, daß es sich bei „Sunday Smile“ um eine Cover-Version handelt. Das Original stammt von Beirut (die Band von Zach Condon) und ist einfach herrlich schön. Etwas besseres kann jemandem an einem Sonntagmorgen kaum passieren. Aber in der Version von Blondie wird daraus eine charmelose Schmonzette. Das gibt nochmals Punk(t)abzug.