Archive for August 2011

Currywurst mit Fritten

August 28, 2011

Mayonnaise und Fanta – Milchmischerzeugnis
(EP, Download, 2011)

Soso, da haben sich also zwei Twitterer zusammengetan und heute ein paar kurze Lieder komponiert und anschließend ohne Umschweife irgendwo hochgeladen. Hinter dem – im positiven Sinne – bescheuerten Bandnamen Mayonnaise Und Fanta stecken Matthias und Heiner alias @mlampin und @taskbeenden.

Matthias twittert als „musikalische Einflüsse: Foyer des Arts, und natürlich HGich.T“. In der Tat erinnert der erste Track etwas an die Band mit Max Goldt, allerdings elektronischer. Der zweite Song „Schraubenhannes“ ist eine Abrechnung mit dem heimatlichen Schützenfest und klingt noch mehr nach Elektro. Das ist leider nicht so  mein Fall – genausowenig  wie die trashige Kunstkacke von HGicht.T. Der Text ist hier interessanter als die Musik. „Wir reden uns tot“ gefällt mir da wesentlich besser. Vielleicht wegen der lustigen Sounds und dem aus dem Alltag gegriffenen, absurd aneinander gereihten Text.

Bin gespannt was von den beiden noch so kommen wird…

PS: Vor zwanzig Minuten wurde noch das partiell billig-technoide Stück „Schinken Falten“ mit gruselig-sphärischem Mittelteil und munterem Ende hochgeladen.

Selber hören und auf Festplatte löten dank Klangwolke:
soundcloud.com/mayonnaise-und-fanta

Groovy Meditation

August 27, 2011

Burnt Friedman & Jaki Liebezeit live
(Kampnagel Music Hall, Hamburg, 26. August 2011)

Draußen Regen, drinnen eine Bühne im Kunstnebel, auf der Bernd Friedmann (*1965) und Jaki Liebezeit (*1939, war früher bekanntermaßen bei Can) ihre Live-Session darboten. Während Burnt Friedman die elektronischen Geräte bediente, spielte Liebezeit sein pedalloses Schlagwerk. Also ganz ohne mit dem Fuß getretene Bass Drum oder Hi-Hat. Nur ein paar Trommeln und ein paar Becken, denen er sich ständig minimal verändernde Rhythmen klöppelte. Auch keine „extended techniques“, keine Mätzchen, kein Virtuosengedöns, stattdessen Konzentration auf das Wesentliche, den immer weiter fließenden Rhythmus. Friedman sorgte mittels Samples und Loops ebenfalls für rhythmische Sounds (Kalimba, Vibraphon, Steel Drum und so), aber dank Analog-Synthesizer (war das nicht ein alter Korg MS-20?) auch für Klangflächen, die teilweise nach Gitarreneffekt klangen. Fast endlos wird im gemäßigten Tempo getrommelt und gewebt.

So angenehm und faszinieren kann also instrumentale, elektronische Musik sein. Das Publikum war begeistert und irgendwie waren die Musiker geschätze zwei Stunden auf der Bühne, inklusive der beiden Zugaben. Schade, dass diese Musik in einer normalen Konzertsituation mit langem Rumstehen dargeboten wurde. Eine Sofalandschaft wäre garnichtmal so unpassend gewesen.

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Newavetumsforschung

August 15, 2011

Günter Sahler – NDW-Archäologie
(Taschenbuch, Edition Blechluft, 2011)

Mit der Edition Blechluft hatte ich bislang nur wenige Berührungspunkte. Der erste fand wohl irgendwann in den sogenannten Nuller-Jahren statt, als ich auf der Mainzer Minipressen-Messe am Stand des Musikers und Künstlers Brandstifter einen Sampler mit dem Titel „Klingende Blechluft in Siedlungsgebieten“ (CD-R?, Blechluft / Frische Ernte, 2003) erstand. Dort war neben Stücken von Brandstifter auch der herrliche Song „Frauen über 30“ der Ernst Neger Revival Band vertreten, ein Ableger der damaligen Bamberger Künstlergruppe Winkelwurst (deren Mitglied Frank Apunk Schneider heutzutage bei Monochrom Wien mitwirkt). Aber auch Sachen mit Felix Kubin, Günter Reznicek oder Frieder Butzmann (Interview-Ausschnitte) sind dort zu hören.

Im Jahr 2011 ist in der Edition Blechluft mit dem Titel „NDW-Archäologie“ nun schon der fünfte Band auf Papier erschienen. Autor Günter Sahler (*1967) forscht in Sachen Post Punk, New Wave und Neue Deutsche Welle und schreibt in diesem Buch über teils obskure, randständige Erscheinungen, aber auch Ikonen der NDW. So erläutert er am Beispiel der D.I.Y.-Künstlerin Sunny, über die man nicht viel weiss, die Quellenlage der Musikforschung (Traditionsquellen versus Überreste oder so). Ein Schwerpunkt dieses Buches liegt auf dem Werdegang der Fehlfarben. Deren Geschichte wird hier nochmal gut zusammengefaßt, allerdings ohne näher auf deren letzte Platte „Glücksmaschine“ (2010) einzugehen.
Desweiteren gibt es eine interessante Abhandlung über die Bands der sogenannten Limbuger Pest – sprich Wirtschaftswunder, Siluetes 61, Die Radierer und Konsorten.
Mehr oder weniger kurze Interviews mit Stef Petticoat oder Thomas Voburka sowie eine kurze Abhandlung über Hirsche Nicht Aufs Sofa und eine Auswahldiskographie (T bis Z) runden dieses Werk ab.
Was eingangs etwas akademisch anmutet entpuppt sich schnell als Fantum.

Für mich als Alter Sack, welcher mit dieser Musik aufgewachsen ist – wenn auch nur aus der Distanz in der Provinz und einen Tick zu spät geboren dafür, ein Schicksal, das ich mit dem Autor Günter Sahler, aber auch mit Frank Apunkt Schneider wohl teile – ist das immernoch interessanter Stoff. Mögen sich dennoch auch jüngere Leute dafür interessieren!

Das Buch kann man für wenig Geld hier bestellen:
www.blechluft.de.vu/

Mr.Boredom über die „Glücksmaschine“ der Fehlfarben:
Respekt!

Mr.Boredom über das Buch „Als die Welt noch unterging“ von Frank Apunkt Schneider:
Kassette sich wer kann!

Revenge is sweet

August 14, 2011

SUPERPUNK spielen Andreas + Bernd
(7″, Tapete Records, TR211, 2011)

Irgendwann Anfang Mai 2011 wurde das Tribute-Album „Oh, dieser Sound – Stars spielen Superpunk“ (Tapete Records, TR210, 2011) veröffentlicht, auf dem zwar kein einziger Star vertreten war, aber zumindest teilweise ordentlich gecovert wurde. Gleichzeitig erschien – sozusagen als Revange der gehuldigten Band – die 7“-Single „Superpunk spielen Andreas + Bernd“, auf der Superpunk nun Songs von Andreas Dorau und Bernd Begemann covern. Zufälligerweise haben diese beiden Künstler mit die interessantesten Versionen für den Tribut-Sampler aufgenommen.

Das Stück „Komm wieder“ von Andreas Dorau , eine im Original sehr kurze, skurille Sample-Miniatur wird von Superpunk in eine dreimal so lange funky Acid Jazz Rock Version (oder so) überführt. Groovy, baby!

Der Bernd Begemann-Evergreen „Judith, mach Deinen Abschluß“, noch aus Zeiten mit Die Antwort stammend, tönt nun wie ein Superpunk-Song zu klingen hat (nur der Background-Chor hört sich in meinen Ohren etwas überambitioniert an).

Schöne Single – und eine schöne Geste.

Wer mit Vinyl-Singles nichts anfangen kann, darf notfalls Soundcloud hören:
Superpunk – Komm wieder
Superpunk – Judith, mach deinen Abschlus

Mr.Boredom über „Oh, dieser Sound – Stars spielen Superpunk“:
In der Bibliothek

Radiorekorder

August 9, 2011

Am vergangenen Sonntag habe ich zufälligerweise entdeckt, dass es beim Deutschlandradio wohl einen neuen Service gibt. Als ich den Hinweis auf eine mittägliche Sendung vernahm, in der Frieder Butzmann 85 Minuten lang ausgefragt und von ihm ausgewählte Musik zu hören sein wird, habe ich gleich  mal auf der Website von Dradio nachgeschaut ob das sein kann. Denn ich wollte weder zu Hause herumhocken und Radio hören, noch diese interessante Sendung verpassen. Also musste sie irgendwie mitgeschnitten werden. Nachdem ich so spontan keine Anwendung zum Mitschneiden von Streams parat hatte, war ich froh und überrascht, in der im Netz bereitgestellten Programmübersicht der Sender Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen einen kleinen roten Punkt und das Wort „aufnehmen“ zu entdecken.

Dieser Link führt weiter zum dradio-Recorder, den man sich kostenlos für Windows oder Mac herunterladen kann. Das schöne an diesem Progrämmchen, das sich wohl noch im Beta-Test befindet, ist nicht, dass man damit den Radiostream anhören oder aufnehmen kann, sondern dass man auch per Knopfdruck bzw. ein paar Mausklicks zukünftige Aufnahmen programmieren und zu gegebener Zeit automatisch mitschneiden lassen kann. Bequem und einfach. So habe ich es gern.

Hinter dem dradio-Recorder steckt ein Produkt der Hamburger Firma phonostar GmbH, mit dem man aber nicht nur die drei genannten Sender sondern fast alle möglichen Radios via Internet anhören und manuell oder programmiert aufnehmen kann – weltweit, von öffentlich-rechtlich über privat bis frei. Na da gibt es wohl noch so einiges zu entdecken…

Check out:
dradio
dradio-recorder
phonostar

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Meine Dockville 2011 Empfehlungen

August 7, 2011

Am kommenden Freitag findet wieder das dreitägige Musikfestival in Hamburg-Wilhelmsburg statt. Kinder und Kunst wurden bereits im Vorfeld bedient. Jetzt kommt der Music Overflow. Viele neue Namen sind da zu lesen. Für mich sind die wenigsten interesssant, so dass ich sehr wahrscheinlich nicht hin gehen werde. Hier trotzdem meine Empfehlungen.

Am Freitag spielt undankbarerweise am Nachmittag die Berliner Punk Band Herpes. Im März 2010 waren sie als Vorgruppe der Fehlfarben unterwegs. Herrlich nervös und energiegeladen. Offensichtlich ist eine neue Platte unterwegs. Die alte hat den Titel „Das kommt vom Küssen“.

Andreas Dorau hat ebenfalls wieder mal eine Platte veröffentlicht. Auf „Todesmelodien“ gibt es nicht nur Songs über den Tod sondern auch über Inkonzequenz, Größenwahn und andere diesseitige Dinge. Mit Freunden herrlich zusammengesampelt. Post Dancefloor Pop! Guter Typ!

Sich Die Goldenen Zitronen anzusehen ist nie verkehrt!

Und Huah! sind auch wieder unterwegs – haben Knarf Rellöm, Bernadette La Hengst und Nixe neue Songs dabei oder wollen sie nur die Erinnerung an diese herrliche Band pflegen? Egal, angucken!
Knarf Rellöm legt  am Sonntagnachmittag als King Fehler zusammen mit DJ Patex (School Of Zuversicht) auch noch auf.

Der Gig von Kreisky neulich im Molotow soll ziemlich klasse gewesen sein. Harte Gitarrenriffs, deutschsprachige Texte, Energie.

Mit Dieter Moebius und Asmus Tietchens sind hier aber auch zwei Pioniere der elektronischen Musik live zu hören, noch bevor ihre erste gemeinsame Platte erscheint. Moebius war vor ewigen Zeiten u.a. Mitglied der Krautrock-Band Cluster. Tietchens arbeitete meist solo und fand mit seinen elektronischen Experimenten in den 1980er Jahren auch Anklang in der frühen Industrial-Szene. Diese Kollaboration fällt irgendwie aus dem Rahmen dieses Festivals, dürfte aber sehr interessant werden.

Ich habe noch ein paar Hörbeispiele herausgesucht:

Herpes
(12.08.2011, 15:20 Uhr, Vorschot)
Herpes – Das Karnickel im Hut
Mr.Boredom über: „Das kommt vom Küssen“

Dieter Moebius & Asmus Tietchens
(12.08.2011, 18:30 Uhr, Butterland)
Dieter Moebius – Rast (live 2008)
Dieter Moebius – Etwas (1983)
Asmus Tietchens – Lumen 15 (1999)
Asmus Tietchens – Hydrophonie 1 (1984)
Asmus Tietchens – Moderne Arroganz (1981)

Andreas Dorau
(12.08.2011, 20:10 Uhr, Vorschot)
Andreas Dorau – Größenwahn
Andreas Dorau – Stimmen in der Nacht

Huah!
(13.08.2011, 16:50 Uhr, Vorschot)
Huah! – Angela (1989)

Kreisky
(13.08.2011, 20:30 Uhr, Spinnaker)
Kreisky – Scheisse, Schauspieler

Die Goldenen Zitronen
(13.08.2011, 21:00 Uhr, Vorschot)
Wir verlassen die Erde
ICE Berthold Brecht  (live für They Shoot Music)

King Fehler a.k.a. Knarf Rellöm + DJ Patex
(14.08.2011, 17:40 Uhr, Nest)

Hier das Komplettpaket vom Veranstalter:
msdockville.de

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