Archive for Dezember 2011

Best of 2011

Dezember 18, 2011

Die Heiterkeit live auf dem Reeperbahn-Festival 2011

Das mit den Jahresrückblicken ist ja immer so eine Sache. In der unten stehenden Aufzählung ist keineswegs das amtlich geprüfte Beste Des Jahres gelistet, sondern Musik, die mir in den letzten zwölf Monaten auf die eine oder andere Art einfach Freude bereitet hat. So ungefähr war also  mein 2011 als Musik-Konsument, alles wie immer rein subjektiv.

Leider gab es heuer auch wieder einige Pop-Tote – RIP!

Alben:
Andreas Dorau – Todesmelodien
Die Mobylettes – Immer schlimmer
Gutbucket – Flock
Matana Roberts – Coin Coin Chapter One
Mutter – Mein kleiner Krieg
My Brightest Diamond – All Things Will Unwind
PJ Harvey – Let England Shake

Singles:
Die Heiterkeit – Alle Menschen (4 Track EP)
Die Aeronauten – Too Big Too Fail / Zementgarten

German digital native twitterhude newcomer:
Mayonnaise und Fanta – Milchmischerzeugnis EP

Konzerte:
Talibam!
(22.06.2011, MS Stubnitz, Hamburg)
Palais Schaumburg
(16.12.2011, Golden Pudel Club, Hamburg)
Rhys Chatham (Portrait Konzert)
(20.01.2011, Klub Katarakt, Hamburg)

Museum:
Kraftwerk 3D Video-Installation
(Kunstbau Lenbachhaus, München)

Kino:
Pina
We Don‘t Care About Music Anyway

Trauer:
Mick Karn (24.07.1958 – 04.01.2011)
Trish Keenan (28.09.1968 – 14.01.2011)
Poly Styrene (03.07.1958 – 25.04.2011)
Gil Scott-Heron (01.04.1949 – 27.05.2011)
Conrad Schnitzler (1937 – 04.08.2011)
Hans Reichel (10.05.1949 – 22.11.2011)

Gute Luft

Dezember 17, 2011

Palais Schaumburg live
(Golden Pudel Club, Hamburg, 16.12.2011)

Das hätte ich ja nicht gedacht, daß ich jemals Palais Schaumburg live erleben würde. Und dann auch noch in der Besetzung ihrer ersten Langspielplatte aus dem Jahr 1981, einem Klassiker der Moderne, produziert von David Cunningham (The Flying Lizards). Mit Ralf Hertwig am Schlagzeug und Timo Blunck am Bass (und manchmal auch am elektrischen Upright Bass) hat diese New Wave Band eine hervorragende Rhythmus-Gruppe. Thomas Fehlmann ist für die Elektronik bzw. Synthesizer und die mit Effekten behandelte Trompete zuständig, während Holger Hiller singt, nicht immer Gitarre spielt und ab und zu den Korg erklingen läßt.

Nach 30 Jahren ist dies das erste Konzert von Palais Schaumburg. Zuletzt haben sie wohl in der Hamburger Markthalle gespielt (erzählte Holger Hiller in einer seiner wenigen Ansagen). Nun absolvieren die vier Herren den ersten von zwei mehr oder weniger inoffiziellen Warm-up Gigs im kleinen Golden Pudel Club, unweit vom ehemaligen Hafenklang Studio, in dem sie ihre ersten Singles für das ZickZack-Label aufgenommen haben. Am 30.12.2011 spielt Palais Schaumburg dann ein großes Reunion-Konzert in Berlin.

Aufgeführt wurde fast das komplette Debut-Album, alle ZickZack-Singles und auch der Beitrag zum Sampler „Lieber zuviel als zu wenig“. Trotzdem kamen mir zwei, drei Stücke nicht so bekannt vor (man kann ja nicht alles kennen).  Auch „Herzmuskel“ wurde dargeboten, ein Stück von Holger Hiller solo bzw. Träneninvasion (und geschrieben von Chris Lunch). Live klang das teilweise fast besser als auf Platte, insbesondere den ganz frühen Sachen taten die elektronisch verbesserten Bässe gut. Sehr selten hatte ich den Eindruck, daß die Musiker ihre alten Songs noch nicht so recht auf der Kette hatten. Aber das ist mehr als verzeihbar nach 30 Jahren Bühnen-Abstinenz. Gegen Ende wurde Palais Schaumburg immer lockerer und besser. Fast hätten die Leute angefangen zu tanzen – wäre nur etwas mehr Platz im naturgemäß ausverkauften Etablissement gewesen (ein paar haben natürlich getanzt). Dabei wäre Bewegung die einzige Antwort auf diese hackigen Grooves gewesen. Und irgendwie kam mir das garnicht mehr so sehr nach Post Punk New Wave (und sowieso nicht nach Neue Deutsche Welle oder gar NDW) vor, sondern machte mir eher den Eindruck von zeitloser Musik,  manchmal sogar Jazz (Kontrabass, Trompete und seltene Freak Outs) oder Art Rock (Gitarren-Sounds). Nostalgische Gefühle kamen bei mir nicht auf. Das war damals ebenso authentisch wie heute. Und dafür liebe ich diese Formation.

Bildnis Alfred Hilsberg

Dezember 6, 2011

Fundstück aus der Zeitschrift ELASTE Nr. 10 August/September 1984:
Die Mitglieder der Band Freiwillige Selbstkontrolle interpretieren ein von Michaela Melián gemaltes Portrait des ZickZack-Label-Machers Alfred Hilsberg.

Herausgeber von ELASTE war u.a. Michael Reinboth, der später Compost Records gründete.

Hier das Ganze auch als PDF:
Bildnis Alfred Hisberg

Voller Sound

Dezember 5, 2011

Anzeige der Deutschen Brauwirtschaft in Sounds 3/81,
März 1981

Hollow Punk

Dezember 5, 2011

Hollow Skai:
Punk – Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung.
(Sounds-Buch)

Schon 1980 versuchte Hollow Skai in diesem Buch etwas von dem Drive des Punk für die Nachwelt festzuhalten. So spricht Hollow quasi aus den Herzen der Scene, und wenn man es nicht zweimal liest, glaubt man es nicht: Es war seine Magisterarbeit, in der er (wissenschaftlich-) analysierende Prosa mit dem LayOut eines Fanzines verband und den eigentl. Punk als Ausbruch aus der Langweile Mitte der 70er charakterisierte.

Gleich zu Anfang des Buches zerstört Hollow Skai jede Hoffnung auf ein ‚Happy End‘. Sämtliche Thesen zur Festlegung des Begriffs ‚Punk‘ werden über den Haufen geworfen, um am Ende zu dem Schluß zu kommen, Punk sei immer mehr als… . Seine Festlegung bedeute seinen Tod. Daher jedoch erörtert Hollow von den SEX PISTOLS in England über Fanzines, etc. bis zu Art Attaks in Amerika, alles was irgendwie mit Punk zusammenhängt. Dies geschieht in umfangreicher Form, ist wegen des abwechslungsreichen Schreibstils aber nie ermüdent. Auch die Reaktion der öffentlichen Presse kommt in vielen eingefügten Original-Artikeln nicht zu kurz und wirkt bisweilen grotesk bis erheiternd. Besonders gut gefallen mir die Artikel über Fanzines und der Anhang „Der destruktive Charakter“ in dem nocheinmal sämtliche (polit.) Schablonen zerstört werden und der Mensch und seine Kultur als einziges übrig bleibt.

Kein Buch über Punk, sondern ein Buch der Punk-Scene für Leute, die’s nicht (von Anfang an) miterlebt haben und es trotzdem ‚verstehen‘ wollen. Aber natürlich auch für andere.

Erhältlich leider nur noch in der Stadtbücherei; dort aber im ‚Sonderangebot‘: Entweder kostenlos (nicht weitersagen!!) oder für 13,20 dm (66 Verkleinerungen).

cl.g.

Dieser Text stammt aus dem 4. Heft des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi! (später 10.15 bzw. 10.16 Megazine), erschienen im Juli 1984.
Autor: Claus-Georg Pleyer

Cassettentäter: Markus

Dezember 5, 2011

Oben abgebildete Seite stammt aus der Sonderausgabe des 10.15 Megazine (Edit 7), die parallel zum Cassetten-Sampler „Saturday Night Favourites“ (Klappstuhl Records / Zu Viel Cassetten, 1986) erschien.

Hier war Markus mit dem Titel „Dark Room“ vertreten. Auf seinem eigenen Label Einsame Kultur Erzeuger veröffentlichte er die beiden Tapes „Solo 1982-1983“ (1984) und „Filmmusik 1“ (1985)

Damals lebte er in Osnabrück, heute wohl in Berlin.

Abschrift:

„markus ( geb. 1962 ) kann aus allem Musik machen, was er in die Finger kriegt. Manchmal leiht er sich auch ganz normale Instrumente, und wenn dann noch eine so gute Sängerin wie Hurwineck dazukommt, entsteht so was wie „Dark Room“.
Eigentlich ist das ein Stück Filmmusik, zum „Zebrastreifer“ von Hanno Nehring.
Ansonsten versammelt markus unter seinem Label EINSAME KULTURERZEUGER diverse seltsame Musik, einzige Gemeinsamkeit ist, daß alles nur auf Cassette produziert wird. Wenn er keine Musik macht, so macht er gerade Filme oder Comix oder Fanzines oder Fotos oder rast auf seinem Fahrrad durch Osnabrück.“

(Autor unbekannt)