Haussockel, gesehen in der Esmarchstraße, Hausnummer 12, 10407 Berlin, 23.03.2013
Archive for März 2013
Bewag
März 25, 2013Always the movies
März 25, 2013Broken Radio – It’s Only Fool’s Gold
(CD / DL, Hausmusik, hm78, 2013)
Es gibt viele kaputte Empfangsgeräte. Dieses Broken Radio gehört zu Klaus Patzak, der schon auf etlichen Samplern des Labels Hausmusik vertreten ist und auch Berührungspunkte mit dem Frühwerk von Fred Is Dead und den Borrowed Tunes hat.
Broken Radio kommt zwar aus Oberbayern, aber macht ortsunabhängig eher amerikanische Musik, vielleicht alternative Americana, vielleicht Slow Music, irgendsowas, Genres sind eh nur Schall und Rauch. Und warum sollte solche Musik nicht dort produziert werden, wo Johnny Cash seine erste Gitarre gekauft hat (wie wir aus dem Song „(Wir sind in der amerikanischen Zone geboren) Heimat“ von Fred Is Dead wissen) und das erste Album von Spoke alias Calexico veröffentlicht wurde. Gleiche Firma hat nun „It’s Only Fool’s Gold“ herausgebracht.
Hinter Broken Radio steht Klaus Patzak, der – bis auf eine Ausnahme – alle Songs dieses Albums geschrieben und aufgenommen hat. Trotz Homerecording klingt das alles keineswegs nach Demo-Tape. Vielmehr sind detailverliebte, sauber aufgenommene Arrangements zu hören. Da lohnt es sich, diese CD auch mal in Ruhe mit einem guten Kopfhörer anzuhören. Geige, Klavier oder Bläser (beispielsweise) setzen Glanzpunkte während Schlagzeug, Bass und Orgel die Basis für diese Songs bilden und Gitarre oder Pedal Steel für Country-Stimmung sorgen. Unglaublich, dass dies das Werk einer einzelnen Person sein soll, die auch vor dem Einsatz dezenter Elektronik nicht zurück schreckt. Die ruhige, tiefe Stimme erzählt von Leben(skampf) in dieser „big old crazy world“, von Heimat, (vergangener) Liebe und der Suche nach Glück und so.
Auch wenn diese Songs beim ersten Hören eher etwas lasch daher kommen (das meine ich überhaupt nicht negativ), können sich einzelne zu beharrlichen Ohrwürmern entwickeln – bei mir derzeit z.B. „Western Movies“ oder „El Dorado“. Und irgendwie macht es auch nichts, dass der kürzeste dieser 12 Song schon über vier Minuten lang ist. Denn der Klang ist so angenehm ausgefeilt, dass man gerne darin schwelgt.
Großes Kino!
Reinhören: It’s Only Fool’s Gold
Video: Lay Your Guns Down
GZ,
24.03.2013
Kegelbahn
März 21, 2013La Schepper
März 18, 2013Laurent De Schepper Trio – Aquanaut
(CD / DL, Karlrecords, KR010, 2013)
… und live im New Deli Yoga, Berlin, 16.03.2013
Am vergangenen Wochenende feierte das am Rand von Kreuzberg gelegene New Deli Yoga sein zweijähriges Jubiläum und lud sich eine Band aus Leipzig ein. Da wo es sonst gesundes Essen und Yoga gibt, wurde der riesige Tisch an die Wand gerückt um Platz zu machen für Alkohol trinkende und nicht nur Tabak rauchende Menschen. Drogi-Yogi?
Zu Gast war das Laurent De Schepper Trio, bestehend aus E-Bass (Isabel Fischer), Schlagzeug (Lars Oertel) und Saxophon (Thomas Bär) [v.l.n.r.], welches momentan durch die Gegend reist um ihre neue Platte „Aquanaut“ vorzustellen. Zu hören ist im weitesten und besten Sinne Instrumentalmusik, die sich irgendwo zwischen Jazz und Post Rock bewegt. Das Saxophon wird durch elektrische Effektgeräte gejagt und liefert submarine Klangflächen unter denen der relativ trockene Bass und das vitale Schlagzeug die Tracks vorantreiben. Zwischendurch gibt es kurz ruhigere, filmmusik-ähnliche Passagen; bei „Near The Weir“ fühle ich mich an den Soundtrack zu „Komm süßer Tod“, mein Lieblings-Brenner-Krimi, erinnert.
Sowohl live als auch auf CD ist für zwei, drei Stücke noch ein sprechsingender Wortkünstler (Sevenold) zu hören, der somit noch eine weitere Klangfarbe einbringt. Aber mehr als Bass, Drums und Sax braucht es eigentlich gar nicht, zumindest wenn sie so energiereich und ohne unnötigen Ballast gespielt werden wie hier. Statt solistischer Eskapaden oder zur Schau gestelltem Virtuosentum gibt es bestens aufeinander abgestimmte Spielfreude zu hören. Und das gerne immer wieder. Herrlich!
Unbedingt mal reinhören:
Laurent De Schepper Trio – Stormgebrus
Platte kaufen: bei Karlrecords
Live erleben:
18.03.2013 Blue Note, Dresden
21.03.2013 Kunsthof, Jena
22.03.2013 Hanseplatte, Hamburg (18 Uhr)
22.03.2013 Schwarze Katze, Hamburg (21 Uhr)
23.03.2013 Osnabrück, Der audiovisuelle Salon
Draht
März 16, 2013Fundbureau
März 14, 2013Brandstifter – Asphaltbibliotheque
Dokumente aus einem Fundzettel-Archiv in Bild und Text
(96 Seiten, Ventil-Verlag, ISBN 978-3-95575-004-6)
Den Brandstifter kennt man nicht nur als Solomusiker, der live vom Bügelbrett trashique Pop-Perlen präsentiert oder bei der Darmstädter Band The Dass Sägebett Gitarre spielt, sondern auch als sogenannten bildenden Künstler. Seit zirka 15 Jahren beschäftigt er sich mit im öffentlichen Raum vorgefundenen Zetteln und transformiert diese zu Kunst, verbunden mit absurder Bürokratie und nicht ohne Humor. Zuerst wurden diese Fundstücke mit dem Laubbläser in die Galerie befördert, mittlerweile ist Brandstifter mit seiner fluxen Konzeptkunst dada angekommen wo alle Kunst ihr Ende findet: im Museum. Nicht nur in Mainz hat er Aktionen mit seinen Zetteln veranstaltet sondern u.a. auch in Berlin und New York.
Im Ventil-Verlag erschien vor kurzem nun ein dünnes Buch, in dem diese 15 Jahre dokumentiert werden. Der allseits geschätzte Martin Büsser (1968–2010) liefert das Vorwort. Den Rest erzählt Stefan Brand kurz selbst und viele Fotos zeigen, was die Straßen so hergeben. Das liest man gerne und macht neugierig auf kommende Aktionen.
Am besten direkt beim Erzeuger oder beim Brandstifter bestellen!
GZ,
14.03.2013