Keine Platte

Keine Platte

padeluun

KEINE PLATTE
Rondo Fit 13

PHILOSOPHISCHE ENDLOSPLATTE
Einzelbestellungen

Von Xao Seffcheque o.R.a.V.

Gleich mit zwei neuen Produkten wartet padeluun auf, nachdem er die „Neo-Debilitäts“-Phase (padeluun war Mitbegründer dieser Bewegung) beim großen Zick-Zack-Silversterfest abgeschlossen hat und sich nun der ernsten Kunst widmet.

KEINE PLATTE ist zwar „nur“ eine Single; allein macht es ihre weltweite kulturelle Bedeutung zwingend notwendig, sie im gehobenen Teil des Rezensionsbereichs dieses Blattes zu besprechen. Immerhin darf dieses Werk als das weltweit verbreitetste Kunst-Opus betrachtet und nicht gehört werden! Derzeit besitzen weit über viereinhalb Milliarden KEINE PLATTE von padeluun! –

Mit KEINE PLATTE geht der nihilistisch veranlagte padeluun so weit wie mit keiner Platte zuvor; als konsequente Weiterentwicklung der Ideen der späten DaDa- und Post-Dadaisten, die ja bekanntlich auch für das Versenken eines riesigen Metallstabs als geistige Urheber zu betrachten sind. Im Zeitalter der Ölkrisen und Überproduktionen unternimmt padeluun diesen zweifelsfrei wirtschaftspolitisch wie massenkulturell begrüßenswerten Schritt. Möglicherweise gibt’s ja eine ganze Menge Personen, die gut und gerne 6,– Mark dafür auslegen, KEINE PLATTE von padeluun zu besitzen.

Greifbar ist padeluuns erste LP, die als Lackfolie – auf Aluminiumbasis oder wahlweise als abspielbare Muttermatritze (darunter versteht man ein aus versilbertem Blech bestehendes Zwischenprodukt bei der Erstellung der Platten-Preßwerkzeuge). Auf der Schallplatte, die nur einseitig bespielt ist, befinden sich neun Endlosrillen: ein Rechteckton 333,3 Hertz, ein Sinuston 333,3 Hertz, eine völlig leere Rille („Symbol für die erste Dimension, den Punkt, das Nichts“), eine zweite leere Rille („Die zweite Dimension, die „Fläche“), eine dritte Leerrille als Symbol für die dritte Dimension, den „Raum“, eine vierte für die „Zeit“ und eine fünfte für die letzte (sinnlich wahrnehmbare) Dimension, die „Energie“.

Des Weiteren: ein zum Sinus-modulierter Rechteckton und auf der neunten Rille in Stereo links ein Sinuston und rechts ein Rechteckton, die sich erst beim Hören in den Ohrmuscheln mischen. Abgesehen davon, daß diese Platte sich sehr gut für den Gleichlauftest Ihres Plattenspielers eignet und die Tonqualität besser als auf jeder herkömmlichen oder digitalen Platte ist, halte ich das inhaltliche Konzept für gut. (Warum, läßt sich im SOUNDS-Diskurs 1/81 nachlesen…) Leider ist die Platte schwer erschwinglich: die Lackfolie kostet DM 500,–, die Silber-Platte gar DM 1000,– und auch nur auf Bestellung! Ansonsten kann man ja mit KEINER PLATTE von padeluun vorliebnehmen – die gibt’s gegen Quittung um 6,– Mark in allen guten Läden . . .

(aus Sounds 3/81, März 1981, Seite 60)

© Xao Seffcheque

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