Archive for the ‘Sammlerstück’ Category

Schrottplatz ?

Mai 26, 2013

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SCHROTTPLATZ ?
Die FAHRSCHULEN-ORGANISATION verabschiedet sich

Diese transparente Kunststoff-Box enthält neben einem Beiheft alle fünf Kassetten, die das Label Fahrschulen-Organisation aus der Würzburger Sanderau in den Jahren 1982 – 1984 veröffentlicht hat. Darunter die beiden Sampler „Fahrstunde“ und „Fahrprüfung“ sowie Tapes der Bands AUTUMN CHIC (live in der Burse), LALLAGUA VIGO und BUNSENBRENNER No. 9.

Über die Cassette der letztgenannte Band, die den wunderbaren Elektro-Hit „Wir sind die Chemiker“ produziert hat, war in einem lokalen Fanzine folgendes zu lesen:

BUNSENBRENNER NR. 9
(C45, Ein Produkt der Fahrschulen-Organisation)

BUNSENBRENNER NR. 9 sind drei Typen (Weihnachtsmann, Jacomo, Edi Roger) aus Würzburg, die mit dieser C45 ihre ersten musikalischen Versuche veröffentlichen.
Angeblich will BUNSENBRENNER dem Hörer „die sagenhafte, bedrohliche und geheimnisvolle Welt der Chemie“ nahebringen, und schreckt dabei (angeblich) nicht vor „sensationellen Enthüllungen zurück“. Sensationen gibt es auf diesem Tape trotzdem nicht, weder chemisch noch musikalisch. BUNSENBRENNERs Musik wird von Synthesizern und Rhythmusgerät bestimmt, ab und zu spielt mal jemand Bass, Gitarre oder Trompete. Teilweise wirkt das Ganze dilettantisch. Manchmal klingt es dann doch ganz gelungen und manchmal wird es sogar gut tanzbar. Der Gesang ist nicht so toll, meist nur eine Art Sprechgesang. BUNSENBRENNERs Texte schwanken zwischen ‚ganz lustig‘ / ‚originell‘ und ‚hohl‘. Ernst, bedrohlich wird es eigentlich nur bei „Chemischer Tod“, einem chemischen Endzeit-Stück.
Auf die Dauer langweilen mich BUNSENBRENNER, weil sie 45min. lang fast immer das gleiche bringen. Besonders auffällig wird’s bei den Texten, wenn immer wieder Ionen, Chemiker, Anoden, Kathoden, Basen etc. auftauchen. Hätte BUNSENBRENNER eine C10 rausgebracht, wäre die sicherlich toll.

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(aus dem Würzburger Fanzine Oi Oi Oi!, 4. Heft, Juli 1984)

Späte Rose

Juni 16, 2012

Gestern nahm ich in der S-Bahn auf dem Weg nach Esslingen am Neckar (zum hervorragenden Konzert der Band Extra Life, btw.) neben einer ganz in Gelb gekleideten ‚älteren Dame‘ Platz. Sie nahm ein dünnes aber nicht kleinformatiges Buch aus ihrer Tasche – skurillerweise ein Liederbuch. „Karl Marx – 14 Lieder“ glaubte ich zu entziffern (kann das sein?*). Die Schrift war in Fraktur gesetzt.

Und da saß sie nun, las Lied für Lied, las den Text und las die Noten. Während ich neben ihr mit meinem mp3-Player saß und gegenüber noch ein Typ mit zwei Handys, die er auch noch ständig benutzte, las sie Musik, ließ die Lieder in ihrem Kopf entstehen, in ihrer eigenen Interpretation. Das ist auf sympathische Weise very old school! Und verschwendet keinen Strom.

GZ,
07.06.2012

* meine spätere Recherche ergab: ja, das kann sein.

Kompositionen für einen, zwei oder mehrere Töne

April 13, 2012

WEBER & SCHUSTER: „…spielen Frank Weghardt“
(7″EP, MultiPopProd., 1990)

Bisher waren mir Weber & Schuster zwar keine Unbekannten, aber so richtig kennengelernt habe ich sie erst durch diese Veröffentlichung. Auf mein Interesse stieß ihre bisherige Entwicklung immer (was natürlich auch am 10.16 lag), aber leider ist ihr Ruhm noch nicht bis nach Bärlin gedrungen, so daß ich immer noch einem ihrer Auftritte entgegenfiebern muß.

Die Musik dieser Single kann eine gewisse Seelenverwandtschaft zur Tödlichen Doris nicht verleugnen, und auch der ‚Schule der tödlichen Doris‘ (wie die Einzelmitglieder jetzt firmieren) würde diese Scheibe nicht schlecht zu Gesicht stehen. Im Gegensatz zur Doris wird hier allerdings rein instrumental vorgegangen, was den Reiz aber überhaupt nicht schmälert. Sieben kleine musikalische Miniaturen betören so das Ohr. Aber das reichliche Textbegleitmaterial (die Platte ist in einem beidseitig bedruckten DinA3-Bogen verpackt) macht den Hörgenuß kurzweilig. Mir ist nur schleierhaft, warum Schuster & Weber sich Frank Weghardt als Komponisten erkoren, denn nach seiner abgedruckten Biographie stößt er mich eher ab. Aber man muß ja nicht alles wissen!

Edi Roger

Dieser Text stammt aus Edit 15 des 10.16 Megazine, erschienen im Sommer 1990 in Würzburg.