Posts Tagged ‘2011’

Verschwundene Lokalitäten (8)

April 15, 2013

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DENSE Recordshop
(Petersburger Straße 81, 10247  Berlin, bis Oktober 2011),
gesehen am 15. April 2013

popXmas 2011

Dezember 1, 2012

Morgen ist der 1. Advent des Jahres 2012 und dann geht es weiter mit einer neuen Runde Weihnachtsmusik. Auch in diesem Jahr werde ich auf meinen Twitter-Kanal @popXmas Weihnachtsliedchen der anderen Sorte senden. Ab dem 1. Advent wird es jeden Tag einen Tweet mit einem Link zu einem ausgesuchten Musikstück geben.
Folgt also: www.twitter.com/popXmas
oder schaut auf facebook.com/popxmas vorbei!

Im letzten Jahr wurde folgendes getwittert:

Playlist: popXmas 2011

27.11.2011 (1. Advent)
The Raveonettes – Christmas (Baby Please Come Home)

28.11.2011
Tom Waits – Christmas Card From A Hooker In Minneapolis

29.12.2011
Wild Billy Childish & The Musicians Of The British Empire –
A Poundland Christmas

30.12.2011
Johnny Poindexter – What Are You Doing For Christmas, Satan?

01.12.2011
The Kinks – Father Christmas

02.12.2011
The Flaming Lips – Christmas At The Zoo

03.12.2011
Shane McGowan – Christmas Lullaby

04.12.2011 (2. Advent)
Jackson 5 – Santa Claus Is Coming To Town

05.12.2011
Amy Winehouse – I Saw Mommy Kissing Santa Claus

06.12.2011
Beach Boys – Little Saint Nick

07.12.2011
The Vandals – I Don’t Believe In Santa Claus

08.12.2011
Polyphonic Spree – Happy Xmas (War Is Over)

09.12.2011
Renate Holm – Kalenderlied

10.12.2011
Thornetta Davis – Funky Drummer Boy

11.12.2011 (3. Advent)
Katja Ebstein – Wovon träumt ein Weihnachtsbaum im Mai?

12.12.2011
Trojan Christmas Ska

13.12.2011
Steve Mauldin – O Holy Night

14.12.2011
Lemmy Kilmister – Run Run Rudolph

15.12.2011
Goto80 – Last Christmas (Hot Digi Remix)

16.12.2011
King Missile – Jesus Was Way Cool

17.12.2011
„… then you know it’s merry christmas“:
Ruth’s Refrigerator – Examine The Insects And Hit Them

18.12.2011 (4. Advent)
Poly Styrene – Black Christmas

19.12.2011
Johnny Cash And Daughters – Silent Night

20.12.2011
Ja König Ja – Weihnachtslied

21.12.2011
The Bewitched Hands – Christmas Tree

22.12.2011
Alex Chilton – The Christmas Song

23.12.2011
Basement 5 – Last White Christmas

24.12.2011
Johnny Ketzel & Sein Schliesser – Schnee von gestern

25.12.2011
Leadbelly – On A Christmas Day

26.12.2011
Misfits – Blue Christmas

31.12.2011 (Silvester)
März – Everybody Had A Hard Year

Bitte habt Verständnis, dass ich diese Playlist nur teilweise verlinkt habe.
Viele Links aus dem letzten Jahr funktionieren einfach nicht mehr…

(Das Bild wurde bei Micha & Elk geschossen).

Musik um zu leben

Februar 20, 2012

A Million Mercies – Wir sind elektrisch
(CD / LP-Box mit CD / Download, Hausmusik, HM 77, 2011)

Als mir DJ St.Micha 69 im letzten Dezember erzählte, daß es wieder einen Hausmusik-Online-Shop gibt, bei dem man auch noch die im Herbst 2011 erschienene, neue Platte von A Million Mercies bestellen kann, war ich hocherfreut. „Wir sind elektrisch“ ist seit seinen Beiträgen zur 2006 erschienenen Compilation „You Can’t Always Listen To Hausmusik But…“ (zwei Kollaborationen mit Broken Radio bzw. Calexico) Wolfgang Petters erstes musikalisches Lebenszeichen. Zwischendurch ging sein Hausmusik-Vertrieb dank nicht zahlender, internationaler Kundschaft den Bach runter, was ihn nicht davon abhielt, später mit Hausmunik einen Laden für Platten und Kaffeespezialitäten zu eröffnen. Und jetzt wurde das Hausmusik-Label für sein zweites Solo-Album wiederbelebt.

Für Fans gibt es dieses Album auch in einer limitierten Box mit LP und CD sowie einem großformatigen Siebdruck-Heft, für das der Johnny Cash-Biograph Franz Dobler die Liner Notes schreiben durfte. Die Vinyl-Ausgabe verdeutlicht die beiden Pole dieses Albums: Die ersten acht Songs sind eher akustisch und ruhiger, während es auf Seite 2 dann verstärkt und elektrifiziert zugeht. Die Beats werden lauter, der Titelsong rockt los und plötzlich gibt es mit „Speed“ sogar einen Synthie-Pop-Kracher aus der 80er-Jahre-Disco. Für „Reich die Hand“ wird die Musik aus dem blauäugigen Velvet Underground entliehen. Insgesamt überwiegt aber dieses auf nicht nur akustischer Gitarre basierende Singer/Songwriter-Dingens, das manchmal dezent von Elektronik und Sampling unterstützt wird. Das weckt bei mir stellenweise Assoziationen an die Fellow Travellers oder Leonard Cohen. Oder an Hausmusik-Freunde wie Calexico, was nun wiederum kein Wunder ist – denn deren Kontrabassist Volker Zander spielt neben anderen befreundeten Musikern auf einigen Stücken mit. Einmal geigt Martin Lickleder (Jeep Beat Orchestra, Suzie Trio, Moulinettes) und sogar Familienmitglieder tauchen immer wieder auf. Überhaupt ist dies eine sehr persönliche Platte. In „Man Behind The Drumkit“ verarbeitet er den Tod seines musikalischen Weggefährden Thomas Ganshorn (Fred Is Dead, Broken Radio). Und Wolfgang Petters findet dazu den passenden Ton, unterstützt mit Klangfarben von Akkordeon und Klarinette. Eingerahmt wird das Ganze von „Servabo“, einmal in englisch und einmal vorwiegend in deutsch. Überhaupt singt Wolfgang Petters (Fred Is Dead, Village Of Savoonga) mit seiner Nicht-Sänger-Stimme vorwiegend englisch, aber auch deutsch und italienisch.

Die Musik von A Million Mercies ist offensichtlich aus dem Leben gegriffen. Und das macht sie so einzigartig.

Diese Platte gefällt mir immer besser.

mrboredom
19.02.2012

Hörprobe auf Soundcloud:
„Come Sei Bella“

*****

Diskografie:

  • This Is Not Your Home / Matador (10″, 1994)
  • Elektrizität –  (hält dich in Bewegung) (LP, 1996)
  • A Million Mercies & Alles Wie Gross – 5 hours / Essen ist wichtig (7″, 1997)
  • Wir sind elektrisch (LP/CD, 2011)

Sampler-Beiträge:

  • „Jump Right Through The Window“ auf „Hausmusik“ (1991)
  • „Disobediance“ auf „Flederhausmusik“ (1994)
  • „Essen ist wichtig“ auf „Festplatte“ (1996)
  • A Million Mercies & Alles Wie Gross – „Essen Ist wichtig“ auf „Zur Hölle Mama – Perlen deutschsprachiger Popmusik #3“ (1998)
  • „Duck And Crawl“ auf „Do You Think That I’ll Be Different When You’re Through?“ (2001)
  • Broken Radio / A Million Mercies – „One Way Trip“ und A Million Mercies / Calexico – „Freunde“ auf „You Can’t Always Listen To Hausmusik But…“ (2006)

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Rigoros

Januar 12, 2012

Bad Alchemy 71
(Fanzine, 84 Seiten, DIN A5, Dezember 2011)

Dieses Fanzine, das auch heute noch in Form eines Heftes hinaus in die weite Welt tritt, gibt es schon seit 1985. Heutzutage ist dies ein „Produkt“ von Rigobert Dittmann (rbd), der sich fast im Alleingang um sehr spezielle Musik kümmert. Was nicht heißt, dass nicht immer wieder auch  Beiträge von befreundeten Schreibern auftauchen, im aktuellen Heft sind dies Michael Beck und Marius Joa.

Im Dezember 2011 erschien die 71. Ausgabe. Und auch hier wird wieder alles besprochen, was im Bad Alchemistischen Kosmos so vorkommt: Art Rock und Art Brut, mehr oder weniger freier Jazz und improvisierte Musik, elektronisches und elektroakustisches, Dröhn und Drone, apokalyptic Folk und imaginäre Folklore, Neue und Alte Musik a.m.o. Dittmann schreckt selbst vor stechenden Sinuswellen oder einer Serenade für Sirenen nicht zurück.
Um etwas Struktur in diese Welt zu bringen ordnet er seine Reviews nach den Labels, auf denen diese Musiken erscheinen, was er dort nicht unterbringen kann versammelt er in Rubriken, die er mit  „…over pop under rock…“, „…nowjazz, plink + plonk…“, „… sounds and scapes in different shapes…“ oder „…beyond the horizon…“ überschreibt. Die ersten Seiten gehören auch hier wieder den Live-Reviews, diesmal wird u.a. vom Freakshow Artrock Festival 2011 in Würzburg berichtet. Etwas ausführlichere Artikel gibt es über das Projekt Elend und über die Echtzeitmusik-Szene Berlin (eigentlich eine Buchbesprechung). Zwischendurch schweift er etwas ab und schwurbelt über den Lebensraummusik, Natur versus Stadtluft.

In seinen Reviews zeigt Rigobert Dittmann Querverbindungen der beteiligten Musiker auf und setzt sie so in einen Kontext, der sonst verborgen bliebe. Man wundert sich, wie rbd in diesem dunklen Wald den Überblick behält. Schließlich werden hier Namen genannt, die ein normaler Musikkonsument nicht mal vom Hörensagen kennt. Fred Frith, Alfred 23 Harth, Jim O‘Rourke, Ryuichi Sakamoto oder Nurse With Wound dürften bekannt sein. Aber wer sind all die anderen zwischen Anektoden und Zerang? Das Gehörte beschreibt und interpretiert er eloquent und nutzt dies ab und zu auch mal für Abscheifungen ins Philosophische, findet aber immer wieder auf fränkischen Erdboden zurück.

In Deutschland fällt mir kein Musik-Magazin ein, das sich um ähnlich abseitige, aber interessante Musik kümmert. Eine etwas größere kleine Schnittmenge hat Bad Alchemy höchstens mit dem britischen The Wire.

Der Umschlag von Bad Alchemy 71 zeigt übrigens das erste Mal in seinem Leben farbige Bilder. Auf der Rückseite ein Portrait der Musikerin Audrey Ginestet, die mit der Band Aquaserge Eindruck auf rbd gemacht hat, und auf dem Frontcover ein Gemälde von Tine Klink. Diese hat auch ein Bild zur akustischen Beilage beigesteuert. Denn für Abonnenten liegt dem Bad Alchemy auch ein Tonträger bei. Diesmal eine Doppel-3“-CD-R in einer DVD-Hülle des Labels Attenuation Circuit, dem im Heft vier Seiten gewidmet werden.

Gegründet wurde Bad Alchemy übrigens im Umfeld des Mailorder-Vertriebes Recommended No Man‘s Land, der zeitweise auch den Plattenladen Atahk in Würzburg betrieb. Anfangs lagen dem Fanzine Cassetten bei, später 7“-Singles und jetzt ausgewählte CD(-R)s.
In einem Interview mit Jochen Kleinhenz geht Rigobert Dittmann in der  Kulturzeitschrift Nummer auf die Gründung näher ein:
www.nummer-zk.de
Hier geht es zum PDF-Download dieser Nummer, der Artikel befindet sich auf Seite 18ff.
Nummer Dreizehn

Benannt wurde Bad Alchemy nach einem Song von Slapp Happy / Henry Cow, enthalten auf der LP „Desperate Straights“, komponiert von Peter Blegvad und John Greaves.

Und hier kann man alte Bad Alchemy Ausgaben kostenlos als PDF-Dateien herunterladen und die Kontaktadresse einsehen:
www.badalchemy.de

Best of 2011

Dezember 18, 2011

Die Heiterkeit live auf dem Reeperbahn-Festival 2011

Das mit den Jahresrückblicken ist ja immer so eine Sache. In der unten stehenden Aufzählung ist keineswegs das amtlich geprüfte Beste Des Jahres gelistet, sondern Musik, die mir in den letzten zwölf Monaten auf die eine oder andere Art einfach Freude bereitet hat. So ungefähr war also  mein 2011 als Musik-Konsument, alles wie immer rein subjektiv.

Leider gab es heuer auch wieder einige Pop-Tote – RIP!

Alben:
Andreas Dorau – Todesmelodien
Die Mobylettes – Immer schlimmer
Gutbucket – Flock
Matana Roberts – Coin Coin Chapter One
Mutter – Mein kleiner Krieg
My Brightest Diamond – All Things Will Unwind
PJ Harvey – Let England Shake

Singles:
Die Heiterkeit – Alle Menschen (4 Track EP)
Die Aeronauten – Too Big Too Fail / Zementgarten

German digital native twitterhude newcomer:
Mayonnaise und Fanta – Milchmischerzeugnis EP

Konzerte:
Talibam!
(22.06.2011, MS Stubnitz, Hamburg)
Palais Schaumburg
(16.12.2011, Golden Pudel Club, Hamburg)
Rhys Chatham (Portrait Konzert)
(20.01.2011, Klub Katarakt, Hamburg)

Museum:
Kraftwerk 3D Video-Installation
(Kunstbau Lenbachhaus, München)

Kino:
Pina
We Don‘t Care About Music Anyway

Trauer:
Mick Karn (24.07.1958 – 04.01.2011)
Trish Keenan (28.09.1968 – 14.01.2011)
Poly Styrene (03.07.1958 – 25.04.2011)
Gil Scott-Heron (01.04.1949 – 27.05.2011)
Conrad Schnitzler (1937 – 04.08.2011)
Hans Reichel (10.05.1949 – 22.11.2011)

Du verstehts uns nicht

Oktober 19, 2011

Die Aeronauten: Too Big To Fail / Zementgarten
(7“, Picture Disc, Ritchie Records, 2011)

Von den Die Aeronauten aus der Schweiz gibt es übrigens eine neue, farbig bedruckte Single.

Auf Seite 1 kommen sie verhalten daher, mit zurückhaltenden Drums, akustischer Gitarre, schöner Orgel und Olifr. M. Guz entschuldigt sich für seine Fehler. Für was genau weiss man nicht – und der Rest der Band singt background und pfeift sich einen. Hat also garantiert nichts mit Bankenkrise und Systemrelevanz zu tun.

Auf der anderen Seite rockt die Band wieder, die Bläser dürfen endlich in ihre Hörner stoßen (und nicht nur pfeifen), Bass und Gitarre riffen fein vorwärts. Auch hier ist der Text etwas fremdartig. Was wird da vom Todesplaneten Morta gesungen? „Du verstehst uns nicht“, gibt man dem Zuhörer zu verstehen. Es riecht seltsam. Aber die Musik ist wie immer gut.

Ist da etwa eine neues Album unterwegs?
Würde mich freuen.

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It’s More Fun In 3D

Oktober 18, 2011

Kraftwerk
3D Video-Installation
Kunstbau Lenbachhaus München
15. 10 – 13.11.2011

Schöner Zufall, dass ich letztes Wochenende in München war. Denn seit dem Samstag nach ihren drei Konzerten in der Alten Kongresshalle sind die – live wohl ebenfalls verwendeten – Animationen von Kraftwerk im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen. Die Musikvideos werden an die Längsseite der in einer U-Bahn-Station befindlichen Ausstellungshalle projeziert – in 3D. Am Eingang wird jedem Besucher eine entsprechende Brille augehändigt. Allerdings ist hier kein 3D-Hollywood-Kino-Schnickschnack zu sehen, sondern geschmackvoll designte, eher graphisch oder gar typographisch orientierte Animationen. Da wird zu „Autobahn“ das damalige Gemälde animiert und dreidimensional aufgearbeitet. Die karge Landschaft schaut zwar anfangs etwas nach Teletubbies aus, aber später fragte ich mich allerdings ob da hinter Leverkusen nicht Düsseldorf in Sichtweite kommt. Die ziemlich leeren Autobahnen und die knuffigen Automobile lassen nostalgische Gefühle aufkommen.

Geschätze eineinhalb Stunden kann man hier mit Techno-Synthie-Pop-Klassikern wie „Radioaktivität“, „Menschmaschine“, „Heimcomputer“, „Musik Non Stop“ oder auch „Vitamin“ etc. verbringen. Dreimal springen einem fast Nummern, Noten oder Blasen direkt ins Gesicht. Besonders gut kommt der 3D-Effekt in virtuellen geometrischen Räumen. Allerdings zeigt sich manchmal auch, dass Kraftwerk keine Vorreiter in Sachen 3D-Technik sind, sondern diesen Trend wiedermal dazu nutzen, ihr Reperoire bzw. dessen Präsentation an die Jetztzeit anzupassen. Seit ca. 20 Jahren machen sie nichts anderes. Dass sie nun endlich im Museum angekommen sind, kann man ihnen somit nicht nachsagen – denn ihre eigene Musealisierung betreibt Kraftwerk ja eigentlich seit sie ihr Material digitalisierten und somit ihr alt-bewährtes Repertoire technisch aktualisiert haben. Dies passiert hier ähnlich auf visueller Ebene.

Neben den eigentlichen Projektionen kann man auch noch die vier Kraftwerkler als Roboter-Puppen in schwarzen Schreinen begutachten. Auch diese bewegen sich von Zeit zu Zeit.

Der Eintritt kostet übrigens nur 5 Euro.
Meine Empfehlung: Ansehen!

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Feedback

September 25, 2011

Mein Eindruck vom Reeperbahn-Festival 2011
(22.-24. September 2011, verschiedenste Örtlichkeiten, Hamburg)

Schon wahnsinnig, da kommen fast 200 Bands an drei Tagen nach Hamburg auf das Reeperbahn-Festival. Einige sind etwas bekannter, die meisten eher nicht. Und so muss man sich bei der eigenen Programmgestaltung und der damit verbundenen Auswahl am besten auf Tipps von Freunden, den eigenen Instinkt oder den Zufall verlassen. Ich habe mir meist ein paar Fixpunkte gesetzt mit Bands, die ich auf jeden Fall mal sehen wollte, der Rest durfte sich ergeben.

Nicht nur die Bands und Veranstaltungsorte wurden immer mehr, auch das Beiprogramm mit Kunst und Campus (anscheinend so eine Art Branchentreff oder wasauchimmer) umfangreicher. Es gab sogar Lesungen und einen Poetry Slam. Die täglichen Programmzettel wurden dadurch ganz schön breit.

Die interessanteren Konzerte fanden eher in den kleinen Clubs statt. So gibt es in der Hasenschaukel meist interessante LiedermacherInnen zu erleben, beispielsweise MIREL WAGNER mit wunderbaren, etwas düstere Songs und eher zurückhaltendem Gitarrenspiel. Ihr Song „No Death Can Tear Us Apart“ ist einfach faszinierend. Schade nur, dass diese kompakten Veranstaltungsorte immer so schnell überfüllt sind. In der Molotow Bar musste man sich richtig rausquetschen um zum nächsten Konzert zu hechten.
Dort überraschte mich das Power Trio PAPER (Drums, Gitarre, Keyboards, Gesang) aus Schweden mit Ihrer gnadenlosen Mischung aus Punk Rock und Synthie Pop. Hätte vielleicht gut zur APPARAT ORGAN BAND gepasst, die ich mir gerne angesehen hätte, wenn sich deren Gig nicht mit dem von HERMAN DUNE überschnitten hätte. Dieser legte mit zwei Mitmusikern in der gediegenen Atmosphäre der Fliegenden Bauten einen schönen Auftritt hin, der mir anfangs etwas zu rockistisch erschien, mir aber später immer besser gefiel. Sympathischer Singer-Songwriter-Folk-Rock, jetzt ganz ohne „Anti-“ vor dem „Folk“.

Gut gefallen hat mir auch der Auftritt der Hamburger Frauenband DIE HEITERHEIT. Ich vermute, dass sich die Musikerinnen gerne auch Parole Trixi und Britta anhören. Schöne schrammelige, melancholische Gitarrenmusik mit deutschsprachigen, von einer relativ tiefen, angenehmen Stimme vorgetragenen Texten, für die manchmal fast ein Einzeiler genügt. Danach spielte ANNIE B SWEET in Angie‘s Nightclub. Aber das war mir zu süss und zuviel La La und dann coverte sie auch noch diesen langweiligen Hit von Aha.

GABBY YOUNG & OTHER ANIMALS war so ungefähr das Gegenteil von DIE HEITERKEIT, nämlich eine extrovertierte Jazz-Pop-Showtime mit abwechslungsreicher Musik, zum Mitsingen und Mitklaschen. Young wäre wohl gerne Opernsängerin geworden und singt in den höchsten Tönen, während ihre Musiker Freude daran haben dem Publikum ihre Könnerschaft unter Beweis stellen zu können. Das ist Entertainment pur. Aber ich möchte nicht unterhalten werden – ich möchte interessante Musik hören.

Das Konzert vom MICHAELA MEISE fiel am stärksten aus diesem Singer-Songwriter-Indie-Pop-Rock-Rahmen. In der (evangelischen) St. Pauli Kirche spielte sie alte (katholische) Kirchenlieder, die bis ins 16. oder 17. Jahrhundert zurück reichen – und zwar auf einem Akkordeon! Als Einstieg interpretierte sie aber noch das Lied „König“ von Nico. Durch das schnörkellose Akkordeon-Spiel und ihrer hellen Stimme bekommen diese Lieder eine schlichte Schönheit. Bei den letzten beiden Liedern wurde sich noch von Anna Voswinckel gesanglich unterstützt (selbiges tat übrigens auch Dirk von Tocotronic von Lowtzow auf ihrer LP bei „Preis dem Todesüberwinder“). Schade, dass nicht so viele Leute den Weg in die Kirche gefunden haben.

Am letzten Tag habe ich als erstes den Weg in eine Lesung geschafft. Im Imperial Theater trug TINO HEINEKAMP Ausschnitte aus seinem Klub-und-Kiez-Roman „Sowas von da“ vor. Ebenso wie sein Buch begann diese Lesung mit einem Knall. Schreckschusspistole. Das Ganze war sehr amüsant, da er gerne auch auf das Publikum eingeht, sich selbst unterbricht um Sachen anzumerken oder im Text erwähnte Songs einspielt. Als Intro wurden filmische Sankt-Pauli-Impressionen aus den 50er Jahren gezeigt; in der Halbzeitpause wurde Andreas Dorau gespielt.
Den zweiten Teil erlebte ich nicht mehr, weil ich noch Francis International Airport im Grünen Jäger sehen wollte und der ist ungefähr einen Kilometer von der Reeperbahn entfernt (vielleicht sollte man sich einen neuen Namen für das Reeperbahn-Festival ausdenken?). Der Grüne Jäger ist übrigens eine optimale Location wenn man nur ein paar Meter vor der Bühne stehen und gleichzeitig die Band doch nicht sehen möchte. Hören konnte man jedenfalls angenehmen Indie-Pop mit schönen Feedback-Flächen.
Im Molotow hatte dann die englische Band FIXERS ihr Debüt auf dem europäischen Festland und gab nervösen Indie-Rock zum besten, der hinsichtlich Gesang und Electronics stellenweise Anleihen bei Animal Collective nahm, aber ansonsten viel strukturierter und härter als diese daher kam.
Das Konzert von Ja,Panik! im Grünspan war für mich dann der krönende Abschluss. Indie-Gitarren-Mucke mit Klavier und deutsch-englischsprachiger Kauderwelsch-Lyrik. War eh klar, dass das gut wird.

Dummer Nebeneffekt des Reeperbahn-Festivals:
Ab sofort kann ich keine Gitarrenmusik mehr hören. Überall Gitarren, Gitarren, Gitarren. In jeder Band mindestens eine. Ich kann nicht mehr. Jetzt erstmal als Gegengift Musik von The Gamelan Orchestra From Pliatan hören…

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Meine Reeperbahn Fest 2011 Empfehlungen

September 5, 2011

2010 in der Hasenschaukel

Hier nun also meine Empfehlungen für das diesjährige Reeperbahn-Festival in Hamburg, Germany.
Seit ein paar Tagen ist der Zeitplan online. Und wie so oft kenne ich nur einen sehr kleinen Bruchteil der Bandnamen. Aber folgende Künstler sind mir dennoch aufgefallen.

Donnerstag, 22. September 2011

20:00 Uhr, Docks
The Raveonettes
Sixties-beeinflußter Shoegazer Sound aus Dänemark.
The Raveonettes – War In Heaven
Nachtrag vom 20.09.2011:
Das Konzert der The Raveonettes fällt leider aus gesundheitlichen Gründen aus.

21:20 Uhr, Angie‘s Nightclub
Die Heiterkeit
Neue Hamburger Frauenband.
Die Heiterkeit – Alle Menschen

Freitag, 23. September 2011

20:00 Uhr, Docks
Findus
Laute Gitarren, deutschsprachige Texte.
Findus – Gehen im Schnee

21:30 Uhr, Fliegende Bauten
Christiane Rösinger
Das Konzert dieser Pärchen-Hasserin vor ein paar Monaten im Uebel & Gefährlich war ziemlich gut. In ihrer Band befanden sich neben zwo Leuten von Ja,Panik! auch die Gitarristin der Jolly Goods.
Christiane Rösinger – Berlin

23:10 Uhr, Fliegende Bauten
Herman Dune
Früher Anti-Folk, jetzt Rock‘n‘Roll Duo (zumindest behaupten sie das…).
Herman Dune – Tell Me Something I Don‘t Know

23:20 Uhr, Moondoo
Apparat Organ Quartet
(Nicht zu verwechseln mit der Band Apparat).
Die Instrumentierung erinnert mich an das finnische Trio Aavikko:
1 Schlagzeug + Keyboards – in diesem Falle vier.
Apparat Organ Quartet – Sirius Alfa

Samstag, 24. September 2011

20:30 Uhr, Grüner Jäger
Francis International Airport
Schöner Indie-Pop aus Österreich.
Francis International Airport – Monsters

23:20 Uhr, Grünspan
Ja,Panik!
Schrammeln-Gitarren mit deutsch-englischer Kauderwelsch Lyrik.
Ja,Panik! – Totengräber gegen Geisterjäger

23:15 Uhr, Grüner Jäger
206
Gitarren-Band aus Halle; deutschsprachige Texte; ihre erste Platte erschien bei Zickzack.
206 – Hallo Hölle

Alle Orts- und Terminangaben wie immer ohne Gewehr.

Stundenplan zum Selbstentdecken:
reeperbahnfestival.com/timetable

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Hinweis: Unerhört! 2011

März 28, 2011

Unerhört! Musikfilmfestival Hamburg
7. bis 10. April 2011

Eigentlich war das 4. Unerhört! Musikfilmfestival für Dezember 2010 geplant und terminiert. Aber da es Probleme mit der Finanzierung gab, wurde dieses Festival auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun kooperiert es offensichtlich mit der 8. Dokumentarfilmwoche Hamburg und hat dort acht Musikfilme untergebracht.

Am zweiten Tag der Dokumentarfilmwoche wird dann also das Unerhört! mit dem Film „Upside Down – The Creation Records Story“ eröffnet. Ein Film über dieses interessante englische Label, das seit 1983 Bands wie Felt, Jesus & Mary Chain und My Bloody Valentine, aber auch Primal Scream oder Oasis veröffentlicht hat.

Toll finde ich alleine schon den Titel des Films „We Don’t Care About Music Anyway“ über japanische Klangforschung. Neben mir unbekannten Namen taucht dort auch Otomo Yoshihide auf. Das dürfte also interessant werden.

Weitere Filme befassen sich mit Musikern und Bands wie Sly Stone, Youssou N’Dour und Staff Benda Bilili (aus Kinshasa). Oder mit der Entstehung der muslimischen Punk-Szene.

Heiß und funky wird es wohl bei „Coals to Newcastle“ zugehen, während bei „Music From The Moon“ eher eine Reise durch kühle nordische (Musik-) Landschaften zu erwarten ist.

Die Leute von der Dokumentarfilmwoche haben übrigens noch zwei  weitere Musikfilme im Programm: einen über Die Sterne und einen über den Auftritt von Jimi Hendrix auf Fehmarn.

So schaut der Programmplan vom Unerhört! 2011 aus:

Donnerstag, 07.04.2011,  21:15 Uhr, Metropolis
Upside Down – The Creation Records Story *

Freitag, 08.04.2011, 19:30 Uhr, B-Movie
Coming Back For More – Finding Sly Stone *

Freitag, 08.04.2011, 21:30 Uhr, B-Movie
Coals to Newcastle: The New Mastersounds From Leeds to New Orleans *

Samstag, 09.04.2011, 20:30 Uhr, Lichtmess
Music From The Moon *

Samstag, 09.04.2011, 21:00 Uhr, Metropolis
Benda Bilili!

Samstag, 09.04.2011, 22:30 Uhr, B-Movie
Taqwacore – The Birth of Punk Islam

Samstag, 09.04.2011, 23:00 Uhr, 3001
We Don’t Care About Music Anyway *

Sonntag, 10.04.2011, 21:30 Uhr, 3001
Youssou N’Dour: Rückkehr nach Gorée

Programmdetails siehe hier:
www.unerhoert-filmfest.de
www.dokfilmwoche.com

* wir sehen uns dann voraussichtlich bei diesen mit dem Stern der guten Hoffnung gekennzeichneten Filmen.