Gesehen an der Trambahnhaltestelle Gontardstraße, Alexanderplatz, 10178 Berlin, Germany, 21.12.2013
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Wat?
Januar 24, 2014Fantas Schimun in Gold
Januar 21, 2014FANTAS SCHIMUN – Golden Balls
(LP / DL, KETO Recordings, KETO-001-2013, 2014)
Auf ihrer letzten Veröffentlichung, der Doppel-LP „Variationen über die Freiheit eines anderen / Der Himmel ist blau – Ein Alptraum in Stereo“ (erschienen 2010 bei ZickZack), wurde zum Mars geflogen – jetzt ist Fantas Schimun wieder „Back To The Present“, so der erste Songtitel ihres im Januar 2014 erscheinenden Albums „Golden Balls“, das auf ihrem eigenen Label KETO Recordings veröffentlicht wird – in den Darreichungsformen Vinyl und Download.
Acht eigentlich recht unterschiedliche Songs gibt es hier zu hören, die dennoch ein weitgehend gemäßigtes Tempo gemeinsam haben, alle irgendwie fast schon Nacht(sunterwegs)musik. Jazzklangfarben gebende Instrumente wie Kontrabass, Vibraphon oder Fender Rhodes Piano ertönen und tauchen die Musik in elegant nächtliches Blauschwarz. „Aaahrgh“ klingt fast so als hätte Bohren und der Club of Gore gute Laune. Bei „Bunch“ gibt es ein mehr oder weniger verstecktes Harry Belafonte-Zitat und beim sanft groovenden „Back To The Present“ die wie durch ein Telefon bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Stimme von Max Müller (Mutter) zu hören. Es wird in verschiedenen Sprachen gesungen und nicht immer von Fantas Schimun selbst. Der in französischer Sprache mit sonorer Sprechstimme vorgetragene und von Akkordeon geprägte Song „Los Muertos“ erinnert mich warumauchimmer an Albert Marcoeur – dabei singt Kouassi Penicka. Und der Song, der mich warumauchimmer an Ursula Rucker erinnert wird von Elinor Mora vorgetragen.
Und dann gibt es auch noch diese wunderbare Version von „Hello“ (im Original von Lionel Richie), gesungen von einem imaginären (?), fast schon gospelig anmutenden Chor. Stimmen pur, in sich ruhend, voller Seele.
Eine Platte mit überraschender Deepness sowie herzergreifender, aber keineswegs ungebrochener Schönheit.
Download ist wohl ab Ende Januar 2014 verfügbar, das limitierte Vinyl kann man bereits bestellen. Nähere Infos zu den Bezugsquellen:
fantasschimun.wordpress.com
GZ,
20.01.2014
Verschwundene Lokalitäten (9)
Dezember 31, 2013Leben
Dezember 23, 2013popXmas 2013
Dezember 22, 2013Und nun gleich auch noch die Playlist für:
popXmas 2013
01.12.2013 (1. Advent)
Bearsuit – Cookie Oh Jesus
02.12.2013
Swiss Organ Man performs „Jingle Funk“
03.12.2013
Grace Jones – Little Drummer Boy
04.12.2013
The Wedding Present – No Christmas
05.12.2013
They Might Be Giants – Santa’s Beard
06.12.2013
Bo Carter – Santa Claus
07.12.2013
Mott The Hoople – Death May Be Your Santa Claus
08.12.2013 (2. Advent)
Thin White Rope – Christmas Skies
09.12.2013
Georg Kreisler – Weihnachten ist eine schöne Zeit
10.12.2013
The Sonics – Don’t Believe In Christmas
11.12.2013
Flaming Lips – White Christmas
12.12.2013
John Denver & The Muppets – Twelve Days Of Christmas
13.12.2013
Irving Berlin – White Christmas (violin: Heifetz)
14.12.2013
Jim Reeves – The Merry Christmas Polka
15.12.2013 (3. Advent)
Nat King Cole – The Christmas Song
16.12.2013
Calexico – Green Grows The Holly
17.12.2013
The Creams – Santa Says
18.12.2013
Wild Billy Childish & The Musicians Of The British Empire – A Quick One (Pete Townsend’s Christmas)
19.12.2013
Ronald Shannon Jackson – Christmas Woman (live)
20.12.2013
Carla Bley – Away In A Manger
21.12.2013
Rocket From The Crypt – Cancel Christmas
22.12.2013 (4. Advent)
A Charlie Brown Christmas – Christmas Time is Here
23.12.2013
James Brown – Let’s Make Christmas Mean Something This Year
24.12.2013
Tom Heinl – Christmas Tree On Fire
25.12.2013
William S. Burroughs – The Junky’s Christmas
26.12.2013
Blind Lemon Jefferson – Christmas Eve Blues
01.01.2014
Hildegard Knef – Prost Neujahr, es war ein gutes Jahr
(Das Bild wurde bei Micha & Elk geschossen).
Best of 2013
Dezember 17, 2013
An aeolian harp on top of a former water tower,
part of Max Eastley’s sound installation Aeolian Circles.
Schon seltsam, im Lauf der Zeit werden meine Listen mit den Lieblingen des Jahres immer kürzer. Nunja, egal, hier nun wiedermal ein Überblick über die Sachen aus dem Jahr 2013, die mir irgendwie gut gefallen haben. Hipsterkinderkram müsst ihr woanders suchen.
Alben
Laurent De Schepper Trio – Aquanaut
Woog Riots – From Lo-Fi To Disco!
Konzeptkunstvinyl
Christine Sun Kim / Wolfgang Müller – Ranging From Panning To Fanning
Maxi-Single
Die Tödliche Doris – Stopp (Der Information) (Vollendet von Namosh 2012)
Wiederveröffentlichung
Max Müller – Alt Und Schwul
Bestgelaunte Musik
Orchestre Miniature in the Park – Der Sommer ist da EP
Denkwürdige Konzerte
Jerry Dammers‘ Spatial Orchestra
(25.02.2013, Haus der Kulturen der Welt, Berlin)
Auf / Shellac
(29.05.2013, Berghain, Berlin)
Tolles Festival
A L’Arme Festival Volume II – Avantgarde Jazz
(08.-10.08.2013, Radialsystem V, Berlin)
Bestes Lied im Burt-Bacharach-Gedächtnis-Sound
Julia Holter – This Is A True Heart
Sound Museum
Max Eastley – Aeolian Circles
(Singuhr Hörgalerie, Großer Wasserspeicher, Berlin)
Musikdokumentation
Ralf Schuster – Wer komponiert ist ein Idiot
Buch
Wolfgang Müller – Subkultur Westberlin 1979-1989
Trauer
15.08.2013 Almut Klotz
18.09.2013 Lindsay Cooper
23.09.2013 Paul Kuhn
19.10.2013 Ronald Shannon Jackson
27.10.2013 Lou Reed
Doris 2013
Dezember 13, 2013Das Jahr 2013 war ein gutes Jahr für Doris. Das Jahr 2013 war durchaus ein gutes Jahr für die längst tote Die Tödliche Doris. Das Jahr 2013 war ein wirklich gutes Jahr für die Künstlergruppe Die Tödliche Doris (1980 bis 1987).
Anfang des Jahres erschien das kleine, aber dicke Buch „Subkultur Westberlin 1979 – 1989„, in dem Doris omnipräsent und mit dem Urheber Wolfgang Müller (ex Die Tödliche Doris und auch irgendwie Nachlassverwalthervongoethe dieser Band) gerne auf Lesereise ist – vor ein paar Wochen gastierte er damit beispielsweise in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg zu Berlin.
Posthum erschien mit der Maxi-Single „Stopp (Der Information) (Vollendet von Namosh 2012)“ (Squoodge Records, SR 17.102), auch noch ein fulminanter Elektro-Hit, wie ihn Doris damals nie alleine hingekriegt hätte.
Im Text der erwähnten Vollendung heißt es: „Im Indie-Plattenladen steht ein Mädchen rum / sie ist perfekt gekleidet und sie ist nicht dumm / ihr Name ist Christine, ich find sie supertoll / sie kauft sich diese Platte…“ – vielleicht eine Liebeserklärung an Christine Sun Kim, mit der Elfenforscher Wolfgang Müller anno 2013 die gehörlose Konzeptkunstdoppelsingle „Ranging From Panning To Fanning“ (Squoodge Records, SR 17.99) veröffentlicht hat?
Auch das noch: Das Berliner Musikliebhaberlabel Mauerstadtmusik veröffentlich mit „Losspielen“ (MM 011, K’01) in Zeiten der digitalen Cloud eine analoge Cassette mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen der guten alten Dame Doris. Limited Edition versus internetter Allzeitverfügbarkeit.
Und dann bedankt sich Elke Käthe Kruse (ex Die Tödliche Doris) auf ihre Weise in der Zwinger Galerie für ihre Zeit mit Doris oder so (ich selbst habe diese Ausstellung noch nicht gesehen) – noch zu besichtigen bis 18. Januar 2014 in Berlin-Schöneberg.
In der Tat ganz schön viel Action für eine längst zu Grabe getragenen Pöst Pünk Bänd Künstlergrüppe.
GZ,
13.12.13
Funny Funkturm
Dezember 1, 2013Annas Laden
November 22, 2013Vor zwei, drei Wochen bin ich das erste Mal an diesem neu gestalteten Schaufenster eines leerstehenden Ladenlokals vorbei gekommen (irgendwann gab es hier mal ein Gemüsegeschäft). Auf der Fensterscheibe wurden handgemalte Lettern aufgeklebt: „Serafinas spiritistischer Salon“ heißt es da. Die im Raum verteilten Möbel und Gegenstände wirken wie aus dem beginnenden letzten Jahrhundert. Auf einem ovalen Tisch wurden Handschuhe drapiert. Ich assoziiere eine Séance. Im anderen Fenster sind auf einem Tischchen Glasschalen mit abgeschnittenen Haaren platziert worden. In der Tür ist auf Zetteln mit altmodischer Handschrift zu lesen:
Serafinas spiritistischer Salon
Ausstellung von Anna Peschke
Performance mit Gastkünstlern 3.- 7. Dezember
Desweiteren:
Sind Spiritismus und Okkultismus wirksame Methoden, um gegen die transzendentale Obdachlosigkeit anzukämpfen oder nur eine „Metaphysik der dummen Kerle“ (Th. Adorno) ?
Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat, aber es schaut interessant aus.
Ergänzung:
Bis zum 7. Dezember 2013 wird der Salon täglich zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet. Die anwesende Künstlerin macht auch gerne Aurafotos von und für die einzelnen Besucher.
Die Performances mit Gastkünstlern finden vom 4. bis 7. Dezember 2013 jeweils um 20 Uhr statt.
(Gesehen in der Greifswalder Straße 36, 10405 Berlin, Germany)
GZ,
22.11.2013,
ergänzt am 30.11.2013
Humor 001
November 17, 2013Max Müller – Alt Und Schwul
(Tape, C30, Mauerstadtmusik, MM012, 2013)
MM wie Mauerstadtmusik, MM wie Max Müller. Bei diesem Tape handelt es sich um eine Wiederveröffentlichung von Material, das im Jahr 1987 in einer Kreuzberger Wohnung mit einfachen Mitteln aufgenommen und als Kassette unter Freunde gebracht wurde. Thomas Pargmann, der Mauerstadtmusik-Macher (MMM), hat sich sogar die Mühe gemacht, mit den alten Bändern in ein Studio zu gehen und dieses Tape neu zu mastern. Dabei kam eine mehr als ordentliche Klangqualität heraus.
Ja, das ist wirklich eine Wiederveröffentlichung einer Musikkassette als Musikkassette, kein Vinylsammlerspekulationsobjekt (mit dem Motto „first time on vinyl“) und einen Downloadcode hierfür gibt es auch nicht. Die Musik wird in der Tonträgerform neu präsentiert, in der sie zuerst veröffentlicht wurde. Aber wer hat den heutzutage noch ein Cassettenabspielgerät zu Hause, höre ich so manchen fragen. Garnicht mal so wenige, vermute ich. Vintage Audio ist doch en vogue. Und nachdem für Vinylfetischisten ein Record Store Day ausgerufen wurde, fand in diesem Jahr erstmals ein Cassette Store Day statt, allerdings mit null teilnehmenden Läden in Germany. Davon abgesehen: wer kein Tapedeck in seinem Haushalt beherbergt, ist meines Erachtens sowieso zu bemitleiden. Aber kommen wir zurück auf dieses Tape mit der schönen Bestellnummer MM 012.
Zu hören sind hier 12 Miniaturen, vermutlich mit Hilfe eines Vierspurtapedecks entstanden sowie Instrumenten wie Rhythmusmaschine, Keyboards, Effektgeräte, Gitarre und natürlich Max Müllers Stimme, die man auch von der Band Mutter kennt. Die Aufnahmen klingen rauh und ungehobelt, Störgeräusche wie das Klacken der Aufnahmetaste sind Bestandteil der Stücke. Es schrammelt und scheppert. Wer die Single „Wir steh’n hier jeden Tag“ / „Sie ist aus Holland“ (1989 erschienen auf Die Tödliche Doris Schallplatten) kennt, kann sich ungefähr eine Vorstellung machen, wie das hier klingt. Zwei Titel haben es auch schon auf die Compilation-CD „Max Müller“ (1995 erschienen auf Die Eigene Gesellschaft) geschafft, u.a. „Zweiter Weihnachtsfeiertag“, eines der besten (Nicht-) Weihnachtslieder ever.
Einige Songs sind Portraits von Menschen mit Tendenz zum Scheitern, sogar in einem Instrumental geht es um ein Scheusal. „Ein seltsamer Tag“, ebenfalls instrumental, klingt als hätte Der Plan den Soundtrack für einen Endzeitfilm auf Demo-Tape skizziert, strange und skurril.
Auf dem ursprünglichen – und auf dem Cover dieser CompactCassette abgebildeten – Mastertape wurde handschriftlich die imaginäre Bestellnummer „Humor 001“ aufgebracht, was in der Tat von einem speziellen Humor zeugt, auch wenn dieses Tape das Gegenteil einer Witzkassette darstellt.
Für mich eine der interessantesten und besten Wiederveröffentlichungen des sich zu Ende neigenden Jahres 2013.
GZ