Posts Tagged ‘Bamberg’

Zwischen den Orten (3)

Dezember 31, 2014

Unterwegs3

Blick aus dem Fenster während der Bahnreise von Würzburg nach Bamberg, 28.12.2014

Freak Out!

Februar 22, 2012
Frank Zappa by Andreas Rausch

Frank Zappa by Andreas Rausch

Andreas Rausch – Zappaesk
(235 Seiten, Ehapa Comic Collection, 2002/2005)

So ein riesiger Fan von Frank Zappa (1940 – 1993) war ich ja eigentlich nie. Okay, die „Over-nite Sensation“ hatte ich mir bereits als Teenager gekauft, aber dann kam lange nichts. Erst als mir Meve diese 2004 auf Cordelia Records (dem Label von Alan Jenkins) erschienene Compilation „Lemme Take You To The Beach“ mit Cover-Versionen von Zappa-Songs im Surf-Stil schenkte, wurde ich wieder neugierig. Und wenn man sich dann so nach und nach die Originale anhört, merkt man, daß das alles ja super interessant ist. Ziemlich eigenartiger Typ, dieser Frank Zappa.

Ein richtiger Zappa-Fan ist dagegen Andreas Rausch (*1963) aus Bamberg. Mit dem Comic „Zappaesk“ hat er eine „Hommage an die Mutter der Erfindungen“, wie es im Untertitel heißt, geschaffen, die seines gleichen sucht. Das ist aber keine Biographie als sauber chronologisch erzählte Graphic Novel oder gar so etwas wie „Zappa für Dummies“. Keineswegs! Hier taucht ein Freak ins Zappa-Universum ein und läßt sich vom Lebenslauf des Künstlers, seiner Musik, den Song-Texten, aber auch von den Artworks der vielen Zappa-Platten inspirieren. Ein bißchen Kunstgeschichte, Goethes Faust und Philosophie ist auch dabei. Das Ganze kommt durchaus sprung- und collagenhaft daher, es wir ein- und ausgezoomt und einzelne Teile durch harte Schnitte verbunden. Der Stil der schwarzweißen Panels ist recht heterogen und changiert zwischen 70er-Jahre-Wimmelbildern und klaren, zeitlosen Einzelseiten. In diesen Bildern stecken so viele Details und Anspielungen auf das Werk des Künstlers Zappa, daß diese in einem umfang- und lehrreichen Anhang erklärt werden. Darüber bin ich als Zappa-Anfänger äußerst dankbar. Wenn man die ein oder andere Zappa-Biographie bereits gelesen hat, ist die Lektüre dieses Comics wahrscheinlich noch amüsanter, weil man da die eine oder andere Anspielung besser erkennt. Aber auch so ist das schon ziemlich klasse.
Kurioserweise ist der Text dieses Buches durchgehend in deutscher Sprache gehalten, auch in Passagen, die sich auf die amerikanischen Songtexte beziehen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn eine englisch-sprachige Version dieses Comics erscheinen würde. Vielleicht würde das bei den amerikanischen Freaks wie warme Semmeln weggehen?

Verschwundene Lokalitäten (1)

Juni 27, 2011

Rex Melodica
(Plattenladen, Bamberg, 1999 bis 2009)

Clap Your Hands

Mai 2, 2011

Mobylettes live
(Morph Club, Bamberg, 1. Mai 2011)

Gestern war ich in Bamberg gewesen und habe dort die eleganteste und beste Hamburger Beatgruppe der Jetztzeit erlebt. Vier Männer bekleidet mit schwarzen Stoffhosen, weißen Hemden und Krawatten, die Sängerin in einem formschönen Kleid, der Gitarrist auch noch mit extravaganten weißen Schuhen und heißerer Stimme.

Die Mobylettes stellten nicht nur Ihre neue Platte „Immer schlimmer“ vor, sondern streuten auch ältere Lieder in ihr Konzert ein und noch ein paar ihrer hervorragenden Gershwin-Interpretationen. Ihr Sound mit Hammond-Orgel, Gitarre, Bass und Schlagzeug ist einfach scharf. An diesem Sonntagabend hätten es zwar ruhig ein paar Leute mehr im Publikum sein können, aber die anwesenden Fans waren begeistert und bei der ersten (Wunsch-) Zugabe „Tu mir weh“ – in einer Version nur für Stimme und Bassgitarre dargeboten – gaben die Bamberger ordentlich backgroundvocale Unterstützung. Wunderbar!

In dieser Woche sind die Mobylettes übrigens noch in München, Köln und Hamburg auf Tournee – hingehen!

Hier noch zwei Konzert-Kostproben in leider minderer Klangqualität:
Nein Nein Nein
Clap Your Hands

Flattr this

Die fremde und seltsame Welt des Sakropop

November 21, 2010

Ja, alle Welt soll es erfahren, wenn Frank Apunkt Schneider nach Hamburg kommen und einen Vortrag über Sacro Pop halten und ebensolche Musik vorspielen wird (vor zehn Jahren hat er bereits eine Cassetten-Compilation zum Thema zusammengestellt). Das wird bestimmt sehr lehrreich und unterhaltsam!

Ich zitiere einfach wiedermal aus einer mir auf elektronischem Wege zugespielten Einladung:

KunstHasserStammTisch* der noroomgallery präsentiert

Die fremde und seltsame Welt des Sakropop
Ein Abend mit und von Frank Apunkt Schneider (monochrom)

Freitag, 26. November 2010, 20 Uhr
Kirche der Stille, Helenenstr. 14a, Hamburg, Altona-Ost

FRANK APUNKT SCHNEIDER:
„Bei Verwendung einer Beatband in der Lautstärke auf die Gemeinde und den Raum Rücksicht nehmen!“ –
Sakropop als deutscher Sonderweg zur Popreligiosität

Der »Schwund an jugendlichen Gottesdienstbesucher_innen« wurde in den 1970er Jahren meist mit der »Ausgrenzung der Lebenswelt von
Jugendlichen« aus dem Gottesdienstgeschehen erklärt. Um sie zu erreichen, mussten die Amtskirchen einen (Schein-) Frieden mit Rockmusik und Popkultur schließen. Die Geschichte des Sakropop berichtet von der langen, zähen und tragikomischen Integration von Pop in die Kirche. Sakropop ist »neue Kirchenmusik mit Stilmitteln moderner Popularmusik«, so Martin Bubmann, der Diedrich Diederichsen der Szene. Er hat die zahllosen Widersprüche zwischen religiösem Dogmatismus und popkulturellem Freiheitsversprechen in sich aufgenommen und in eine adäquate Form gebracht: die möglicherweise am weitesten entfremdete Form von Pop überhaupt. Und damit natürlich schon wieder: Meta-Pop!
Sakropop ist das vermutlich bizarrste Sub-Genres von Pop, praktiziert lediglich innerhalb einer beinahe unsichtbaren und völlig unvermittelbaren Subkultur. Eben: Incredibly strange music.

Frank Apunkt Schneider wird Höhepunkte seiner umfangreichen Sakropop-Sammlung vorspielen und erläutern.

Frank Apunkt Schneider ist unfreier Künstler und selbsternannter Poptheoretiker. Er schreibt u. a. für Testcard, monochrom, Skug, Zonic,
Bad Alchemy und Intro. Er lebt zurzeit als deutscher Außenposten der Kulturbewegung monochrom (www.monochrom.at) in Bamberg. Im Ventil-Verlag hat er 2007 das Buch »Als die Welt noch unterging. Von Punk zu NDW« veröffentlicht.

Neoangin plays Berlin – Sinfonie einer Großstadt

November 4, 2010

Musik-im-Kino-Tipp:

Heute erreichte mich die Nachricht, dass Jim Avignon wieder einmal in Bamberg auftreten wird. Ich zitiere einfach mal auf dem elektronischen Rundbrief. Und weil der Flyer so schön ist, wird er hier ausnahmsweise mal bunt abgebildet.

Jim Avignon aka NEOANGIN kommt endlich wieder ins Lichtspiel!

Am Samstag, 13.11.2010 um 19:30 Uhr, wird er den Stummfilm „Berlin – Sinfonie einer Großstadt“ mit elektronischer Musik untermalen.

Vor zwei Jahren war er schon mit dem Film „Asphalt“ im Kino und es war ein wunderschöner Abend!

Er wird anschließend noch ein Mini-Konzert in der Scheinbar geben!!!

Eintritt: 12,- Euro/ erm. 10,- Euro
[Vorverkauf ab 3.11. im Lichtspiel und Odeon]

BERLIN – DIE SINFONIE DER GROSSSTADT
Der experimentelle Dokumentarfilmklassiker von 1927 zeigt einen Tag in der pulsierenden Weltmetropole. „Die Stadt als lebender Organismus – genial!“ (Cinema)
Am Morgen füllen sich die Straßen, dann zeigt die Kamera, wie die Menschen arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Regisseur Walter Ruttmann wollte jedoch kein dokumentarisches Stadtporträt liefern, sondern mithilfe der Montage die Bewegung, den Rythmus der Stadt spürbar machen.
D 1927 | R & B Walter Ruttmann | K Robert Baberske, László Schäffer
| ab 0 J. | S/W | 67 Min.

JIM AVIGNON
Seit über 20 Jahren prägt Jim Avignon mit seinen comicartigen Pop-Art-Bildern die Kunst- wie Clubszene. Mit seinem elektronischen Ein-Mann-Orchester Neoangin hat er mehrere Alben auf den Markt gebracht. Sein Musikstil vermischt Elektropop, Chanson und New Wave und Songs der 60er und 90er Jahre. Die intro nennt ihn den „derzeit besten Alleinunterhalter der mit Sicherheit nie ein Engagement bei Kreuzfahrten bekommt. Kein Genre ist ihm fremd, aber mit Referenzen ist er nicht zu kriegen. Wie auch seine Bilder sind die Songs zu gleichen Teilen aus Melancholie und Übermut und in einem völlig eigenen Stil geschrieben.

Der Künstler im Netz:
www.jimavignon.com

www.myspace.com/neoangin

Das Kino im Netz:
www.lichtspielkino.de
www.facebook.com/#!/lichtspielkino

Kassette sich wer kann!

April 22, 2010

Frank Apunkt Schneider:
Als die Welt noch unterging – Von Punk zu NDW
(Ventil Verlag, 2007, ISBN 3-931555-88-7)

Endlich komme ich dazu, dieses Buch zu lesen. Dessen Autor Frank Apunkt Schneider begegnete mir erstmals vor etlichen Jahren im Fanzine Der kosmische Penis als „King-Crimson-Ironiker“, dann als Mitglied der Ernst Neger Revival Band (ihr Hit: „Frauen über 30“) und der Künstlergruppe Winkelwurst sowie als Sacro-Pop-Experte, Lashcore-Cassetten-Compiler und Hörspielautor. Später schrieb er lieber für renommierte Fachmagazine wie Bad Alchemy und natürlich Testcard. Kunst macht er heutzutage unter der Wiener Dachmarke Monochrom. Er lebt, arbeitet und organisiert im oberfränkischen Bamberg.

Bei Testcard und Monochrom ist es ja durchaus üblich, als Fan an die Sachen ranzugehen, aber diese möglichst akademisch zu behandeln – oder umgekehrt. Wozu hat man schließlich irgendetwas geisteswissenschaftliches studiert?! Bei „Als die Welt noch unterging“ bekommt Apunkt aber noch ganz gut die Kurve, hier wird zwar auch manchmal wortreich diskursiert, aber der Musikfan dominiert dann doch. Eine eindeutige Definition dieser NDW kann und will Schneider nicht liefern. Vielmehr zeigt er, wie es zu diesem Begriff kam und dass es ihn womöglich auch schon vor Alfred Hilsberg gab. Um das Thema einzugrenzen schaut er nur bis etwa 1984 – Frank Apunkt Schneider war in diesem Jahr erst 15. Er bezeichnet sich selbst als „knapp Zuspätgekommener“. Was seiner Sammelwut und Sachkenntnis aber offensichtlich keinen Abbruch tut. Diese, wenn auch kurze, Distanz zum Thema tut dem Buch gut, man kann hier gottseidank keine nostalgisch verklärten Anekdoten eines ex-Mittendringewesenen lesen. Vielmehr versucht Schneider das Phänomen Punk und NDW in deutschsprachigen Landen (Österreich, Schweiz und die DDR werden ebenfalls angeschnitten) von verschiedensten Seiten her einzugrenzen. Was garnicht so einfach ist. Denn die Ränder fransen aus, sind unscharf und keineswegs eindeutig. Daher sei ihm auch verziehen, wenn Frank Apunkt in allgemeine, nicht nur für Deutschland spezifische Aspekte dieser Musikgeschichte abdriftet. Interessant ist das auf jeden Fall, auch wenn er manchmal dann doch ins Akademische verfällt und stellenweise vielleicht etwas zu viel Adorno und Horkheimer geraucht hat. Allerdings landet er während seinen Abschweifungen aber auch Seitenhiebe, die man lachend begrüßen muss. Das Schwurbeln hat er also nicht verlernt und seine Wortneuschöpfungen sind amüsant bis erstaunlich. Irgendwie ist genau dieses Diskursive das Schöne an Alcos Buch. Es wird abgeklopft was vorher, nachher, parallel so alles passierte. Und er wagt sich in den unübersichtlichen Untergrund der damaligen bundesdeutschen Kassettenszene. Diese wurde wohl in noch keinem anderen Buch über Punk und NDW so ausführlich gewürdigt. Auch wird hier die Provinz besser repräsentiert als in manch anderen Büchern zum Thema. Meist wird deutscher New Wave ja als Bewegung aus Düsseldorf, Westberlin, Hamburg und vielleicht noch Hannover und Hagen abgefeiert. Aber dass insbesondere in einzelnen Kleinstädten ein Urwuchs an Bands und Kassettentätern wucherte, wird meist vernachlässigt. Frank Apunkt Schneider versucht dies auch in der umfangreichen Disko- und Kassettografie abzubilden – was für eine Fleißarbeit! Offensichtlich hat er ein Herz für Sammler und berücksichtigt sogar die ein oder andere Phantomplatte, die zwar in der Primär-Literatur auftaucht, aber sich wohl nie materialisiert hat. Insgesamt sehr interessante, aber nicht gerade einfache Lektüre. Eher etwas für Fans der untergründigen Neuen Welle, für Leute, die es genau wissen wollen, und weniger für ich-will-spaßige NDW-Partygänger.

21.04.2010

Banane

März 31, 2010

Else Admire Disco Solution – Top Dance Hits
(CD, Pyromusic / Our Distribution, 2009)

Ha, das ist doch schön, wenn man bei einem Bilderrätsel (na, wo hat sich denn der Else versteckt?) mitmacht und dann irgendwann eine Sendung mit einer CD und zwei Badges im Briefkasten vorfindet. Dumm nur, dass Else Admire hier voll in die elektronisch aufgemotzte Disco geht. Da pumpt der Bass einem „Umbalaka Chumba“ und drei weitere Tracks in die Ohren. Was hat denn da den Punkrocker Else Admire geritten? Hat das mit seiner Hochzeit zu tun? Früher musste man im Der kosmische Penis, einem Schweinfurter Fanzine, immer wieder Berichte über seine Entgleisungen lesen. Das ist schon länger her. Ebenso wie seine Liebeserklärung an die Fleischereifachverkäuferin. Aber Admire wäre nicht Else, wenn er hier nicht auch noch seine trashige Gitarrenband The Breitengüssbach Dolls aus den Bamberger Suburbs antanzen ließe. Die dürfen noch eine Punk-Version von „Dancing In A Disco“ beisteuern. Und diese gefällt mir dann auch am besten. Der Rest taugt eher als musikalische Untermalung zum beschwingten Frühjahrsputz.

31.03.2010