Posts Tagged ‘Disco’

Double A

März 1, 2015

Traglotyd001

Rocket/Freudental vs. Cockbirds – Ich bau Scheiße / Suche Kontakt
(Split-7″, Troglodyt Schallplatten, TRG#001, 2015)

Kaum treffen zwei Musikfreunde zusammen entsteht ein neues Label. Zumindest ist es in diesem Fall so: Auf Troglodyt Schallplatten veröffentlichen die DJs, Künstler und Höhlenmenschen Sackzement & Ole Verstand nichts anderes als Lieblingslieder. Und zwar auf Single-Schallplatten. Jeder darf eine Seite auswählen. Und dann ab ins Presswerk, das die Songs teilweise in schwarzes und teilweise in zufallsfarbiges Vinyl presst. Das erste mal auf 7″. Und garantiert ohne Download Code.

Für die erste Single wurden zwei Indie-Punk-Rock-Oderso-Bands ausgewählt.

„Ich bau Scheiße“ (2004 auf „Die Weisheit wächst auf Bäumen“ bei Pavlek Records erschienen) von Rocket/Freudental erinnert mich irgendwie an S.Y.P.H., vielleicht wegen der Art des vokalen Vortrages, knallt aber ziemlich rauh. Eine glampunkrockige Versager-Hymne.

Auf der anderen A-Seite dann: „Suche Kontakt“ von den Cockbirds (2006 auf dem Album „Superdanke“ bei Staatsakt veröffentlicht) kommt erst als eine Kontaktanzeige vertonender Punk Song daher, die Streicherklänge machen die Tür auf zur Disco und zwischendurch kommt noch Electro mit ins Spiel. Punk Rock, Disco Punk und Electro Punk in einem. Hammer!

Bemerkenswert ist auch das Druckbild auf der Hülle. Das computergenerierte Linienmuster, das auch die Etiketten dieser kleinen Schallplatte wiedergeben, wurde als Linolschnitt, einem Hochdruckverfahren, vom Künstler selbst gedruckt. Also weder in dem für Kleinauflagen so beliebten Siebdruck-Verfahren noch im industriellen Offsetdruck. Mit dem Erwerb dieser 7″ bekommt man nicht nur zwei super Songs, sondern auch ein kleines Kunstwerk geliefert.

Während ich mich noch über die erste Troglotyd-Single freue, ist die zweite schon in Sicht. Dort teilen sich Doc Schoko und Schnuffel Das Total Süsse Eichhörnchen (Was Für Ein Bandname!) eine Scheibe. Die Release-Party findet am 24.04.2015 im Ballhaus Berlin statt – dann wenn dort Doc Schoko vor Attwenger spielt.

GZ,
01.03.2015

I Want Music

Juli 25, 2013
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Serviervorschlag

WOOG RIOTS – From Lo-Fi To Disco
(LP/CD, From Lo-Fi To Disco / Broken Silence, lo-fi 002, 2013)

Die Woog Riots haben nun also ihr eigenes Label gegründet, wobei der Titel der ersten Veröffentlichung identisch mit dem Namen ihrer Plattenfirma ist: „From Lo-Fi To Disco“. Dieses Motto beschreibt auch schon den Lebensweg dieser Band: vor fast zehn Jahren wurde noch vorwiegend gitarrengeschrammelt und ein Schlagzeuger engagiert. Heute klingen die Woog Riots elektronischer und kommen ganz gut ohne menschliche Rhythmusgeber aus. Genau das kann man auf dieser hervorragenden Compilation nachvollziehen. Da gibt es alte Single-B-Seiten zu hören und First Takes oder gar Weihnachtsgrüße, die man zuvor nur als Internet-Video sehen konnte. Trotzdem klingt dieses Album homogen, ein klasse Titel führt zum nächsten tollen Song. Und dann covern Marc Herbert und Silvana Battisti auch noch genau solche Lieder, die einem immer schon viel bedeutet haben. „Take The Skinheads Bowling“ von Camper Van Beethoven ist so ein All Time Favourite und auch „Friends Of Mine“ von Adam Green (ex Moldy Peaches) – in der Woog’schen Version mit singender Säge! Offensichtlich hatten die Woog Riots einen guten Draht zu ein paar Anti-Folk-Leuten. Auf deren Platte „Pasp“ taucht bei „Backstage Lemonade“ ja auch Kimya Dawson (ex Moldy Peaches) als Gastsängerin auf. Aber auch international komplett unbekannte Bands werden gecovert. „Uranus“ stammt ursprünglich von der Gruppe mit dem kuriosen Namen The Dass Sägebett (bei der heutzutage auch der bildende Künstler Brandstifter Gitarre spielt) und klingt im Original eher ernst und sperrig – die Woog Riots machen aber einen flotten Electro-Pop-Song daraus und plötzlich klingt auch der Text fast schon etwas albern.

Und dann nennt sich der erste Song auch noch genauso wie Album und Plattenfirma und macht schon in den ersten Sätzen klar, dass es den Woog Riots weder um Ruhm noch um Reichtum geht, sondern um Musik – und zählen dann ihre musikhistorischen Lieblinge und Referenzen auf. Und die können sich sehen lassen, auf jeden Fall in den Ohren von Leute, die in den 1960er Jahren geboren und spätestens in den frühen 80ern mit Post Punk bzw. New Wave sozialisiert wurden und ein Herz für Pop Art haben.

Eine hervorragende Compilation!

(Was nicht verwundert, denn compilieren können die beiden, das haben sie bereits mit „Perverted By Mark E. – A Tribute To The Fall“ bewiesen).

GZ

Banane

März 31, 2010

Else Admire Disco Solution – Top Dance Hits
(CD, Pyromusic / Our Distribution, 2009)

Ha, das ist doch schön, wenn man bei einem Bilderrätsel (na, wo hat sich denn der Else versteckt?) mitmacht und dann irgendwann eine Sendung mit einer CD und zwei Badges im Briefkasten vorfindet. Dumm nur, dass Else Admire hier voll in die elektronisch aufgemotzte Disco geht. Da pumpt der Bass einem „Umbalaka Chumba“ und drei weitere Tracks in die Ohren. Was hat denn da den Punkrocker Else Admire geritten? Hat das mit seiner Hochzeit zu tun? Früher musste man im Der kosmische Penis, einem Schweinfurter Fanzine, immer wieder Berichte über seine Entgleisungen lesen. Das ist schon länger her. Ebenso wie seine Liebeserklärung an die Fleischereifachverkäuferin. Aber Admire wäre nicht Else, wenn er hier nicht auch noch seine trashige Gitarrenband The Breitengüssbach Dolls aus den Bamberger Suburbs antanzen ließe. Die dürfen noch eine Punk-Version von „Dancing In A Disco“ beisteuern. Und diese gefällt mir dann auch am besten. Der Rest taugt eher als musikalische Untermalung zum beschwingten Frühjahrsputz.

31.03.2010