Posts Tagged ‘Dockville’

Meine Dockville 2011 Empfehlungen

August 7, 2011

Am kommenden Freitag findet wieder das dreitägige Musikfestival in Hamburg-Wilhelmsburg statt. Kinder und Kunst wurden bereits im Vorfeld bedient. Jetzt kommt der Music Overflow. Viele neue Namen sind da zu lesen. Für mich sind die wenigsten interesssant, so dass ich sehr wahrscheinlich nicht hin gehen werde. Hier trotzdem meine Empfehlungen.

Am Freitag spielt undankbarerweise am Nachmittag die Berliner Punk Band Herpes. Im März 2010 waren sie als Vorgruppe der Fehlfarben unterwegs. Herrlich nervös und energiegeladen. Offensichtlich ist eine neue Platte unterwegs. Die alte hat den Titel „Das kommt vom Küssen“.

Andreas Dorau hat ebenfalls wieder mal eine Platte veröffentlicht. Auf „Todesmelodien“ gibt es nicht nur Songs über den Tod sondern auch über Inkonzequenz, Größenwahn und andere diesseitige Dinge. Mit Freunden herrlich zusammengesampelt. Post Dancefloor Pop! Guter Typ!

Sich Die Goldenen Zitronen anzusehen ist nie verkehrt!

Und Huah! sind auch wieder unterwegs – haben Knarf Rellöm, Bernadette La Hengst und Nixe neue Songs dabei oder wollen sie nur die Erinnerung an diese herrliche Band pflegen? Egal, angucken!
Knarf Rellöm legt  am Sonntagnachmittag als King Fehler zusammen mit DJ Patex (School Of Zuversicht) auch noch auf.

Der Gig von Kreisky neulich im Molotow soll ziemlich klasse gewesen sein. Harte Gitarrenriffs, deutschsprachige Texte, Energie.

Mit Dieter Moebius und Asmus Tietchens sind hier aber auch zwei Pioniere der elektronischen Musik live zu hören, noch bevor ihre erste gemeinsame Platte erscheint. Moebius war vor ewigen Zeiten u.a. Mitglied der Krautrock-Band Cluster. Tietchens arbeitete meist solo und fand mit seinen elektronischen Experimenten in den 1980er Jahren auch Anklang in der frühen Industrial-Szene. Diese Kollaboration fällt irgendwie aus dem Rahmen dieses Festivals, dürfte aber sehr interessant werden.

Ich habe noch ein paar Hörbeispiele herausgesucht:

Herpes
(12.08.2011, 15:20 Uhr, Vorschot)
Herpes – Das Karnickel im Hut
Mr.Boredom über: „Das kommt vom Küssen“

Dieter Moebius & Asmus Tietchens
(12.08.2011, 18:30 Uhr, Butterland)
Dieter Moebius – Rast (live 2008)
Dieter Moebius – Etwas (1983)
Asmus Tietchens – Lumen 15 (1999)
Asmus Tietchens – Hydrophonie 1 (1984)
Asmus Tietchens – Moderne Arroganz (1981)

Andreas Dorau
(12.08.2011, 20:10 Uhr, Vorschot)
Andreas Dorau – Größenwahn
Andreas Dorau – Stimmen in der Nacht

Huah!
(13.08.2011, 16:50 Uhr, Vorschot)
Huah! – Angela (1989)

Kreisky
(13.08.2011, 20:30 Uhr, Spinnaker)
Kreisky – Scheisse, Schauspieler

Die Goldenen Zitronen
(13.08.2011, 21:00 Uhr, Vorschot)
Wir verlassen die Erde
ICE Berthold Brecht  (live für They Shoot Music)

King Fehler a.k.a. Knarf Rellöm + DJ Patex
(14.08.2011, 17:40 Uhr, Nest)

Hier das Komplettpaket vom Veranstalter:
msdockville.de

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Mein Dockville Festival 2010

August 16, 2010

Various Artists:
Dockville Festival, Hamburg, 13.-15. August 2010

Drei Tage Dockville haben mir in Erinnerung gerufen, dass ich Festivals tendenziell doof finde. Zuviele Leute auf einen Fleck. Und dann dieses Publikum, das nur das sehen und hören will, was eh gerade in aller Munde ist, und Moshpits dort aufmacht, wo sowieso kein Platz ist. Und dann muss man erstmal hinkommen auf dieses mit Altlasten verseuchte Brachgelände, das einem als Hafenromantik schöngeredet wird, aber trotzdem häßliches Industriegebiet bleibt. Aber was will man machen, wenn einzelne Bands nur auf diesem Festival zu sehen sind?

Die für mich interessantesten Bands spielten eher nachmittags oder am frühen Abend. Somit habe ich am Freitag gleich mal JA, PANIK und SOPHIE HUNGER verpaßt – zum einen weil ich noch arbeiten, und zum anderen weil ich noch ewig anstehen mußte, bis ich mein Ticket in ein lila Armbändchen umtauschen konnte (ungefähr so lange, wie das Pärchen vor mir benötigte um eine Flasche Weißwein zu leeren). Somit war der Freitag für mich nur Gelegenheit um das Gelände zu sondieren. Für Shantel und Wir Sind Helden interessiere ich mich wirklich nicht. Und die Tochter von Sting (I Blame Coco) war eher etwas zum Schulterzucken.

Samstagnachmittags dann KITTY, DAISY & LEWIS. Drei Londoner Teenager machen Musik, die tausendmal älter ist als sie selbst und lassen sich dabei von einem Gitarristen und einer Kontrabassistin begleiten, die ihre Mutter oder ihr Opa sein könnten. Extrem altmodisch gekleidet spielen sie Rock‘n‘Roll, Blues, Hillbilly, aber auch Ska – in einem Sound, der als authentisch für die damalige Zeit durchgehen könnte. Dabei wechseln sich die drei an Keyboards, Gitarre und kleinem Schlagzeug ab, bringen mit Mundharmonika, Lap Steel Guitar und Percussion weitere Klangfarben mit ins abwechlungsreiche Spiel. Großartig! Und dann war da am Ende während der finalen Vorstellungsrunde noch das längste rhythmische Mundharmonika-Solo, das ich jemals erleben durfte.

Wenn man schon mal da ist, kann man sich ja auch BONAPARTE anschau‘n. „Too Much“ war schließlich mal ein ganz lustiges Lied. Aber lange habe ich es dort nicht ausgehalten. Ihre Kostüme waren zwar ganz nett, aber ihre Rockmusik war trotzdem für mich vollkommen uninteressant.

Sonntags habe ich MUTTER leider nur teilweise sehen können. Ich hatte die Rechnung ohne das Radrennen in der Innenstadt gemacht. Gegen 16 Uhr also diese Berliner Band um Max Müller, mit ihrer schwerwiegenden Musik, tiefbassgeerdet, feedbackumschwebt, ernsthaft betextet. Eine Schande, dass relativ wenige Leute den Weg zu Mutter gewagt haben. Die Band war gut, aber ich hätte sie mir lieber nachts in einem Club angehört. Und ursprünglich sollten sie ja auch im Hafenklang spielen.

Von GUSTAV gibt es nicht viel neues zu berichten, außer dass sie zusammen mit ihrer zweiköpfigen Begleitband einfach wiedermal ein wunderbares Konzert gegeben hat. Ihre humorvolle Ernsthaftigkeit muss man einfach mögen! Ein neues Lied hatte sie im Gepäck, ihrer Meinung nach der „wohl erste deutschsprachige Gentrifizierungs-Song“. Ob da das Schwabinggrad Ballett nicht schon früher war mit ihrer „Business Punk City“? Trotz deutlicher Schwangerschaft rockte sie das Haus und brachte das Publikum dazu, bei einem Rage Against The Machine-Cover brav „mitzuarbeiten“. <38

The Drums aus New York waren dann so eine Gitarrenband, wie man sie immer wieder mal als Hype serviert bekommt. Auf der Bühne zwei Gitarren, Schlagzeug und Gesang. Aber man konnte auch Bass und mehr hören. War wohl Halbplayback. Aber den Kindern hat‘s gefallen, sie gingen gut ab. Der eine Gitarrist konnte echt gut Pirouetten drehen. Und der Sänger war eh ein Poser.

Ein wunderbarer Abschluss war für mich HALLOGALLO 2010. Michael Rother (Electronics, Gitarre) spielte zusammen mit Steve Shelley (Sonic Youth, Drums) und Aaron Mullan (Tall Firs, Bass) Musik seiner alten 70er-Jahre Krautrockband NEU!. Das war aber kein Geschichtsunterricht und auch kein Revival. Das war einfach hypnotische Instrumentalmusik, die trotz einsetzendem Gewitterregen faszinierte.

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Tipp: Michaela Melián live in Hamburg, 29.07.10

Juli 25, 2010

Am 25. Mai 1991 mit Freiwillige Selbstkontrolle in Weikersheim

Konzert-Tipp:

Donnerstag, 29. Juli 2010, 21 Uhr:
MICHAELA MELIÁN
Dockville Kunst / Recreation Ausstellungsprogramm,
Reiherstieg Hauptdeich, Hamburg-Wilhelmsburg

Das Dockville Festival 2010 (13. bis 15. August) wirft seine Schatten voraus – ab 29.07.2010 gibt es schon ein Kunst-Programm mit Ausstellungen, Performances und Konzerten.

Dort wird am oben genannten Termin MICHAELA MELIÁN „ein elektro-akustisches Solo-Konzert auf Olaf Nicolais Arbeit ‚Landschaft‘“ geben. Olaf Nicolai ist der Bruder von Carsten Nicolai (Raster-Noton). Und Michaela Melián ist ebenfalls eine bildende Künstlerin, die man vielleicht eher als Bassistin der Band Freiwillige Selbstkontrolle (bzw. F.S.K. / FSK) kennt, die 1980 ihre erste 7“-EP veröffentlichte und seitdem verschiedenste stilistische Phasen durchgemacht hat (New Wave, Transatlantic Feedback, Instrumental-Musik…).

Vor sechs Jahren erschien ihre erste Solo-Platte „Baden-Baden“, 2007 folgte „Los Angeles“. Mit Unterstützung ihres Band-Kollegen Carl Friedrich Oesterhelt (aka Carlo Fashion) entstand hier reduzierte, pulsierende elektronisch wirkende Musik, die allerdings nicht rein elektronisch produziert wurde. Michaela Melián spielt ja auch Bass und Cello, singt aber eher selten – z.B. auf den beiden Roxy Music-Cover-Versionen, die ihre Solo-Alben jeweils abschließen. Ähnlich faszinierende Musik gibt es auch in der Installation (und gleichzeitig Hörspiel) „Föhrenwald“ zu hören, in der die Geschichte dieser 1937 erbauten Mustersiedlung und späteren Durchgangslagers thematisiert wird. Am 23. September 2010 startet ihr Werk „Memory Loops“, ein virtuelles Denkmal mit „300 Tonspuren des NS-Terrors in München“.

Aber am kommenden Donnerstag freuen wir uns erstmal auf ein Konzert von Michaela Melián.

PS: Schade, dass Michaela Melián an diesem Abend dann doch verhindert war.

Weiterführende Links:

Dockville Kunst Programm
Konzertankündigung

Memory Loops