Posts Tagged ‘Düsseldorf’

Keine Platte

Juni 24, 2014

Keine Platte

padeluun

KEINE PLATTE
Rondo Fit 13

PHILOSOPHISCHE ENDLOSPLATTE
Einzelbestellungen

Von Xao Seffcheque o.R.a.V.

Gleich mit zwei neuen Produkten wartet padeluun auf, nachdem er die „Neo-Debilitäts“-Phase (padeluun war Mitbegründer dieser Bewegung) beim großen Zick-Zack-Silversterfest abgeschlossen hat und sich nun der ernsten Kunst widmet.

KEINE PLATTE ist zwar „nur“ eine Single; allein macht es ihre weltweite kulturelle Bedeutung zwingend notwendig, sie im gehobenen Teil des Rezensionsbereichs dieses Blattes zu besprechen. Immerhin darf dieses Werk als das weltweit verbreitetste Kunst-Opus betrachtet und nicht gehört werden! Derzeit besitzen weit über viereinhalb Milliarden KEINE PLATTE von padeluun! –

Mit KEINE PLATTE geht der nihilistisch veranlagte padeluun so weit wie mit keiner Platte zuvor; als konsequente Weiterentwicklung der Ideen der späten DaDa- und Post-Dadaisten, die ja bekanntlich auch für das Versenken eines riesigen Metallstabs als geistige Urheber zu betrachten sind. Im Zeitalter der Ölkrisen und Überproduktionen unternimmt padeluun diesen zweifelsfrei wirtschaftspolitisch wie massenkulturell begrüßenswerten Schritt. Möglicherweise gibt’s ja eine ganze Menge Personen, die gut und gerne 6,– Mark dafür auslegen, KEINE PLATTE von padeluun zu besitzen.

Greifbar ist padeluuns erste LP, die als Lackfolie – auf Aluminiumbasis oder wahlweise als abspielbare Muttermatritze (darunter versteht man ein aus versilbertem Blech bestehendes Zwischenprodukt bei der Erstellung der Platten-Preßwerkzeuge). Auf der Schallplatte, die nur einseitig bespielt ist, befinden sich neun Endlosrillen: ein Rechteckton 333,3 Hertz, ein Sinuston 333,3 Hertz, eine völlig leere Rille („Symbol für die erste Dimension, den Punkt, das Nichts“), eine zweite leere Rille („Die zweite Dimension, die „Fläche“), eine dritte Leerrille als Symbol für die dritte Dimension, den „Raum“, eine vierte für die „Zeit“ und eine fünfte für die letzte (sinnlich wahrnehmbare) Dimension, die „Energie“.

Des Weiteren: ein zum Sinus-modulierter Rechteckton und auf der neunten Rille in Stereo links ein Sinuston und rechts ein Rechteckton, die sich erst beim Hören in den Ohrmuscheln mischen. Abgesehen davon, daß diese Platte sich sehr gut für den Gleichlauftest Ihres Plattenspielers eignet und die Tonqualität besser als auf jeder herkömmlichen oder digitalen Platte ist, halte ich das inhaltliche Konzept für gut. (Warum, läßt sich im SOUNDS-Diskurs 1/81 nachlesen…) Leider ist die Platte schwer erschwinglich: die Lackfolie kostet DM 500,–, die Silber-Platte gar DM 1000,– und auch nur auf Bestellung! Ansonsten kann man ja mit KEINER PLATTE von padeluun vorliebnehmen – die gibt’s gegen Quittung um 6,– Mark in allen guten Läden . . .

(aus Sounds 3/81, März 1981, Seite 60)

© Xao Seffcheque

Guter Abzug (Werbung)

Juni 16, 2014

GuterAbzug

Eine kleine Anzeige (im Format 73 x 50 mm) in der westdeutschen Musikzeitschrift „Spex – Musik zur Zeit“, Nr. 12, Dezember 1984, auf Seite 43, für  den guten Abzug.

Unsere Karte

Mai 8, 2013

IMG_1493

Gefunden beim Ausmisten:

Für die Langspielplatte „Unser Debut“ der Künstlergruppe Die Tödliche Doris werbende Postkarte der Firma  Ata Tak Records aus dem Jahr 1984.

Der Text auf der Rückseite lautet:

aus/from:
„UNSER DEBUT“,
DIE TÖDLICHE DORIS
Katalog Nr. ATATAK WR 33-LP
Released by ATATAK Records
Distributed by
BÜRO Distribution, Düsseldorf
and PLÄNE, Dortmund

totgut

Februar 25, 2012

DIE TOTEN HOSEN
‚Wir sind bereit‘ / ‚Jürgen Engler’s Party‘
(7″, Totenkopf, Tot2, 1982)

Seit ein paar Monaten gibt es in Düsseldorf ein neues Label: TOTENKOPF- Schallplatten. Ihre ersten Produkte sind eine ZK-live-LP (lustig! lustig!) und als zweites eine Single der TOTEN HOSEN (Bestellnummer TOT 2).
Die Vereinigung der TOTEN HOSEN besteht aus Trini Trimpop (ex der KfC), Jochen H., Kuddel. Whyat Earp, W. November, Andi M. und Campi. Wenn man die Single das erste Mal hört, denkt man unwillkürlich an die legendären ZK: der gut arrangierte (arrangiert???) Chorgesang (Aaaaaa/Aaaaa), das Klatschen und die tolle Stimme. Kein großes Wunder, denn Campi, der Sänger mit der tollen Stimme kommt direkt von ZK, die sich ja getrennt haben, aber back to the Musik: einfacher, gerader, harter und gutgemachter (Punk?-) Rock mit guten, originellen deutschen Texten. Allerdings besser bzw. perfekter produziert als bei ZK. Die A-Seite ‚Wir sind bereit‘ ist gut, aber die B-Seite ‚Jürgen Engler’s Party‚ ist genial!
Der Text beißt alle düsseldorfer Ex-UntergrundundjetztPopstars, vor allem die Englers und Doraus*. Passend zum Song ist auf dem Cover noch der Brief einer 13jährigen Gymnasiastin an Jürgen abgedruckt: „Ich hab alle deine Platten und viele Fotos von Dir und Bernward. Ich weiß nicht, wen ich von euch schöner finde. ….. Wenn ich mir zusammen mit Ulla und Karin eure Platten anhöre, muß ich immer in die Hosen machen. Letzte Woche…“

*****

DIE TOTEN HOSEN
‚Niemandsland‘ / Reisefieber‘
(7″, Totenkopf, Tot1, 1982)

Die zweite TOTEN HOSEN-Single ist da! (Diesmal Best.-Nr. TOT 1). Wieder gerader, rauher und fetziger Rock mit tollem Backgroundgesang und Campi’s (Hallo, wie gehts deinen Campino-Bonbons?) einzigartiger Stimme. Die Texte sind kurz und bündig, aber nie albern, sondern gut. Danke für das Textblatt, ohne das würde man nur die Hälfte mitkriegen!
Am Anfang von ‚Reisefieber‚ hört man einen Dudelsack (oder ist es eine Tote Hose?) und das Meer (eigentlich mehr den Wind) rauschen. Bei ‚Niemandsland‘ gefällt mir besonders dieses ‚khwüa!‘ (oder halt so ähnlich) in der Mitte.
DIE TOTEN HOSEN schaffen es, obwohl bei ihnen u.a. Leute mitspielen, die seit ca. fünf Jahren aktiv sind, frischeste Musik zu machen, die auch noch mit guten Texten Spaß macht. DIE TOTEN HOSEN gegen tote Hose in überall!

Achtung! Hab noch mehr Informationen aus Düsseldorf über die TOTEN HOSEN gekriegt: Und zwar, daß es schon wieder eine neue Single gibt. Titel: ‚Armee der Verlierer‘, ‚Opel-Gang‘ und ‚Eisgekühlter Bommerlunder‘. Eine Flasche Bommerlunder liegt bei. Aber besauft euch nicht!
P.S.: DIE TOTEN HOSEN sind nicht toll, sondern totgut ! ! !

dom

*****

Diese beiden zeitgenössischen Reviews stammen aus der im April 1983 erschienenen Erstausgabe des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi!.

Ein herzliches Beileid an Die Toten Hosen zu ihrem 30-jährigen Jubiläum und dazu, daß ausgerechnet die Zeitschrift Rolling Stone aus diesem Anlaß im April 2012 ihre erste Single wiederveröffentlichen wird. Was nichts daran ändert, daß die ersten Hosen-Singles zu meinen All time favourites zählen!

Anmerkung:
* wobei eh klar ist, daß Andreas Dorau kein Düsseldorfer ist, genausowenig wie Holger Hiller. Aber bei den Leuten von Der Plan bzw. Ata Tak hat er die eine Hit-Single aufgenommen. Im Song der Toten Hosen ist Dorau auf dem Balkon zu sehen. Der Bilker Jürgen Engler war Mitglied von Male, bevor er mit Die Krupps erfolgreich wurde.

Guter Abzug

Januar 21, 2012

In der Hamburger Hoheluftchaussee stehen seit einiger Zeit etliche Ladenlokale leer. In einem ehemaligen gelb gestrichenen Sonnenstudio hat sich jemand wohl einen Spaß daraus gemacht, den Leerstand mit gelben Sachen aufzufüllen. Los ging es mit ein paar wenigen Dingen wie einem Schwimmreifen. Mit der Zeit kam immer mehr Gelbes hinzu und auch ein Zettel an der Tür, der darüber aufklärt, dass es sich hier um eine Installation von Loorbeer-Raumkunst handelt. Sachspenden und Leihgaben, mit denen dieser Raum bis 21. März 2012 gefüllt werden soll, sind gerne willkommen.

Heute laufe ich nichts ahnend an diesem Schaufenster vorbei und stolpere sozusagen über diese – natürlich gelbe – Schachtel mit dem Aufdruck „GUTER ABZUG – eine dokumentation der neuen deutschen musik“. File under: Sammlerstück. Der Karton sieht nicht gerade gut erhalten aus und auch seine inneren Werte kommen hier garnicht zum Ausdruck. Der ursprüngliche Inhalt dieser Box: Fotos von ar/gee gleim, Fanzine-Auszüge, Songtexte, Poster und eine Flexi-Disc.  Daran beteiligt waren neben dem Fotografen noch Peter Glaser, Karin Dreier, Susanne Wiegand sowie Xao Seffcheque und Jürgen Engler. 1982 war diese Dokumentation sogar auf der Documenta (wo auch sonst…) in Kassel zu sehen. Später, als Punk und New Wave reif für’s Museum waren, wurden einige Fotos von Richard Gleim auch in der Ausstellung „Zurück zum Beton“ in der Kunsthalle Düsseldorf (7. Juli bis 15. September 2002) gezeigt.

Da wird also wahre Kunst in einer provinziell anmutenden Installation versteckt!?

Mehr über Guter Abzug kann man bei Wikipeter oder Wikihorst nachlesen:
m.wikihost.org/w/sturclub/abzuggut

Der Katalog zur Ausstellung „Zurück zum Beton“ ist laut Museums-Website leider vergriffen.

It’s More Fun In 3D

Oktober 18, 2011

Kraftwerk
3D Video-Installation
Kunstbau Lenbachhaus München
15. 10 – 13.11.2011

Schöner Zufall, dass ich letztes Wochenende in München war. Denn seit dem Samstag nach ihren drei Konzerten in der Alten Kongresshalle sind die – live wohl ebenfalls verwendeten – Animationen von Kraftwerk im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen. Die Musikvideos werden an die Längsseite der in einer U-Bahn-Station befindlichen Ausstellungshalle projeziert – in 3D. Am Eingang wird jedem Besucher eine entsprechende Brille augehändigt. Allerdings ist hier kein 3D-Hollywood-Kino-Schnickschnack zu sehen, sondern geschmackvoll designte, eher graphisch oder gar typographisch orientierte Animationen. Da wird zu „Autobahn“ das damalige Gemälde animiert und dreidimensional aufgearbeitet. Die karge Landschaft schaut zwar anfangs etwas nach Teletubbies aus, aber später fragte ich mich allerdings ob da hinter Leverkusen nicht Düsseldorf in Sichtweite kommt. Die ziemlich leeren Autobahnen und die knuffigen Automobile lassen nostalgische Gefühle aufkommen.

Geschätze eineinhalb Stunden kann man hier mit Techno-Synthie-Pop-Klassikern wie „Radioaktivität“, „Menschmaschine“, „Heimcomputer“, „Musik Non Stop“ oder auch „Vitamin“ etc. verbringen. Dreimal springen einem fast Nummern, Noten oder Blasen direkt ins Gesicht. Besonders gut kommt der 3D-Effekt in virtuellen geometrischen Räumen. Allerdings zeigt sich manchmal auch, dass Kraftwerk keine Vorreiter in Sachen 3D-Technik sind, sondern diesen Trend wiedermal dazu nutzen, ihr Reperoire bzw. dessen Präsentation an die Jetztzeit anzupassen. Seit ca. 20 Jahren machen sie nichts anderes. Dass sie nun endlich im Museum angekommen sind, kann man ihnen somit nicht nachsagen – denn ihre eigene Musealisierung betreibt Kraftwerk ja eigentlich seit sie ihr Material digitalisierten und somit ihr alt-bewährtes Repertoire technisch aktualisiert haben. Dies passiert hier ähnlich auf visueller Ebene.

Neben den eigentlichen Projektionen kann man auch noch die vier Kraftwerkler als Roboter-Puppen in schwarzen Schreinen begutachten. Auch diese bewegen sich von Zeit zu Zeit.

Der Eintritt kostet übrigens nur 5 Euro.
Meine Empfehlung: Ansehen!

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Kein Sklave

August 2, 2010

Daniel Decker – Enklave
(CD, Tumbleweed Records, TW116, 2010)

Seit August 2010 wohnt Daniel Decker in Köln-Ehrenfeld, diese 5-Track-CD hat er aber noch in Düsseldorf aufgenommen. Bilk Rules OK!

Wer genau Daniel Decker ist, weiss ich auch nicht so recht. Auf Twitter nennt er sich @aktenkundig und mit diesem @kotzend_einhorn hat er auch irgendwiewasauchimmer zu tun. Früher war er das Pawnshop Orchester, allein, bei Er France spielt er Bass und hinter den Labels Lo.Li.La und Lo.Li.Net scheint er auch zu stecken. Hier haben u.a. Kiesgroup und Na Sabine, wie sieht‘s aus in München?! veröffentlicht sowie die herrliche Susie Asado. Checkt unbedingt das Lo.Li.Net-Weihnachtsalbum aus!

Aber bleiben wir bei Daniel Decker und seiner „Enklave“. Der Titel-Track erinnert mich ein bißchen an „Teenage Kicks“ von den Undertones, nur poetischer. Tolles Gitarrenriff, gutes Tempo und ein freiheitsliebender, deutschsprachiger Text. Die meisten Lieder rocken gut, sind voller Energie und wurden behutsam mit Keyboards etc. dekoriert. Mit „Vorstadtjunge“, die wohl erste deutschsprachigee Originalaufnahme eines Bronski Beat-Klassikers, hält der wippende Elektro-Pop Einzug in diese EP. Und im letzten Lied dominieren erstmal Klaviertöne, aber dann sägt sich die Gitarre wieder in den Song, eine herrliche Basslinie hält alles zusammen und am Ende löst sich das Ganze in „lalala“ und Wohlgefallen auf. <38 Repeat!

Bin mal auf sein irgendwann demnächst erscheinendes Album „Weißer Wal“ gespannt.

Weiterführende Links:

Daniel Deckers Blog:
Kotzendes Einhorn

Weihnachten bei Lolinet:
www.lolinet.de

„Die Geister mit denen ich schlief“ als Video:

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Komputer in Düsseldorf

Juni 19, 2010


Komputer live
(Stahlwerk, Düsseldorf, ca. 1998/99)

Jede Stadt hat ihr eigenes und manchmal auch eigenartiges Konzert-Publikum, beispielsweise Düsseldorf. Als ich dort Ende der 1990er Jahre einmal zu Besuch war, hatten wir die Idee ein Konzert der englischen Elektronik-Band KOMPUTER zu besuchen. Die hatte gerade ihre erste Platte „The World Of Tomorrow“ (Stumm162, 1998) auf Mute veröffentlicht. Wie aus anderen Städten gewohnt, sind wir natürlich nicht pünktlich dorthin gegangen. Wer hat schon Lust stundenlang auf die Band zu warten? Als wir dann im Stahlwerk die Treppe hoch gelaufen sind, haben wir uns ein bißchen gewundert, dass es keine Kasse mehr gab. Der Saal war gut gefüllt und die Band, ich glaube es waren nur zwei Musiker an ihren elektronischen Geräten, spielte und warf retro-futuristische Computer-Animationen an die Wand. Ich holte erstmal Bier und als ich dann wieder zurück bei meiner Begleitperson war, endete um genau zehn Uhr plötzlich die Musik. Und keiner klatschte. Unglaublich. Keiner klatschte. Lag es etwa daran, dass Komputer fast genauso wie die Düsseldorfer Kraftwerk klangen?

Aber auch bei anderen Konzerten zeigte sich das Düsseldorfer Publikum eher kühl und nicht besonders begeisterungsfähig, klatschte höflich und ging von dannen.

Demnächst soll es übrigens neue Veröffentlichungen von Komputer geben.

Komputer bei myspace:
www.myspace.com/komputermusik