Posts Tagged ‘Hafenklang’

Rechterns Anorak weaselt

April 20, 2010

Weasel Walter / Sheik Anorak / Mario Rechtern Trio
(live im Hafenklang, Hamburg, am 19.04.2010)

Gestern war Weasel Walter (Schlagzeug) zusammen mit Sheik Anorak (Gitarre) und Mario Rechtern (Reeds) zu Gast im Hamburger Hafenklang. Weasel Walter war früher mit den Flying Luttenbachers heftig unterwegs, hat sich aber später immer mehr dem Jazz und dessen improviesierten Varianten zugewendet. So war er auch im letzten Jahr mit Mary Halvorson und Peter Evans in Deutschland auf Tour.

Die aktuelle Trio-Variante scheint mir zwischen diesen beiden Polen zu liegen. Vielleicht sogar noch etwas flyingluttenbacherischer. Die Herren legten jedenfalls einen energiereiche Sets hin. Wunderbare Katharsis! Sich stetig wandelnder Free Jazz. So richtig erstaunt hat mich dann vor allem der Bläser in diesem Trio. Mario Rechtern spielte Saxophonen und Klarinetten in verschiedenster Größe und Tonlage. Er hatte an seinem Mikrophon eine Platte montiert für irgendwelche klangbeeinflussende Zwecke und Effektgeräte hinterhergeschaltet. Erweiterte Techniken hatte er auch drauf. Eines seiner Instrumente hat er derart zum Wolpertinger umgebaut, dass es eine undefinierbare Mischung aus Blas-, Streich- und Perkussionsinstrument hergab. Ein Saxophon mit aufmontiertem Griffbrett und Saiten, manchmal beidhändig gespielt mit zwei Geigenbögen, das hat man noch nicht so oft gesehen. Um ehrlich zu sein: ich noch garnicht.

Schön fand ich auch die Momente, in denen Weasel Walter einfach nur hinter seinem Schlagzeug sitzt, seinen Mitmusikern zuhört und sich ausdenkt, wie er wann wieder mit einsteigt. Der Gitarrist hat am Ende dann nochmal so solistisch die Sau rausgelassen (spätestens bei der Zugabe) und dann war‘s das. Wunderbar!

GUZ & Die Averells live im Hafenklang

Februar 26, 2010

(Hamburg, 28.05.2009)

So muss es sein. Genau in dem Moment als ich den sogenannten Goldenen Salon im Hafenklang betrete fängt die Vorgruppe zu rocken an. Drei Frauen aus Sydney namens Brigitte Handley & The Dark Shadows stehen da auf der Bühne und geben punkigen Rock‘n‘Roll mit etwas Gothic Flair zum besten und covern zwischendurch Devo‘s „Freedom of Choice“, was ich fast nur am Text erkannt habe. Power. Geradeaus. Schonmal okay.

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause begaben sich GUZ & Die Averells aus der Schweiz auf die Bühne. Neben dem Songwriter Olifr M. Guz (Gesang, Gitarre) stehen diesmal Samuel Hartmann (Bass, Gesang) und Daniel D’Aujourd’hui (Schlagzeug, Gesang) als Die Averells mit auf der Bühne. Die drei kennen sich von Die Aeronauten, sind vielleicht auch privat gute Kumpels und legten zu dritt einen Sound hin, der das aktuelle Album „Mein Name ist Guz“ überproduziert wirken und mich entfernt an Thee Mighty Caesars oder irgendeine andere Band mit Wild Billy Childish denken ließ. Trotzdem vermisste man nichts. Die Songs von GUZ kommen auch so einfach gut. Es wurde fast alles von der eben erwähnten Platte gespielt, aber mindestens ebenso viele alte Stücke und Klassiker wie beispielsweise „Koresh Teed“ oder „Parisienne People“ sowie „Ideotental“ und auch „Krankenhaus“. Zwischen den Songs wurde manchal ausführlich mit den Zuhörern kommuniziert. Dem Publikum und den Fans hat‘s gefallen. Und Musikerkollegen wie Knarf Rellöm konnte man beim Sichzumusikbewegen sehen. Erst nach ungezählten Zugaben ging dieses Konzert zu Ende. Klasse war‘s!

(Wiederveröffentlichung – dieser Text wurde Ende Mai 2009 zusammengekloppt und bereits anderswo in diesem Netz veröffentlicht).