Posts Tagged ‘Knarf Rellöm’

Hit on Mars

Oktober 25, 2014

UP Digipack

UMHERSCHWEIFENDE PRODUZENTEN – Elektronische Musik
(LP / CD / DL, From Lo-Fi To Disco / Hanseplatte / Broken Silence, lo-fi 005, 2014)

Auf dem Frontcover dieser Platte sind schon alle nötigen Informationen über diese Musikgruppe zu lesen: Manuel Scuzzo und Knarf Rellöm haben Ihre Band nach einem Buch eines gewissen Antonio Negri benannt und sind im Auftrag irgendwelcher Außerirdischer unterwegs, die knallhart den Kurs vorgeben: „Repetitive Musik, repetitive Texte, Texte ohne Meinung und Gefühl, einfach nur Beschreibungen der Situation und es muss um Technik gehen“.

Knarf Rellöm schweift schon länger nicht nur in Hamburg umher, früher bei Huah! und später in verschiedensten Konstellationen, die meist Variationen seines Namens trugen, zuletzt glaube ich Knarf Rellöm Trinity. Zusammen mit Manuel Scuzzo (von Misses Next Match) firmiert er nun als UMHERSCHWEIFENDE PRODUZENTEN. Die machen schnörkellose, wohlstrukturierte, reduzierte – aber nicht abstrahierte – elektronische Popmusik mit deutschsprachigen Texten. Mit Schwung und Pfiff. Und bewegen sich damit irgendwo zwischen Kraftwerk, Komputer, Saalschutz und den Pet Shop Boys (behaupte ich jetzt einfach mal). Ein bisschen Sun Ra schwingt im Überbau mit, aber nicht in der Musik sondern eher im Text – wenn die Migration im Weltraum fortgesetzt wird. Aus „Radioactivity is in the air for you and me“ wird „Alternative Energie – für dich und mich“. Die zeitgenössische Kommunikationskultur wir ebenso aufs Korn genommen wie das Themenfeld Industrie versus Natur. Und manchmal reicht ein kurzer Einzeiler um einen Track zu betexten.

Eine schöne Platte, die mit dem Label der Woog Riots ein passendes Zuhause gefunden hat.

GZ,
25.10.2014

UP_sw

GUZ & Die Averells live im Hafenklang

Februar 26, 2010

(Hamburg, 28.05.2009)

So muss es sein. Genau in dem Moment als ich den sogenannten Goldenen Salon im Hafenklang betrete fängt die Vorgruppe zu rocken an. Drei Frauen aus Sydney namens Brigitte Handley & The Dark Shadows stehen da auf der Bühne und geben punkigen Rock‘n‘Roll mit etwas Gothic Flair zum besten und covern zwischendurch Devo‘s „Freedom of Choice“, was ich fast nur am Text erkannt habe. Power. Geradeaus. Schonmal okay.

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause begaben sich GUZ & Die Averells aus der Schweiz auf die Bühne. Neben dem Songwriter Olifr M. Guz (Gesang, Gitarre) stehen diesmal Samuel Hartmann (Bass, Gesang) und Daniel D’Aujourd’hui (Schlagzeug, Gesang) als Die Averells mit auf der Bühne. Die drei kennen sich von Die Aeronauten, sind vielleicht auch privat gute Kumpels und legten zu dritt einen Sound hin, der das aktuelle Album „Mein Name ist Guz“ überproduziert wirken und mich entfernt an Thee Mighty Caesars oder irgendeine andere Band mit Wild Billy Childish denken ließ. Trotzdem vermisste man nichts. Die Songs von GUZ kommen auch so einfach gut. Es wurde fast alles von der eben erwähnten Platte gespielt, aber mindestens ebenso viele alte Stücke und Klassiker wie beispielsweise „Koresh Teed“ oder „Parisienne People“ sowie „Ideotental“ und auch „Krankenhaus“. Zwischen den Songs wurde manchal ausführlich mit den Zuhörern kommuniziert. Dem Publikum und den Fans hat‘s gefallen. Und Musikerkollegen wie Knarf Rellöm konnte man beim Sichzumusikbewegen sehen. Erst nach ungezählten Zugaben ging dieses Konzert zu Ende. Klasse war‘s!

(Wiederveröffentlichung – dieser Text wurde Ende Mai 2009 zusammengekloppt und bereits anderswo in diesem Netz veröffentlicht).