Poster der Ochsenfurter Band DIE MESOMERE GRENZSTRUKTUR, erschienen vermutlich Ende der 1980er Jahre als Ausgabe des Fanzines Student Pogo Info (SPI). Format: 210 x 297 mm
Ralf Schuster und Stefan Hetzel – Hypnotisierungsmusik
(Tape, C60, MultiPop prod., MuPo 007, 1991)
Das ist doch mal ein schönes Wiederhören! Da hat Stefan Hetzel nun diese alte Kassettenveröffentlichung digitalisiert, die er zusammen mit Ralf Schuster bespielt hat und die wahrscheinlich nur in einer sehr kleinen Stückzahl unter die Leute gebracht wurde.
Endlich, muss man fast sagen! Denn die Arbeit hat sich gelohnt. Obwohl die Aufnahmen unglaubliche 22 Jahre alt sind, wirken sie überhaupt nicht angestaubt und schon gar nicht nostalgisch. Vielleicht liegt es daran, daß Hetzel & Schuster damals in der Ochsenfurter Fuchsenmühle ihr eigenes Ding vierspurig aufgenommen haben – ohne auch nur einen Gedanken an irgendeinen Zeitgeist zu verschwenden. Teilmengen dieser einstündigen Musikkassette wurden unter Verwendung von Instrumenten wie Synthesizer, Orgel, Melodica, E-Gitarre oder Schlagzeug improvisiert, manchmal werden Schuster’sche Texte dazu vorgetragen. Es kommt zum Haushaltskollaps und die Unterhosen sitzen nicht so gut.
In der Musik, bilde ich mir ein, sind Einflüsse von genialen Dilletanten zu erkennen, aber auch Jazz und Minimal Music spielt da eine Rolle und bestimmt auch Post Punk und sogar Frank Weghardt hat seine Spuren hinterlassen (ein Komponist, dem Schuster & Weber eine ganze 7″EP gewidmet haben).
Für mich ein All Time Favourite, der jetzt auch für Menschen hörbar wird, die damals den Herren Stefan Hetzel und Ralf Schuster nicht über den Weg gelaufen sind.
Ab sofort ist dieses Werk frei zugänglich auf archive.org zu hören. Dort findet man weitere Informationen sowie die ursprünglichen Liner Notes:
http://archive.org/details/hypnotisierungsmusik
WEBER & SCHUSTER: „…spielen Frank Weghardt“
(7″EP, MultiPopProd., 1990)
Bisher waren mir Weber & Schuster zwar keine Unbekannten, aber so richtig kennengelernt habe ich sie erst durch diese Veröffentlichung. Auf mein Interesse stieß ihre bisherige Entwicklung immer (was natürlich auch am 10.16 lag), aber leider ist ihr Ruhm noch nicht bis nach Bärlin gedrungen, so daß ich immer noch einem ihrer Auftritte entgegenfiebern muß.
Die Musik dieser Single kann eine gewisse Seelenverwandtschaft zur Tödlichen Doris nicht verleugnen, und auch der ‚Schule der tödlichen Doris‘ (wie die Einzelmitglieder jetzt firmieren) würde diese Scheibe nicht schlecht zu Gesicht stehen. Im Gegensatz zur Doris wird hier allerdings rein instrumental vorgegangen, was den Reiz aber überhaupt nicht schmälert. Sieben kleine musikalische Miniaturen betören so das Ohr. Aber das reichliche Textbegleitmaterial (die Platte ist in einem beidseitig bedruckten DinA3-Bogen verpackt) macht den Hörgenuß kurzweilig. Mir ist nur schleierhaft, warum Schuster & Weber sich Frank Weghardt als Komponisten erkoren, denn nach seiner abgedruckten Biographie stößt er mich eher ab. Aber man muß ja nicht alles wissen!
Edi Roger
Dieser Text stammt aus Edit 15 des 10.16 Megazine, erschienen im Sommer 1990 in Würzburg.
Die Tödliche Doris (siehe auch Titelseite) ernster als
Sonst:
Als hätte die tödliche Doris geahnt, daß es für die Leser unserer Zeitung sicherlich langweilig ist, wenn sie auf unsere (obskuren. dummen. gewollt ausgefallenen) Fragen genauso lustig/gewollt originell antworten wie der PLAN, haben sie etwas Ernst/Ehrlichkeit an den Tag gelegt. (Oder waren sie bloß zu faul, sich mehr auszudenken??) Wahrscheinlich liegt es daran, daß sich die tödliche Doris nicht berechnen lässt. So auch ihre Puppenschallplatte: Ein nachdenklicher, geradezu mystischer Roman, in dem mehrere Phrasen immer wieder an nichtvorhersehbarer Stelle wiederholt werden, und eben diese Phrasen werden auf den acht Schallplatten (je eine min. Spieldauer) gesungen, von Chören und Solisten, ganz ohne Instrumenttalbegleitung. Der Sound ist miserabel, der Kauf des acht-Platten-Sets (samt Plattenspieler und dem Kurzroman, für 34.–) lohnt sich sicherlich nicht, aber wenn man es erst einmal besitzt, ist es bisweilen faszinierend. Ein archaischer Musikgenuß. Geradezu humorlos, stattdessen präzise und unkonventionelle Wortkombinationen. Am besten lässt sich der Eindruck des kombinierten Musik-Romanwerkes durch ein Zitat aus des dem Fanzine Student Pago Info (5/84) beschreiben:.. man ahnt den tiefen Sinn der Worte, ohne ihn zu verstehen.
Chöre & Soli lässt ahnen!
SPI fragt: (Unter anderem)
Wie heißt ihr mit richtigem Namen? Wer ist für was zuständig (Instrumenteverteilung, Texte)?
Wie alt seid ihr? Wie lange lebt ihr schon in Berlin? (schon immer?)
Haltet ihr es für euch und eure Musik für wichtig in einer Metropole zu wohnen?
Was habt ihr gemacht, bevor es die tödliche Doris gab?
Wie unterscheidet ihr euch von anderen Menschen? Was hindert euch am Selbstmord? Warum veröffentlicht ihr eure
Saudumme Frage: Was bezweckt ihr mit eurem musizieren und sonstigem Wirken? Gebt ihr oft Konzerte? Wo und wann? Würdet ihr euch als berühmt bezeichnen? (Wenn ja, lohnt es sich berühmt zu sein?) Wodurch verdient ihr Geld? Habt ihr außer Musik und Frauen andere vitale Interessen? Wo wollt ihr im Sommer Urlaub machen?
Platz für Ergänzungen oder graph. Erläuterungen: Natürlich könnt ihr auch beliebig viele Zettel beilegen und überhaupt sind wir für jeden Mist dankbar!)
Die tödliche Doris antwortet: (Unter anderem)
Fragebogenbeantwortung für STUDENT POGO INFO
Käthe Kruse/Nikolaus Utermöhlen/Wolfgang Müller/(Tabea Blumenschein)/
Sie kommen aus Bünde, Konstanz, Wolfsburg, Würzburg und leben verschieden lange in Berlin. Inzwischen halten sie es nicht mehr für so wichtig, in einer Metropole zu wohnen. Auch glauben sie, daß sie sich immer weniger von anderen Menschen unterscheiden, die sich dabei ja auch nicht umbringen.
Die berühmten 4 haben schon an die 30 Konzerte im Laufe von 3 Jahren gegeben, sicher nicht nur mit Musik und Frauen, sondern auch mit anderen vitalenn Interessen ihr Geld verdient. Im Sommer 1984 werden sie vielleicht in der Umgebung Basel sein.
Natürlich ist damit noch lange nichts bezweckt, musiziert oder sonstig gewirkt. So sind sie immer dankbar für Anregungen, Kritik und beliebig viele Zettel.
Lesen kann man sie überall und alles. Wie „Chöre & Soli auch hören“
Neuere & Neueste Aktivitäten
„Die tödliche Doris informiert: Pressestimmen 81/82“
Poster, Berlin/ Eigenproduktion
„Tour 83“
Konzerte in: Kopenhagen, Wien „Töne & Gegentöne“, Hamburg „wildes Kino“, Frankfurt/Harmonie, Villingen-Schwenningen/ Zirkuszelt, München/Werkstattkino
„Die tödliche Doris auf Helgoland“
Reiseveranstaltung und Konzert Helgoland
„Chöre & Soli“
8 Miniphon Platten mit Abspielgerät, Berlin/gelbe Musik, Düsseldorf/pure freude
1984
„Chöre & Soli – live“
Konzert im Rahmen der H. Szeemann Ausstellung „Der Hang zum Gesamtkunstwerk“,
Sylvesternacht im Berliner Delphi-Kino.
„Tapete“
28-minütiger S8-Film in Breitleinwandformat
„30min. Kavaliere“
Konzert beim 4. 0snabrücker Experimentalfilm-Workshop
„Samplerbeitrag auf Dave Henderson (SOUNDS, England) LP“, London
„Die Tödliche Doris in THE KITCHEN“, NYC
Konzert in New York
„Die Tödliche Doris in TUBE“,
Beitrag für die englische Popsendung auf canal 4, London
Dieser Texte stammt aus dem Ochsenfurter Fanzine Student Pogo Info, erster Jahrgang, Heft 7, August 1984 und wurde von Ralf C. Schuster verurhebert.
Digitalisiert und minimalinversiv editiert von Guido Zimmermann.
Unbedingt das Original-Layout begutachten! Hier als PDF:
Student Pogo Info_7_1984_Die Toedliche Doris