Posts Tagged ‘Oi Oi Oi!’

Saturday Night Favourites

Juli 8, 2014

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Handschriftlicher Review der Compilation „Saturday Night Favourites“ (C46, ZVC / Klappstuhl Records,  TMT 01-86 / Trism 3) aus dem Berliner Fanzine REUTERS, Nummer 18, September 1986, Seite 4.

Transkription:

10.15 Saturday Night Favourites Compilation 1986

Saturday Night Favourites halte ich für sehr sehr gelungen. Ein Tape, liebevoll aufgemacht mit beigelegtem Fanzine, bietet ausreichend Information zu den Bands, die sich hier erneut vorstellen. Nun eine Würdigung, verdientermaßen. Und SPASS, wenn man sich diese 10.15 Compilation reinzieht – kommt gewiß zum Vorschein. Ein bemerkenswertes Privileg ist, daß ich die Cassette schon öfters hörte (obwohl ich kein Fan von Tapes bin). Allerdings gibt es auch ein Manko: Ein Häufchen zu viel von Elektronik macht sich auf „S.N.F.“ breit. Den elektronischen Krempel lausche ich gerne zu – doch: Was zuviel ist – ist zuviel. Folgende Interpreten sind hier drauf vertreten:

SIDE A
1. MR. CONCEPT „Open up The Network“ (UK)
2. THE STARKMAN „Loverboy (Be My Crutch)“ (UK)
3. ATTRITION „Day I Was Born (Version)“ (UK)
4. MARKUS „Dark Room“ (Osnabrück)
5. SOVETSKOE FOTO „Sunday Evening Walk No. 2“ (Rosenheim)
6. ABENDBROTBEAT „Die Bedrohung“ (Ochsenfurt)

SIDE B
1. DREIDIMENSIONAL „Golden Toast“ (Berlin)
2. THE TAIGABAUER „Kleiner Astronaut“ (Eystrup)
3. DIE KOMSOMOLZEN „Propaganda“ (Segnitz)
4. DAS DING „Böse sein“ (Berlin)
5. 3 MUSKETEERS „Enigma“ (Sidney)
6. MR: CONCEPT „Penetration“ (UK)

Stark auffallen tun MR. CONCEPT, DREIDIMENSIONAL (Spandaukult!) + „Golden Toast“ is‘n Hit – und ABENDBROTBEAT. Hört man THE STARKMAN zu, denke ich „so hätten Sigue Sigue Sputnik vor 6 Jahren geklungen. THE TAIGABAUER mit „Kleiner Astronaut“ ist ein krasser Ausrutscher auf diesem Zusammenschnitt. Also live fand ich sie siechend dumm (siehe REUTERS no. 14!). Und die Texte …. oh no; Kostprobe: „… Kleiner Schmetterling – flieg doch nicht so hoch. Weil ich Dich nämlich fangen will…“ Was soll das? Die Musik ist affiger Zirkusklamauk. – Erwähnenswert noch die KOMSOMOLZEN (voll doof der Name) mit „Propaganda“, ein RUSSENsound.

Wer nun diese Compilation oder ein „10.15“ FANZINE haben möchte, wende sich an (hier vorsichtshalber noch mal die Anschrift): HAPPY HOUSE, EICHEN 2, 8710 BIEBELRIED, WEST – GERMANY.

© Mario Reuters, 1986

Schrottplatz ?

Mai 26, 2013

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SCHROTTPLATZ ?
Die FAHRSCHULEN-ORGANISATION verabschiedet sich

Diese transparente Kunststoff-Box enthält neben einem Beiheft alle fünf Kassetten, die das Label Fahrschulen-Organisation aus der Würzburger Sanderau in den Jahren 1982 – 1984 veröffentlicht hat. Darunter die beiden Sampler „Fahrstunde“ und „Fahrprüfung“ sowie Tapes der Bands AUTUMN CHIC (live in der Burse), LALLAGUA VIGO und BUNSENBRENNER No. 9.

Über die Cassette der letztgenannte Band, die den wunderbaren Elektro-Hit „Wir sind die Chemiker“ produziert hat, war in einem lokalen Fanzine folgendes zu lesen:

BUNSENBRENNER NR. 9
(C45, Ein Produkt der Fahrschulen-Organisation)

BUNSENBRENNER NR. 9 sind drei Typen (Weihnachtsmann, Jacomo, Edi Roger) aus Würzburg, die mit dieser C45 ihre ersten musikalischen Versuche veröffentlichen.
Angeblich will BUNSENBRENNER dem Hörer „die sagenhafte, bedrohliche und geheimnisvolle Welt der Chemie“ nahebringen, und schreckt dabei (angeblich) nicht vor „sensationellen Enthüllungen zurück“. Sensationen gibt es auf diesem Tape trotzdem nicht, weder chemisch noch musikalisch. BUNSENBRENNERs Musik wird von Synthesizern und Rhythmusgerät bestimmt, ab und zu spielt mal jemand Bass, Gitarre oder Trompete. Teilweise wirkt das Ganze dilettantisch. Manchmal klingt es dann doch ganz gelungen und manchmal wird es sogar gut tanzbar. Der Gesang ist nicht so toll, meist nur eine Art Sprechgesang. BUNSENBRENNERs Texte schwanken zwischen ‚ganz lustig‘ / ‚originell‘ und ‚hohl‘. Ernst, bedrohlich wird es eigentlich nur bei „Chemischer Tod“, einem chemischen Endzeit-Stück.
Auf die Dauer langweilen mich BUNSENBRENNER, weil sie 45min. lang fast immer das gleiche bringen. Besonders auffällig wird’s bei den Texten, wenn immer wieder Ionen, Chemiker, Anoden, Kathoden, Basen etc. auftauchen. Hätte BUNSENBRENNER eine C10 rausgebracht, wäre die sicherlich toll.

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(aus dem Würzburger Fanzine Oi Oi Oi!, 4. Heft, Juli 1984)

10.15 edit V

November 21, 2012

Artwork: Piot Brehmer

Front cover of  10.15 megazine edition number 5,
a fanzine published 1985 in Würzburg, Germany.

 

Vier Männer und ein Pokerspiel

April 17, 2012

DREIDIMENSIONAL – Vier Männer und ein Pokerspiel
(C45, Schuldige Scheitel Tapes, sch-sch 003, 1983)

Ein neues Jahr, ein neues Tape von DREIDIMENSIONAL (das zweite). Zur Cassette gibts ein nettes Beiheft mit Comic und sonstigem, beides auf ein besprühtes Pappstück aufgeklebt; nett gemacht.

DREIDIMENSIONAL sind vier junge Jungs aus Berlin. Ihr erstes Tape    („Der kulturbefördernde Füll“) klang noch ziemlich dilettantisch, „Vier Männer und ein Pokerspiel“ ist nicht mehr so kaputt/chaotisch; ist direkt schon fast perfekt und schön geraten. 12 Songs gibts da, davon konnte man „Fleißig sein“ und „Nur besoffen“ schon auf dem 2. und 3. Irresampler hören.

Am Anfang ihrer neuen Cassette wird man gleich mit einem kurzem, funkigem Stück verwöhnt, das in synthetischem Geblubber sein Ende findet. Aber später gibts dann auch noch einen punkigen Song, mit 95 Sekunden der kürzeste. Im allgemeinen ist DREIDIMENSIONALs Musik eigentlich ’schön‘ ausgefallen. Vor allem, wenn die Woolworthorgel ertönt. Und überhaupt. Bei „Auf dem Weg nach Landshut“ gefällt mir die Gitarre so gut. Das schönste und längste Lied ist das letzte; da paßt irgendwie alles zusammen. Orgel/Bass/Gitarre/Gesang. wow! Auch genial gelungen ist ihre Version von „My bonnie is over the ocean“, dem sie den nötigen Schwung zum Stimmungshit verschaffen.

Kaputt und dilettantisch ist DREIDIMENSIONAL echt nicht mehr. Ich hoff nur, daß sie in Zukunft dann nicht total und zu schön werden; das kann nämlich gefährlich werden. Schön ist nur, wenns nicht zu schön wird. Und das schafft DREIDIMENSIONAL ziemlich gut. Also mir gefällt dieses Tape absolut gut (kaufen!!).

Zu haben bei Schuldige Scheitel Tapes / Mirkotz Krüger, Adresse auf Seite 19!

dom

Dieser Text stammt ebenfalls aus dem 3. Heft des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi! (später 10.15 bzw. 10.16 Megazine), erschienen am 28. Februar 1984. Urheber: Guido Zimmermann

 

Art, great Art!

April 16, 2012

ART, The Only Band In The World – Live,
at Carnegie Hall, September 16, 1981

(C60, The Only Label In The World, 1982)

Diese C60-Cassette wird wohl das letzte Tondokument dieser New Yorker Gruppe sein. ART, THE ONLY BAND IN THE WORLD, soll sich inzwischen nämlich aufgelöst haben. Dieses Tape jedenfalls wurde am 16. September 1981 live im kleinem Saal der Carnegie Hall aufgenommen, während im großem Saal FRANK SINATRA auftrat.

ART ist ein Quartett, das minimale/einfache Musik macht: mit zwei Gitarren, ab und zu mit Metronom oder Mini-Percussion und immer der Gesang / das Geschrei ihrer Texte. Die sind meist bissig bis provokant. Sie lassen sich übers Show-Business, über diverse Musiktrends (New Wave, Reggae, Rap), verschiedene Menschentypen, und was sonst so modern ist, aus. In „I don‘t want to hold your hand (I just want to beat you up)“ machen sie einige Stars (Bowie, Rotten, Stones, etc.) nieder, indem sie deren Hits auf ihre einfache Art nachspielen und ihre neuen Texte dazu singen. Teilweise die perfekte Verarschung. „Ugly People With Fancy Hairdo’s“ ist ein Song über den Lebensstil der coolen und gelangweilten New Wave / Punk-Generation der 80er Jahre. Eine genaue und tiefsinnige Schilderung. Ihre 13 Songs bringen noch mehr solcher Sachen. Als Abschluß gibts auch eine ART-Version des immergesungenen Evergreens „New York, New York“. Allerdings mit verändertem Text.

Schade, daß es ART nicht mehr gibt. Aber vielleicht hat MYKEL BOARD, der Kopf von ART noch irgendwas neues auf Lager.

dom

Dieser Text stammt aus dem 3. Heft des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi! (später 10.15 bzw. 10.16 Megazine), erschienen am 28. Februar 1984. Urheber: Guido Zimmermann

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Die Tödliche Doris lebt!

März 14, 2012

Die Tödliche Doris als Puppen – aus Lichtschwindel, Ralf Schuster 1985

Wir erinnern uns: Noch 1985 wurde in Ochsenfurts Kulturszene rund um den Spi-Trust dem „Tötliche Doris-Kult“ mit größter Begeisterung gefrönt. Kaum eine Ausgabe von Student POGO INFO erschien, in der nicht irgendwelche Anspielungen, Zitate, News oder Erläufterungen zu/über/von Doris versteckt waren. Ralf und Robert (inzwischen als Weber & Schuster besser bekannt) fuhren nach Zagreb um Doris zu besuchen und drehten „Lichtschwindel“. Ein Film der viele Fragen offen läßt: Warum konnten die beiden die Kamera nicht ruhig halten? Hatten sie kein Stativ? Besteht Kunst wirklich darin unverständlich/metapysisch daher zu plaudern?

Antworten auf derlei Fragen gibt die Existenz/Das Vorbild der „Tötlichen Doris“. R. Schuster fühlte sich damals stets von Doris beeinflußt, fast schien es ihm, als sei eine geistige Symbiose zwischen ihm und der Berliner Dilletantenband entstanden, als hätte sich durch das Medium ihrer Schallplatten, Texte, Bilder etc… eine persönliche Übereinstimmung ergeben. Wenn Doris sang: „Heizkörper, Lüftungsgitter, Türklinke“ (Aus: „Der Tod ist ein Skandal“), dann glaubte R. Schuster in diesen drei Worten, die einzig wahre Metapher für das Leben auf diese Welt zu erkennen! Warum? Weil er und Doris sie für sich allein zu haben schienen. Die Freude am Intimen! Doris‘ Texte und Musik sind so ausgefuchst und hintergründig, daß man 99,9 % der Bevölkerung nur ein Schmunzeln des Unverstandes abringen kann, und wie schön ist es doch, zu dem privilegierten 0,1 % zu gehören. Doch genug der Vorrede!

Trotz aller damaligen Bemühungen traf R. Schuster nie auf sein verehrtes und ständig gepriesenes Vorbild, bis er den Entschluß faßte, alt genug zu sein, um selbst Vorbild zu werden. Dabei lief ihm Doris rein zufällig über den Weg.

Ich hielt mich bereits seit über drei Wochen in Berlin auf, wegen eines sehr profanen Anlasses: Ich mußte ein Praktikum für die Uni absitzen, aber das natürlich nur tagsüber, abends konnte ich versuchen, das zu finden, was Berlin zur Metropole macht. Bekannt ist über die Grenzen Berlins hinaus, daß der Abend frühestens um elf beginnt, und deshalb saß ich an fraglichem Tag total angelascht daheim und wäre am liebsten ins Casablanca Ochsenfurt gegangen, aber da ich mich in 1000 Berlin 30 befand, war mir dies verwehrt und es galt zu warten bis man sich als versierter Szenekenner auf die Straße trauen darf. Schließlich latschte ich los, Richtung Disco. Das ist zwar nichts besonderes, fast peinlich, aber man ist ja im fortpflanzungsfähigen Alter und die Berliner Frauen schneiden im Vergleich mit Ochsenfurt in Vielfalt und Anzahl sehr gut ab. Durch einige langweilige Irrungen und Wirrungen (wegen Ortsunkundigkeit), landete ich aber anstatt in der Disco im LOFT, wo die MEAT PUPPETS gerade kurz vor der Zugabe angelangt waren. Obwohl ich eine excellente Mini-LP der MEAT PUPPETS daheim hatte (harter Punk abseits der leidigen Hardcore-Klischees) erkannte ich sie nicht, dachte es handle sich um irgendwelche Berliner-High-Speed-Heavy-Metal-Freaks und blieb nur, weil es nichts kostete und genügend interessante Frauen im Publikum verteilt standen. Außerdem lehnte Nikolaus Utermöhlen, seines Zeichens Tödliche-Doris-Multiinstrumentalist am Bühnenrand, aber fiel mir nicht sofort auf und ich war mir natürlich auch nicht sicher, ob er es wirklich sei, schließlich kannte ich ihn nur von Fotos und sein Gesicht ist das fränkische Allerweltsgesicht schlechthin, Chameritz (Aufenthaltsort unbekannt), Edwins Onkel (Gaukönigshofen) und Holger (Michelfeld) sehen ihm sehr ähnlich. Wolfgang Müller meinte später sogar, ich würde ebenfalls so aussehen, aber das mußte ich von mir weisen. Ich hatte sowieso genug damit zu schaffen, daß mir Nikki in seinen Umgangsformen vertraut, eigentlich ähnlich war. Auf meine schlichte Frage, ob er zur tödlichen Doris gehöre, antwortete er mit ebenso schlichtem ja, und gestand, daß ihm mein Film und mein Name geläufig waren. Dann hatten wir uns nichts essentielles mehr zu sagen. Beiderseitige Versuche ein Gespräch in Gang zu bekommen, versiegten immer wieder nach ein- oder zweimaligem Frage-Antwort-Zyklus. Aber mir schien, als erübrige sich jede Frage, denn ich hatte mich ausführlich genug mit den künstlerischen Äußerungen der tödlichen Doris auseinandergesetzt, um glauben zu können, die Personen, die dahintersteckten zu einem gewissen Grad zu kennen. Die Teile im Mosaik, die noch fehlten, waren die Art sich zu kleiden, die Art zu reden, mit Leuten umzugehen, nicht aber, was konkret gesagt wurde, und es passte alles haarscharf in das Bild, das ich mir gemacht hatte, übertraf es sogar noch, als Nikki, kaum hatten wir uns auf den Weg in eine Kneipe gemacht, einfiel, daß er mit dem Fahrrad ins Loft gefahren sei, und ein pofeliges, rostiges Dreigangfahrrad herbeischleppte. Mir als Auto-Hasser bereitete das größte Genugtuung, zumal Berlin sowieso in Autos erstickt. Auto zu fahren ist eine einzige Qual, trotzdem sieht man erschreckend wenig Fahrradfahrer. Liegt vielleicht daran, daß die schönen Szeneklamotten darunter leiden könnten oder die elementarste Aufgabe von Kleidungsstücken, den Körper vor Kälte zu schützen, nicht ausreichend erfüllen. Bei uns auf dem Land höre ich ständig, man bräuchte ein Auto, weil die Dörfer so weit auseinander liegen, aber in der Großstadt scheint es andere Ausreden zu geben, die den Gebrauch des Autos rechtfertigen. Nikki führte mich in eine Kneipe nahe der Potsdamer Straße (Nutten ahoi!), in der alle von der tödlichen Doris zwecks Broterwerb [arbeiten. Es handelt sich] um einen ehemaligen Puff mit genialkitschigem Inventar wie Pornobilder in Barockrahmen, Kronleuchter mit Funkelglühbirnen und angenehmen Künstler-Publikum, z.B. Wolfgang Müller, Dilletanten-Mastermind und Doris-Sänger/Texter. Er erkannte mich fast von allein und begann sofort zu erzählen (mit der unverwechselbar üblen Stimme, die man von den Platten her gewohnt ist) und steckte dabei seinen Kopf meistens so nach vorne, daß ich dachte, er wolle die Pickel auf meiner Nase genauer anschauen. Tabea hätte eigentlich auch an dem Abend kommen wollen, meinte er, aber es sei ihr nicht gut. Schade, sie und Käthe hätten gerade noch gefehlt, aber man kann nicht alles haben. Im Lauf des Abends erfuhr ich auch so eine ganze Menge; Die Aufnahmen für die neue Platte sollten wenige Tage später beginnen, diesmal nur mit synthetischen Instrumenten „…. wird echt unpersönlich. Die haben da sogar diese sechseckigen Trommeln…“. Diese sechseckigen Dinger (genannt Simmons-Drums, danach verzehren sich alle provinziellen Pseudoprofis) könnte man, schlug Wolfgang vor, aus Pappdeckel nachbauen und auf der Bühne als Performance kaputt machen. Obwohl nur als spontane Idee formuliert, zeigt sich Doris‘ typische Anmache: Die Attacke auf den gutbürgerlichen, guten Geschmack. Die Hifi-HighTech-Kultur ist gerade recht um sie lächerlich zu machen. Zu Jahresende wird sich die tödliche Doris auflösen. Natürlich nur zum Schein, denn „wir sind immer noch die besten Freunde!“. Die Auflösung soll, soweit ich es verstand, nur dem Zweck dienen, das Konzept noch mehr zu erweitern, weg vom Bandimage, stärkeres Engagement auf anderen Gebieten. Dabei aktivierte Doris schon immer Grenzbereiche, musikfremde Darstellungsformen.

Tabea Blumenschein, Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen und Käthe Kruse (Autogrammkarte, 1983)

Projektnamen wie Fotodokumentararchiv, Naturkatastrophenballet, die tödliche Doris als Kontaktvermittlung lassen erahnen, wie vielfältig ihr Repertoire an Ausdrucksformen ist. Aber nicht nur vielfältig, vor allem schräg und unverdaulich war sie zu allen Zeiten. In einem Super-8-Dokumentarfilm über das SO 36 sah ich einem ihrer frühen Auftritte: Als Geräuscherzeuger stand ein pfeifender Teekessel auf einer Heizplatte und beides auf der Bühne. Nikki lockte dazu der Gitarre irgendwelche abscheuerregenden Töne und Wolfgang schrie hysterisch: „Kavaliere, Kavaliere, reiten die Welt in den Abgrund“. Eine leere Bierbüchse traf ihn dabei direkt an der Stirn. Ein Bild für die Götter. Inzwischen geht es auf Doris‘ Auftritten sicherlich nicht mehr so punkig/anarchistisch zu. Doris ist ein etabliertes Kunstphänomen für die intellektuelle Schickeria der ganzen Welt. Sie spielte im „Museum for Modern Art“ in Amerika, in Japan ist die letzte LP in den Charts und demnächst steht Moskau auf dem Tourprogramm. Aber angeblich ist das auch nicht immer aufregend.  „Es gibt nichts neues mehr!“ zitierte ich von Doris‘ erster Maxi und man gab mir Recht. Wolfgang vertraute mir an, daß er bald 30 wird, aber außer, daß er mit den Schultern zuckte, wußte er nicht, was man davon halten soll. Grund genug sich um die alltäglichen Dinge zu kümmern. Jemand holte noch eine Runde Budweiser und er erzählte mir, wie Tabea Blumenschein im Zoo das Zwergflußpferd gestreichelt und den Schuhschnabel aus seiner arrogant/stoischen Ruhe aufgeschreckt hätte. Dann gab es noch einige Details zwischen Nikki und Wolfgang zu besprechen, die sich auf das Studio und die Aufnahmen bezogen. Sehr bedeutend war es nicht, wie sie sich unterhielten, aber ich wußte schießlich, daß es sich bei diesen beiden betont gewöhnlich gekleideten Menschen um die „mit Abstand intelligentesten Köpfe unter den genialen Dilletanten“ handelte, wie KONKRET bereits ’81 aufgrund der ersten 12-Inch treffend erkannte. „Der Schönheit Stimme aber redet leise und schleicht sich nur in aufgeweckte Gemüter“, hing als schlauer Spruch in dem Musiksaal meiner Schule an der Wand, Goethe oder einer von denen hat das irgendwann einmal formuliert. Aber mit dem aufgewecktsein war es bei mir nicht mehr allzuweit her, die Uhr zeigte bereits zwei. Zu erzählen hatte ich nichts, und Fragen fielen mir auch keine mehr ein, zumal ich sowieso keine Lust auf das Frage-Antwort-Spiel verspürte. Also ging ich heim, um sieben würde der Wecker klingeln, wegen der alleralltäglichsten Arbeit.

Ralf Schuster,
1987

Original Layout:
Framed Dimension D-Sign, 1988

Dieser Text stammt aus Heft No. 11 des 10.15 Megazine, vermutlich im Mai 1988 in Würzburg erschienen.

Anmerkungen von GZ:

Autor Ralf Schuster ist auch Musiker (Schlagzeug, Akkordeon u.v.m.) und Filmemacher (Super-8, Video, Kurzfilme und Cottbus-Krimis etc.), stammt aus Ochsenfurt und lebt seit etlichen Jahren in Cottbus.

Beim SPI-Trust handelte es sich um einen Zusammenschluß verschiedener Bands einiger Musiker aus Ochsenfurt wie Rassenhass oder Die Mesomere Grenzstruktur. Aus dieser Szene ging sowohl das mit dem Scharfrichterbeil prämierte Duo Schuster & Weber hervor als auch die Filmproduktion MultiPop. Als Zentralorgan fungierte das meist aus acht DIN A5-Seiten zusammenkopierte Student POGO INFO.

Das Casablanca in Ochsenfurt ist immernoch ein Programmkino mit angeschlossener Kneipe.

Bei der von Ralf Schuster beschriebenen Berliner Kneipe dürfte es sich um das Kumpelnest 3000 gehandelt haben.

Das Original gibt es hier als PDF:
Ralf_Schuster_Die_Tödliche_Doris_lebt

In Interview: The Milkshakes

März 5, 2012

Am 12. April 1984 spielten THE MILKSHAKES aus England wiedermal im [Jugendzentrum] Falkenhof in Würzburg. Dieses Konzert war inzwischen schon ihr fünftes in Würzburg (1x Kulturkeller, 1x Omnibus, 3x Falkenhof) und endlich haben wir es gewagt, so schüchtern wie wir sind, ein Interview (oder sowas) mit ihnen zu machen. Trotz mäßigen Englischkenntnissen und unleserlichen Notizen nun das langersehnte Interview mit THE MILKSHAKES:

Oi Oi Oi!:
Wer sind die MILKSHAKES?

The Milkshakes:
Die MILKSHAKES sind Billy [Childish], Bruce [Brand] (beide Ex-POP RIVETS), John [Gewen] und Micky [Hampshire]. Ursprünglich waren die POP RIVETS und THE MILKSHAKES zwei voneinander unabhängige Bands, aber seit 3-4 Jahren machen wir zusammen als THE MILKSHAKES weiter.

O: Wie würdet ihr eure Musik bezeichnen?

M: Rock’n’Roll, Acid Punk, Cycle Motobilly, Rhythm’n’Beat.

O: Spielt ihr die Musik eurer Väter?

M: Einige unserer Songs sind von unseren Vätern, aber die meisten Titel haben wir selbst geschrieben.

O: Wollt ihr mit euren Texten etwas sagen?

M: Eigentlich weniger. Meistens geht’s um Frauen, um Autos und ums sich zulaufen Iassen.

O: Welche Musik hört ihr so?

M: Nur gute Musik aus den 50er, 60er und 70er Jahren, weniger aus den 80er. Vor allem halt alte Songs.

O: Was haltet ihr von Gruppen wie SOFT CELL oder DEPECHE MODE?

M: Fucking creeps!

O: Und was haltet ihr von SHAKING STEVENS?

M: Bruce ist sein Sohn! Außerdem war Bruce Sessiondrummer bei NENA’s „99 Red Ballons“.

O: Warum nennt ihr euch eigentlich THE MILKSHAKES?

M: Als wir mal durch irgendeine Straße gingen, kamen uns 6 (oder 122) Schwarze entgegen und sagten zu uns „Ab sofort nennt ihr euch THE MILKSHAKES!“.

O: Warum veröffentlicht ihr eure Platten auf einem unabhängigen Label?

M: Wir wollen nicht, dass uns irgendeiner sagt, was wir spielen sollen und wieviel Platten wir im Jahr aufnehmen müssen. Wir sind froh, dass wir ein unabhängiges Label gefunden haben und machen was wir wollen.

O: Wie fühlt Ihr euch auf der Bühne?

M: Besoffen. Einfach zuviel Bier. Während unserer Auftritte trinken wir meistens zwei Flaschen Whiskey und etliche Biers.

O: Wer kommt denn so zu euren Auftritten?

M: Total verschiedene Leute. Teds, Punks, normale Leute. Auch ältere, die diese Musik gehört haben, als sie noch jung waren, in den frühen 60er Jahren. Ich würde sagen, wir haben ein Publikum im Alter zwischen 14 und 40. Nur die 12jährigen Mädchen kommen meistens nicht, weil ihre Großmütter sie vor uns einsperren müssen.

O: Wie steht ihr zu eurem Publikum?

M: They pay, we bless them!

O: Um was geht’s euch bei euren Auftritten?

M: Vor allem ums Feeling! – Aber vom Feeling kriegt man kein Geld!

O: Seid ihr berühmt?

M: Weniger. Wir nehmen selbst auf und verkaufen unsere Platten in der ganzen Welt. Wir spielen halt und machen Platten. Bis jetzt gibt’s von uns vielleicht 30.000 – 40.000 Platten. Am 1.2.1984 haben wir ja vier LPs an einem Tag herausgebracht, die wir alle in ein paar Wochen aufgenommen haben. Insgesamt haben wir jetzt 8 LPs in drei Jahren herausgebracht und zwei Singles.

O: Könnt ihr von eurer Musik leben oder arbeitet ihr auch?

M: Von der Musik können wir nicht leben. John hat seine Arbeit aufgegeben, als wir nach Deutschland gingen. Bruce hat noch einen Job als Kellner in ner Bar. Der Rest lebt von der Wohlfahrt.

O: Welche Zahnpasta benutzt ihr?

M: Keine, weil wir sowieso so nach Bier stinken, dass es egal ist.

O: Was haltet ihr vom deutschen Bier?

M: Davon kann man Fässer saufen ohne dass man besoffen wird!

O: Könnt ihr eigentlich auch Deutsch?

M: Nein, aber Bruce spricht ein bißchen Deutsch.

Bruce: Dummkopf! Doof!

O: Was erlebt Ihr so auf Euren Trips durch Europa?

M: Ja, wir sind illegal über die DDR-Grenze gefahren, als wir nach Berlin fuhren. Dabei hat sich Gary (ihr Roady) den Arm gebrochen.

Gary: Micky lügt wie gedruckt

O: Stimmt das?

Micky: Ja, stimmt!
(hä?)

O: Was habt ihr so für Lieblingsausdrücke?

M: ‚Get out of your milk!‘, ‚Fucking shit!‘, ‚Where’s the whiskey?‘, ‚Where are the 12-year-old girls?‘, ‚Shaggy wiggy, ‚Knick Knock‘.

O: Und was heißt ‚Shaggy wiggy‘ oder ‚Knick knock‘?

M: Keine Ahnung. Haben wir gerade erst erfunden! Vielleicht was anderes für Fuck.

Nachdem uns dann keine Fragen mehr einfielen und uns die MILKSHAKES auch nicht mehr mit anderen Fragen weiterhelfen könnten, bestiegen sie irgendwann die Bühne und begannen zu spielen. Ihr erster Titel: „Let’s rock“. Ein guter Einstieg, denn THE MILKSHAKES rockten und rollten ziemlich los.
Ihre Musik: eben Rhythm’n’Beat, so wie er Anfang der 60er gespielt wurde. Manchmal hört man auch alte Songs von BO DIDDLEY, KINKS oder den BEATLES, die von den MILKSHAKES allerdings schneller und härter als im Original gespielt werden. Fetz, fetz. Rock, rock.
Kurz vor Ende ihres Konzertes brachten sie noch ein paar krönende, lustige, kurze Showeinlagen: Micky, Billy und John, die Gitarren/Bass in MP-Haltung gehen wie Tiger auf die Mädels los und schauen ihnen tief in die Augen, oder so. Nach etlichem Alk und zwei Zugaben („I wanna be your man“ und ein Instrumental, verließen die 4 MILKSHAKES dann fluchtartig den Saal. Im großen und ganzen ein absolut gutes Konzert! Beste Beatmusik von vier lustigen Engländern. Also, wenn THE MILKSHAKES das nächste Mal irgendwo spielen, nichts wie hin!

lym/del.toid/dom
(heißen Dank an DHT-project und einen Gruß an Hansi [Steinmetz]!)

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Dieser Text stammt aus dem 4. Heft des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi! (später 10.15 bzw. 10.16 Megazine), erschienen im Juli 1984.

totgut

Februar 25, 2012

DIE TOTEN HOSEN
‚Wir sind bereit‘ / ‚Jürgen Engler’s Party‘
(7″, Totenkopf, Tot2, 1982)

Seit ein paar Monaten gibt es in Düsseldorf ein neues Label: TOTENKOPF- Schallplatten. Ihre ersten Produkte sind eine ZK-live-LP (lustig! lustig!) und als zweites eine Single der TOTEN HOSEN (Bestellnummer TOT 2).
Die Vereinigung der TOTEN HOSEN besteht aus Trini Trimpop (ex der KfC), Jochen H., Kuddel. Whyat Earp, W. November, Andi M. und Campi. Wenn man die Single das erste Mal hört, denkt man unwillkürlich an die legendären ZK: der gut arrangierte (arrangiert???) Chorgesang (Aaaaaa/Aaaaa), das Klatschen und die tolle Stimme. Kein großes Wunder, denn Campi, der Sänger mit der tollen Stimme kommt direkt von ZK, die sich ja getrennt haben, aber back to the Musik: einfacher, gerader, harter und gutgemachter (Punk?-) Rock mit guten, originellen deutschen Texten. Allerdings besser bzw. perfekter produziert als bei ZK. Die A-Seite ‚Wir sind bereit‘ ist gut, aber die B-Seite ‚Jürgen Engler’s Party‚ ist genial!
Der Text beißt alle düsseldorfer Ex-UntergrundundjetztPopstars, vor allem die Englers und Doraus*. Passend zum Song ist auf dem Cover noch der Brief einer 13jährigen Gymnasiastin an Jürgen abgedruckt: „Ich hab alle deine Platten und viele Fotos von Dir und Bernward. Ich weiß nicht, wen ich von euch schöner finde. ….. Wenn ich mir zusammen mit Ulla und Karin eure Platten anhöre, muß ich immer in die Hosen machen. Letzte Woche…“

*****

DIE TOTEN HOSEN
‚Niemandsland‘ / Reisefieber‘
(7″, Totenkopf, Tot1, 1982)

Die zweite TOTEN HOSEN-Single ist da! (Diesmal Best.-Nr. TOT 1). Wieder gerader, rauher und fetziger Rock mit tollem Backgroundgesang und Campi’s (Hallo, wie gehts deinen Campino-Bonbons?) einzigartiger Stimme. Die Texte sind kurz und bündig, aber nie albern, sondern gut. Danke für das Textblatt, ohne das würde man nur die Hälfte mitkriegen!
Am Anfang von ‚Reisefieber‚ hört man einen Dudelsack (oder ist es eine Tote Hose?) und das Meer (eigentlich mehr den Wind) rauschen. Bei ‚Niemandsland‘ gefällt mir besonders dieses ‚khwüa!‘ (oder halt so ähnlich) in der Mitte.
DIE TOTEN HOSEN schaffen es, obwohl bei ihnen u.a. Leute mitspielen, die seit ca. fünf Jahren aktiv sind, frischeste Musik zu machen, die auch noch mit guten Texten Spaß macht. DIE TOTEN HOSEN gegen tote Hose in überall!

Achtung! Hab noch mehr Informationen aus Düsseldorf über die TOTEN HOSEN gekriegt: Und zwar, daß es schon wieder eine neue Single gibt. Titel: ‚Armee der Verlierer‘, ‚Opel-Gang‘ und ‚Eisgekühlter Bommerlunder‘. Eine Flasche Bommerlunder liegt bei. Aber besauft euch nicht!
P.S.: DIE TOTEN HOSEN sind nicht toll, sondern totgut ! ! !

dom

*****

Diese beiden zeitgenössischen Reviews stammen aus der im April 1983 erschienenen Erstausgabe des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi!.

Ein herzliches Beileid an Die Toten Hosen zu ihrem 30-jährigen Jubiläum und dazu, daß ausgerechnet die Zeitschrift Rolling Stone aus diesem Anlaß im April 2012 ihre erste Single wiederveröffentlichen wird. Was nichts daran ändert, daß die ersten Hosen-Singles zu meinen All time favourites zählen!

Anmerkung:
* wobei eh klar ist, daß Andreas Dorau kein Düsseldorfer ist, genausowenig wie Holger Hiller. Aber bei den Leuten von Der Plan bzw. Ata Tak hat er die eine Hit-Single aufgenommen. Im Song der Toten Hosen ist Dorau auf dem Balkon zu sehen. Der Bilker Jürgen Engler war Mitglied von Male, bevor er mit Die Krupps erfolgreich wurde.

5 Tage DDR

Februar 1, 2012

Die Deutsche Demokratische Republik scheint ja leider kein besonders populäres Reiseland zu sein und ohne daß man dort ‚drüben‘ Verwandte hat, werden sich nur wenige Bundesbürger in Deutschlands Osten gezogen fühlen. Als wir (Stefan und Guido) allerdings von einem Bekannten, den wir bislang nur von Briefen her kannten, zu den 12. Leipziger Jazztagen [1987] eingeladen wurden, sagten wir natürlich zu. Schließlich war man neugierig auf das andere Teil Deutschlands.

Nachdem wir also am Grenzübergang Hirschberg die ganzen Formalitäten  mit den Zollorganen der DDR ohne größere Probleme überstanden und unser Eintrittsgeld plus Verzehrbons (sprich: Visagebühr plus Zwangsumtausch) gezahlt hatten, fuhren wir in Richtung einer kleinen Stadt im Kreis Döbeln, wo wir schon von unserem Bekannten samt Family erwartet wurden, deren Wohnlage recht illuster ist:
Zu dem alten Backsteinhaus, das sich noch in Privatbesitz befindet, gelangt man, indem man am Knast links abbiegt, und wenn man aus den hinteren Fenstern der Wohnung guckt, die sich in einem oberen Stockwerk befindet, kann man in den Hof der Psychiatrie blicken, in dem die Insassen dieser Anstalt hinter den hohen Mauern nachmittags ihre Kreise ziehen; irgendwie fühlte ich mich bei diesem Anblick an den Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ erinnert.
Bei einer Tasse Kaffee kommt man schnell ins Gespräch über dies und jenes und stößt dabei selbstverständlich immer wieder auf den Vergleich von Hier und Drüben. Und dabei fällt auch immer wieder auf, daß unsere Bekannten besser über unsere Verhältnisse informiert sind als wir über deren; Westfernsehen macht’s möglich. Und eigentlich möchte ich jetzt nicht so auf die Unterschiede eingehen, bevor man mir vorwirft, ich wiederhole nur Klischees, die man eh andauernd hören kann. Aber trotzdem bestätigten sich diese Vorstellungen, die man vom Leben in der DDR nun mal hat, allerdings macht man dort halt das beste aus dieser Situation, während man als verwöhnter Außenstehender sich nur wundern mag und sich unwohl fühlt. Man hilft sich hier halt mehr untereinander aus, indem man z.B. Kinderkleidung austauscht und sich gegenseitig beim Wohnungsrenovieren hilft. Denn auch an Handwerker kommt man nicht so leicht heran, vor allem weil anscheinend diese alle die Hauptstadt der DDR Berlin zur 750-Jahre-Feier aufmöbeln mußten. Es lebe das Prestige. Scheint überall das Gleiche zu sein…….

Dresden

Am zweiten Tag unseres 5-Tages-Aufenthalts machten wir uns auf, um Dresden anzugucken. Wir fahren also auf der Autobahn ins ‚Tal der Ahnungslosen‘ ein, da so genannt wird, weil es dort (rund um Dresden) nicht möglich ist, West-Sender zu empfangen. Nur im luxuriösesten Hotel Bellevue soll dies dank Verkabelung möglich sein, erzählt man sich. In Dresden, der Stadt der Kunst und Kultur und heute auch der Industrie, gibt es viele alte Bauwerke, u.a. aus dem Barock, zu sehen. Eines der berühmtesten Bauten ist ‚Der Zwinger‘, der der Würzburger Residenz nicht unähnlich ist; nur macht es die Industrieluft dem Gebäude nicht gerade leicht. Nicht unweit davon findet sich im Innenstadtbereich, der viel gepflastert ist, die Semper-Oper, die noch vor garnicht langer Zeit renoviert und mit modernem Anbau versehen worden ist. Nach ein paar weiteren Schritten kommt man schon auf die brühlsche Terrasse, die sich in Höhe der Anlegestelle der Weißen Flotte die Elbe entlang zieht, von der man allerdings noch durch eine Brüstung und eine Straße getrennt ist. Hier hat sich vor genau 250 Jahren Graf Brühl einen Garten mit etlichen Bäumchen anlegen lassen und heute läuft dort jedermann umher, wo sich jetzt in den alten Gebäuden, in deren Dachrinnen Grünzeug rankt, Museen und Vorlesungssäle befinden. In der Altstadt kann man also viele Sehenswürdigkeiten anschauen, während man zu Fuß im Innenstadtbereich spazieren geht und in Richtung Stadtrand die Leuchtreklame des VEB Kombinat Robotron auf einem Hochhaus erblicken kann. Über die Georgi-Dimitroff-Brücke kommt man in den Neubaubezirk von Dresden, wo man Hotels, eine moderne Prachteinkaufstraße und Gaststätten findet. Es lebe der Beton.

Dessau

Die restlichen Tage wollten wir in Leipzig verbringen, wo uns eben die 12. Leipziger Jazztage hinzogen und wo am Donnerstag-Abend, unserem dritten Tag in der DDR, auch das erste Konzert stattfand. Und so machten wir uns vormittags auf den Weg, allerdings mit einem Abstecher über Dessau, wo wir uns das dortige Bauhaus, in dem u.a. Walter Gropius wirkte, sehen wollten, was eigentlich auch schon das einzig interessante an dieser Stadt für uns darstellte.
Auf Dessaus Straßen machten wir dann auch Bekanntschaft mit der Polizei der Deutschen Demokratischen Republik, als wir nichtsahnend in eine vierspurige Straße einfahren und vor der nächsten Kreuzung auf zwei Polizeibeamte stoßen, die uns fragen, ob wir nicht gesehen hätten, daß diese Straße gesperrt sei, schließlich sei da vorne ein entsprechendes Schild gewesen, das man mißachtet hätte. Darauf knöpfte man uns 20 Mark – natürlich DM, schließlich ist man ja scharf auf harte Devisen – ab und als Stefan fragte, wie man von hier aus zum Bauhaus kommt, erklärte uns der eine Beamte: „Ja, da fahrn’se geradeaus und dann…….“. Wo diese Straße gesperrt gewesen sein sollte, wissen wir uns die vielen Trabis vor und hinter uns bis heute nicht.
Für diese Schlappe entschädigte uns dann aber das Bauhaus, das etwas außerhalb der Innenstadt liegt und schon 1926 erbaut wurde, was man dem Gebäude mit den riesigen Glasflächen und den niedlichen Balkons auf der Rückseite kaum ansehen kann, was zeigt, wie weit die Bauhäusler ihrer Zeit voraus waren. Als wir feststellen mußten, daß ausgerechnet wenn wir hier sind, die Ausstellung über das Bauhaus geschlossen ist, machten wir uns auf ins Zimmer des zuständigen Menschen, mit dem auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten ausgemacht werden können, so versprach es zumindest das Plakat am Eingang. Im besagtem Raum fragten wir dann, ob irgendwie die Möglichkeit bestünde, heute die Ausstellung zu sehen, worauf die freundliche Frau, die dort anzutreffen war, leider antwortete, daß heute zwar eine Führung sei, aber daß hierzu niemand mehr dazu genommen werden könne und spurtete sogleich fort um den zuständigen Herren zu suchen. Nach einer kurzen Weile  stand ein junger Ingenieur vor uns, wohl kaum über 30, der anbot uns kurz in der Ausstellung umsehen zu lassen, was wir natürlich begeistert annahmen. In der Ausstellung kann man Skizzen, Fotos, Modelle, erklärende Tafeln sowie Original-Werkstücke bewundern, zu denen unser Ingenieur auch bereitwillig und mit einem gewissen Enthusiasmus unsere Fragen beantwortete. Nachdem seine Mittagspause, die er für uns geopfert hatte, dem Ende entgegen ging, mußten wir dann wieder raus. So war es also kurz aber interessant – und es gibt doch ab und an nette Leute!
Danach suchten wir noch das heutige Gewerkschaftshaus, einen halbrunden Bau, dessen Modell wir auch in der Bauhaus-Ausstellung gesehen hatten und das von Gropius entworfen wurde. Allerdings war dieses Gebäude mit der Zeit schon so zugebaut und zugewachsen, daß man es als Ganzes gar nicht mehr so richtig wahrnehmen konnte und sich mit Details zufrieden geben mußte.

Leipzig

Am Nachmittag kommen wir dann in Leipzig an wo wir bei einem Kumpel unseres Bekannten übernachten konnten, der in der Trabantenstadt Leipzig-Grünau wohnt, wo in einer Neubausiedlung voller Hochhäuser ungefähr so viele Leute leben wie in einer kleinen Großstadt (also so ungefähr 100.000 Menschen). Dieser Stadtteil wurde eigentlich schon vor vier Jahren fertiggestellt, aber immer noch sieht es hier wie auf einer Baustelle aus, weil die Begrünung noch auf sich warten läßt.
Von hier aus kommt man mit der Tram oder der S-Bahn innerhalb einer halben Stunde in die Leipziger Innenstadt, was pro Fahrt nur ein paar Pfennige kostet. Als erstes schauen wir im noblen Interhotel Astoria vorbei, wo einige Organisatoren des Leipziger Jazz-Club in der Vorhalle sitzen, um hier ankommende Musiker zu empfangen. Das bunte Grüppchen von Jazzfreaks machte sich als Kontrapunkt zu dieser von Eleganz strotzenden Halle sehr gut. Als unsere Bekannten, die bei den Jazztagen auch ein bißchen mitorganisierten und deshalb hierhergekommen waren, ihre Sachen erledigt hatten, ging es in die Innenstadt um noch einen Happen essen zu gehen bevor man sich von 19 Uhr 30 bis Halbdrei nachts, acht Stunden lang dem Jazz in seinem ganzen Spektralbereich hingab. Bemerkenswert ist übrigens, daß jedem für kulturschaffendes Engagement ein paar Tage Sonderurlaub zustehen, so daß sich unsere Freunde während der Jazztage um ihre Arbeit nicht kümmern mußten. Praktische Sache, was!
Während wir nachts also Jazzmusikern aus der DDR und BRD, Rumänien, USA, UdSSR, Schweiz, Österreich, Niederlande, Australien, Großbritannien und Japan zuhörten, schauten wir uns nachmittags Leipzig an.

Eines der herausragendsten Bauwerke Leipzigs ist das 91 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal, das am Stadtrand von 1889-1913 zum Gedenken der Völkerschlacht im Oktober 1813 erbaut wurde und heute angeblich als Mahnmal für den Frieden dient. Herausragend kann man dieses Denkmal vor allem deshalb bezeichnen, weil es absolut wuchtig ist und über 500 Stufen gelangt man auf die Plattform dieses teutonischen Bauwerks, von wo aus man eine gute Aussicht hat, die bei klarer Wetterlage wunderbar sein muß. Am Völkerschlachtdenkmal hält die Freie Deutsche Jugend auch regelmäßig größere zeremoniellen Meetings ab, wozu aus dem Bassin vor dem Denkmal extra das Wasser abgelassen wird, um einen schönen großen Platz hierfür trockenzulegen.
In der Deutschen Bücherei, die 1913 in Leipzig eröffnet wurde und sich auf das Sammeln von deutschsprachigem Schrifttum des In- und Auslands spezialisiert hat, konnten wir uns eine interessante Ausstellung zur Geschichte der Schrift und der Papierherstellung ansehen, während wir im Musikinstrumenten-Museum der Karl-Marx-Universität alte Instrumente wie Hammerflügel, Cembali, Orgeln oder ein dreigeteiltes transportables Cembalo sowie etliche Blas- und Saiteninstrumente, worunter sich einige obskure Einzelstücke befinden, bestaunen konnten.
Nach solchen interessanten Touren per Tram und Fußsohle durch Leipzig wird man hungrig und wenn man wie unsereins mittags gefrühstückt hat für den geht’s dann gegen Abend ans Mittagessen. Allerdings muß man erst einmal einen Platz in einer volkseigenen Gaststätte ergattern, was zu manchen Stoßzeiten einfach ans Unmögliche grenzt, weil dann plötzlich alle Essen gehen wollen und bis auf die Straße für einen freiwerdenden Platz anstehen. Ein paarmal hatten wir Glück und kamen genau vor dem großen Gedränge und bekamen in einem gut-bürgerlichen Gasthaus einen recht guten Platz an einem Tisch, an dem schon ein Ehepaar und zwei junge Frauen Platz genommen hatten. Als wir meinten, daß letztere aus dem Westen kommen könnten, weil sie eine Kaufhoftüte dabei hatten, wurden wir von unserem einheimischen Begleiter bitter enttäuscht. Daß man hier mit einer Plastiktüte aus dem Westen rumläuft sei eigentlich nichts ungewöhnliches – schließlich kann man Verwandte und Bekannte dort haben – und außerdem könne man es auch an ihrer Sprache hören, daß sie nach Leipzig gehören. So kann der Anschein  trügen. Trotzdem scheinen die Leipziger Großstädter (Leipzig hat 559.000 Einwohner) irgendwie ‚westlicher‘ eingestellt zu sein als die Leute in kleineren Städten wie Dresden oder Dessau. Jedenfalls lief in besagtem Lokal andauernd Musik von Modern Talking und C.C.Catch und ähnlich dekadentem Pop vom Band, das wohl bei irgendeinem West-Sender mitgeschnitten wurde.
Am Sachsenplatz, den sich Jugendliche als abendlichen Treffpunkt ausgesucht haben, konnte man auch ein paar Punks entdecken, was natürlich nicht so überraschend ist, wenn man weiß, daß von Leipziger Punks schon längst illegale Mitschnitte von Live-Concert-Feten existieren, die ins westliche Ausland geschmuggelt wurden und auf Tape vertrieben werden. Ich denke da als Beispiel an die L’ATTENTAT-Aufnahmen, die vom SM-Vertrieb in der Schweiz herausgebracht wird.
Als wir dem Polnischen Informations- und Kulturzentrum einen Besuch abstatten, in dem man polnische Volkskunst, Zeitschriften und auch Schallplatten erwerben kann, mache ich auch eine überraschende Entdeckung in dieser Richtung. Hinter der Schallplattentheke fiel mir nämlich ein LP-Cover in einem komischen Grün in die Augen und bei genauerem Hinsehen entziffere ich als erstes den Bandnamen U.K.Subs. Ich ließ mir diese Platte, die sich als ein Punk-Sampler namens „Backstage Pass“ eines polnischen (Jazz-) Labels entpuppte, zeigen und kaufte sie dann, obwohl ich noch im Unklaren war, ob dies wirklich Originalversionen waren, was sich später allerdings bewahrheitete. Das tolle an dieser Platte war zudem noch, daß nicht einmal die gängigen Punk-Hits enthalten sind, sondern auch unbekanntere 77er-Songs zu hören sind. Surprise Surprise.
Was einem Wessi noch penetrant auffällt, ist die Art und Weise wie man hier z.B. Geschäfte benennt. Im Schallplattengeschäft bekommt man eine Papiertüte der volkseigenen Einzelhandelskette mit der Aufschrift „Konsument“. Diese Protzerei mit westlicher Dekadenz ist einfach erstaunlich, merkwürdig und allerdings auch schon wieder amüsant.

Am Sonntagnachmittag geht’s für uns schon ins letzte Konzert der 12. Jazztage. Es hatte geregnet und die Luft war danach erstaunlich klar und gut, was in dieser Industriegegend selten sein soll. Wir machen uns also auf in Richtung Süden und an der Grenze dauert es diesmal beträchtlich länger, weil sonntagabends einfach alle nach Hause wollen. Als wir schließlich nach Rückbank vorklappen, Motorhaube und Kofferraum öffnen wieder in der Bundesrepublik Deutschland sind, haben wir endlich freie Fahrt und man kann wieder mit einer Geschwindigkeit über 100 km/h gen Heimat düsen. Im Radio hören wir noch Nachtsendungen über Laurie Anderson und Psychic TV, von denen wir erst später herauskriegen, daß sie vom DDR-Jugendradio DT 64 ausgestrahlt wurden.
Natürlich waren diese fünf Tage viel zu kurz um die Gegend hier wirklich kennenzulernen. Ich denke, wir kommen wieder.

Hier noch kurz Büchertips und eine Adresse für Leute, die es vielleicht auch mal in die Deutsche Demokratische Republik zieht:
– „Reisen in die DDR“ heißt ein sehr brauchbares Merkblatt des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen (Vertrieb: Gesamtdeutsches Institut, Postfach 12 06 07, D-5300 Bonn 1), das vor allem bei der Reisevorbereitung sehr nützlich ist und das es kostenlos in Reisebüros geben müßte.
– „Reiseatlas mit 60 Autorouten durch die DDR“ ist ein handlicher DDR-Straßenatlas des VEB Tourist Verlag, dessen 232 Seiten 25 Karten und einen umfangreichen Teil an Ortsbeschreibungen enthalten. Kostenpunkt: 12,50 Mark in der DDR. Ich habs allerdings für 13,40 DM in einem Würzburger pseudo-linken Buchladen erstanden, aber trotzdem dürfte es nicht so leicht zu finden sein.
– Zu guter letzt hier noch die offizielle Adresse des Jazz Club Leipzig: Postfach 543, DDR-7010 Leipzig. Hier gibt es auch die Programme zum Festival, das heuer vom 22.-25. September [1988] stattfinden wird.
– über die letzten Jazztage steht übrigens ein Artikel von Stefan Hetzel in der 12/87-Nummer der Würzburger Stadtzeitung „Herr Schmidt“.

mr.boredom,
1987

Fotos: Stefan Hetzel,
September 1987

Original Layout und Fotomontage:
Framed Dimension D-Sign, 1988

Dieser nur sehr wenig überarbeitete Text stammt aus Heft No. 11 des 10.15 Megazine, vermutlich im Mai 1988 in Würzburg erschienen.
Das Original gibt es hier als PDF:
5_Tage_DDR

Der oben erwähnte Artikel von Stefan Hetzel über die 12. Jazztage Leizpig wurde hier wiederveröffentlicht:
VEB Free Jazz

Step Across The Border

Januar 19, 2012

Fred Frith – Step Across The Border
(Deutschland, 1990, ca. 85 Minuten)

Der Schwarzweißfilm „Step Across The Border“ ist nicht direkt ein Musikfilm über den Gitarrenvirtuosen Fred Frith, sondern  eher eine improvisierte Collage aus Material, das die beiden Regisseure Nicolas Humbert und Werner Penzel auf ihrer gemeinsamen Reise mit Frith durch die halbe Welt auf Celluloid belichtet haben. Werner Penzel hat übrigens auch schon vor zehn Jahren (oder noch etwas früher) die Welttournee der Ethnorockformation Embryo in seinem 16mm-Film „Vagabundenkarawane“ dokumentiert. „Step Across The Border“ spielt zwar auch an verschiedensten über die ganze Welt verstreute Orte (New York, Tokyo, Schottland, Leipzig fallen mir jetzt spontan ein), ist allerdings kein Werk, das man als Dokumentar- oder Experimentalfilm abtun kann. In den eineinhalb Kinostunden sieht man Fred Frith mit den verschiedensten Leuten musizieren, man hört Statements von ihm, aber z.B. auch von Arto Lindsay. So mancher gibt in der U-Bahn Philosophisches zum besten, die Butterfly-Theorie wird erklärt oder ein Märchen wird von drei verschiedenen Menschen simultan erzählt. Immerwieder tauchen Fortbewegungsmittel wie Zug, U-Bahn, Auto oder Motorrad auf, man scheint ständig unterwegs zu sein. Brücken, Häuser, Felder und vieles mehr zieht vorbei. Und zwischendurch kann man Fred Frith von seinen verschiedensten Seiten sehen. Zum einen als wild improvisierenden Freistilmusiker und zum anderen als ruhigen Interviewpartner oder als den netten Onkel, der mit einem kleinen Kind und einer Harmonika spielt. Und wenn er mit seinen abgehackten Bewegungen den Dirigenten mimt, wird es sogar witzig. Oder: Fred Frith kauft in einem Supermarkt Haushaltswaren, Erbsen und ähnliches Zeug ein – anschließend sehen wir ihn wie er mit den eben eingekauften Dingen in der Küche seine homemade Tischgitarre bearbeitet…..

Die Musik, die in diesem Film als Soundtrack verwendet wurde, ist zu einem großen Teil von bereits erschienenen Fred Frith-Platten her bekannt. Allerdings sind auf der DoLP/CD teilweise Versionen, wie sie im Film nicht zu hören sind. Und wenn mich nicht alles täuscht, gibt es den auf dem Soundtrack-Album enthaltenen, titelgebenden Song („The Border“ von Skeleton Crew) garnicht im Film zu hören. Hervorzuheben sind zwei schöne Songs, bei denen Fred Frith seine Finger ziemlich heraushielt. Nämlich „After Dinner“ mit Haco (Piano und Stimme) und „Morning Song“ von Iva Bittova und Pavel Fajt. Ansonsten hört man viel Musik mit Frith solo sowie Bands oder Projekten wie Massacre, Skeleton Crew bzw. mit Musikern z.B. von Zamla usw. usf. Der interessierte Hörer kann in einem ausführlichen Beiblatt mit Discographie und Besetzungslisten der einzelnen Songs selbst das Gewirr der Frith‘schen Kollaborationen erforschen. Und als Einstieg in die nicht nur improvisierte Welt des Herren Frith ist diese DoLP/CD wunderbar geeignet. Abwechslungsreiche 70 Vinyl- bzw. 85 Filmminuten werden auf jeden Fall geboten. Freilich nichts für ’normale‘ Musik- und Filmkonsumer. Aber auch nicht nur ausschließlich für Fans!

(Der Soundtrack erschien bei Recommended Records Schweiz und sollte über EFA in jedem guten Laden erhältlich sein. In Deutschland kann man ihn via Mailorder auch bei Recommended No Man’s Land, Dominikanergasse 7, Postfach 110449, D-8700 Würzburg bestellen).

Guido Zimmermann,
1991

Dieser Text wurde zuerst im Oktober 1991 in Ausgabe 16 des 10.16 Megazine veröffentlicht und beim Digitalisieren am 19.01.2012 nur leicht editiert.

Der Film erschien 2003 bei Winter & Winter auf DVD (mit 12 Bonus Tracks).
Der Soundtrack wurde 2002 in Form einer CD auf Fred Records / ReR Megacorp wiederveröffentlicht.