Posts Tagged ‘Pop’

Schöner Zufall

März 8, 2015

Nudeln

THE SPAGHETTI WINGS – Random Hurray
(CD / DL, From Lo-Fi To Disco / Broken Silence, lo-fi 006, 2015)

Neulich bin ich wiedermal über das zweite Album von Locust Fudge gestolpert, anlässlich der Wiederveröffentlichung des Lebenswerkes dieser Band als Doppel-LP. Das hat zwar nichts mit den The Spaghetti Wings zu tun – außer dass in beiden Fällen zwei Jungs zusammen Musik machen mit Hilfe elektrischer Gitarren und elektronischer Hilfsmittel, insbesondere im Rhythmus-Bereich.

Hinter The Spaghetti Wings stecken Daniel Freieck  und Karsten Genz aus Hamburg. Und was die beiden da in Karstens Schlafzimmer aufgenommen haben ist superangenehme Popmusik mit herrlichem Sixties-Feeling ohne zu verleugnen, dass man den sogenannten Indie-Rock der 90er Jahre garnicht mal so schlecht fand. In manchen Momenten schaut der Geist von Syd Barrett in sphärischen Höhen vorbei, die  Gitarren bringen einen wieder auf psychedelischen Boden. Die Rhythmusmaschine tuckert mal kurz als hätte man sie sich von den 39 Clocks oder den Young Marble Giants ausgeliehen (hm, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein…). Und das Sauerkraut rockt im Stereolab. Sometimes. Das ist genau der Stoff für Leute wie mich, die Bands wie beispielsweise The Dukes of Stratophear oder aber auch The Notwist gleichermaßen verehren.

Auf dieser Platte gibt es ein Dutzend Songs, die ich immer wieder gerne höre – und zwar alle und am besten am Stück. Das kann kein Zufall sein.

PS1:
Zum ersten Song dieser Platte gibt es auch ein Video: Alarm

PS2:
In der Plöpp Sounds Sendung #5 mußte mich Herr Herbst nicht lange überreden, spontan ein zweites Lied von The Spaghetti Wings zu spielen…

GZ

Festival der guten Taten

Februar 28, 2014

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Various – Festival der guten Taten 3
(Cassetten-Fanzine, C60, Hamburg, 1983)

Redaktion: Kai G. und Tim R.

Hinter der Abkürzung Tim R. versteckte sich damals ein gewisser Tim Renner  – nun zukünftiger Berliner Kulturstaatssekretär (wohl ab Ende April 2014).

Kino aus der Kassette

Februar 28, 2014

Kino aus der Kassette 3

Various – Kino aus der Kassette 3
(Cassettenmagazin, C50, Bonn, 1983)

Geburtstag nicht vergessen!

Januar 26, 2014
Dorau2013

Andreas Dorau in der Bücherhalle (Pressefoto: Sönke Held)

50 Jahre Andreas Dorau Gala
(Various Artists, Bi Nuu, Berlin, 25.01.2014)

Am gestrigen Samstag fand im Berliner Bi Nuu die „50 Jahre Andreas Dorau Gala“ statt – eine Woche zuvor wurde so eine Show bereits in Hamburg veranstaltet. Denn an einem 19. Januar erblickte Andreas Dorau das Licht der Welt. Aber das war nicht der einzige Grund so eine Sause zu starten – vor kurzem erschienen gleich zwei Dorau-Alben – ein neues und eine Compilation – und da muss man schon mal auf die Pauke hau’n.

Der überaus bunte Abend wurde von einem Mann namens Markus von Schwerin an der akustischen Gitarre musikalisch eröffnet, bevor Andreas Dorau selbst die Bühne erklomm und als Trio, zusammen mit Tim Lorenz am Laptop und einem Schlagzeuger, bewährte Tracks der letzten zwei, drei Dekaden spielte.
Dann schneller Wechsel, statt Laptoper plötzlich Die Liga der gewöhnlichen Gentleman auf der Bühne, zusammen mit Dorau und einer Gastsängerin zwei Songs der neuen Platte „Aus der Bibliothèque“ darbietend: über das Flaschenpfand und die Bücherhalle im Hamburger Hühnerposten.

Zwischendurch durfte Maurice Summen (Die Türen) ein paar Songs zum Original-Dorau-Playback singen.
Stereo Total wirkten so als wären sie nur mal kurz auf den Sprung vorbeigekommen und spielten „Telefon“ so wie es nur Françoise und Brezel tun (für diesen Song fühlten sich in Hamburg Egotronic zuständig).
Hobby-Ornithologe und Texter so manchen Dorau-Liedes Wolfgang Müller (ex Die Tödliches Doris) sang rührend dilletantisch seine Version von „Blaumeise Yvonne“ und erschien später nochmals als Gastsprecher bei „Das Eis“.
Justus Köhncke präsentierte einen Smart Phone Minimal Electro Slow Motion Remix von „Fred vom Jupiter“ sowie seine Version von „Wasserstoff“, endlich wieder ein Stück aus dem aktuellen Album, das, wie er erwähnte, wohl im Möbel Olfe entstand.
Der Plan, in dessen Ata Tak Studio Dorau’sche Frühwerke aufgenommen wurden, nahmen sich die Freiheit, zwei Songs umzudichten. Da wird aus der Tante in Texas der Onkel aus Tonndorf und aus „Fred vom Jupiter…“ wird „Andreas Dorau ist ’ne coole Sau…“. Bei diesem Geburtstagsständchen tauchten sogar zwei der originalen Marinas auf. Als Abschluss des Auftritts von Der Plan – mit Diashow historischer Dorau-Fotos und selbstgemalten Masken – spielen sie noch „Alte Pizza“ – trotzdem lecker und tatsächlich trat diese ehemals Düsseldorfer Band erstmals seit Jahrzehnten anlässlich dieser Hamburg-Berliner Gala in Originalbesetzung auf.

Bevor am Ende der musikalische Staffelstab an DJ Penis übergeben wurde, gab der elektronische Andreas Dorau im zweiten Teil seines Konzerts noch mal richtig Gas. Furios bot er Lieblingslieder dar, auch seinen Zweit-Hit „Girls In Love“. Und als letzte Zugabe wurde schnell noch einmal Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen (teilweise ex Superpunk) auf die Bühne gescheucht um ein zweites Mal den Ohrwurm vom neuen Album zu rocken. „Fli Fli Fla Fla Flaschenpfand…“.

GZ,
26.01.2014

I Want Music

Juli 25, 2013
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Serviervorschlag

WOOG RIOTS – From Lo-Fi To Disco
(LP/CD, From Lo-Fi To Disco / Broken Silence, lo-fi 002, 2013)

Die Woog Riots haben nun also ihr eigenes Label gegründet, wobei der Titel der ersten Veröffentlichung identisch mit dem Namen ihrer Plattenfirma ist: „From Lo-Fi To Disco“. Dieses Motto beschreibt auch schon den Lebensweg dieser Band: vor fast zehn Jahren wurde noch vorwiegend gitarrengeschrammelt und ein Schlagzeuger engagiert. Heute klingen die Woog Riots elektronischer und kommen ganz gut ohne menschliche Rhythmusgeber aus. Genau das kann man auf dieser hervorragenden Compilation nachvollziehen. Da gibt es alte Single-B-Seiten zu hören und First Takes oder gar Weihnachtsgrüße, die man zuvor nur als Internet-Video sehen konnte. Trotzdem klingt dieses Album homogen, ein klasse Titel führt zum nächsten tollen Song. Und dann covern Marc Herbert und Silvana Battisti auch noch genau solche Lieder, die einem immer schon viel bedeutet haben. „Take The Skinheads Bowling“ von Camper Van Beethoven ist so ein All Time Favourite und auch „Friends Of Mine“ von Adam Green (ex Moldy Peaches) – in der Woog’schen Version mit singender Säge! Offensichtlich hatten die Woog Riots einen guten Draht zu ein paar Anti-Folk-Leuten. Auf deren Platte „Pasp“ taucht bei „Backstage Lemonade“ ja auch Kimya Dawson (ex Moldy Peaches) als Gastsängerin auf. Aber auch international komplett unbekannte Bands werden gecovert. „Uranus“ stammt ursprünglich von der Gruppe mit dem kuriosen Namen The Dass Sägebett (bei der heutzutage auch der bildende Künstler Brandstifter Gitarre spielt) und klingt im Original eher ernst und sperrig – die Woog Riots machen aber einen flotten Electro-Pop-Song daraus und plötzlich klingt auch der Text fast schon etwas albern.

Und dann nennt sich der erste Song auch noch genauso wie Album und Plattenfirma und macht schon in den ersten Sätzen klar, dass es den Woog Riots weder um Ruhm noch um Reichtum geht, sondern um Musik – und zählen dann ihre musikhistorischen Lieblinge und Referenzen auf. Und die können sich sehen lassen, auf jeden Fall in den Ohren von Leute, die in den 1960er Jahren geboren und spätestens in den frühen 80ern mit Post Punk bzw. New Wave sozialisiert wurden und ein Herz für Pop Art haben.

Eine hervorragende Compilation!

(Was nicht verwundert, denn compilieren können die beiden, das haben sie bereits mit „Perverted By Mark E. – A Tribute To The Fall“ bewiesen).

GZ

No More Reeper Mania!

August 18, 2012

Derzeit macht das Reeperbahn-Festival also Plakatwerbung für den im September 2012 in Hamburg stattfindenden „Event“. Selbst in Berlin sind hinterleuchtete „City Light Poster“ zu sehen. Ein sexy „Layout“ wurde in ein „Template“ für von der Hanselstadt Hamburg geförderte Kultur gezwängt. Oder ist es sogar schon sexistisch volle Busen öffentlich auszustellen? Voll klischeemäßig ist es auf jeden Fall: In Hamburch läuft sowieso jeder mit Matrosenmütze und Tatütatoos rum.

Aber man beachte auch das Kleingedruckte: gefördert wird das Festival also u.a. von den Gebrüdern Warner, dem Norddeutschen Rundfunk und der Bundesregierung. Ojehminee, das klingt ja echt voll total nach Rock’n’Roll! Es jetzt!

GZ,
16.08.2012

Put your hand in the hand

August 10, 2012

Ich traf Elvis mit seinen großen Händen am Arnswalder Platz,
10407 Berlin, Germany.

This is not a love song

Juli 28, 2012

Abbey Road, London, 2003

Das versteh ich nicht. Da fährt Großbritannien (klingt ungefähr so wie Großbeeren) bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 seine gesamte Pophistorie auf, von Kinks über Beatles bis hin zu wasweissichauchimmer und sogar die Sex Pistols und The Clash sind mit von der Partie. Und die Köngin guckt zu.

Da ich mich für Sport und Großveranstaltungen nicht interessiere, konnte ich die gestrige Eröffnungsfeier sehr gut ignorieren. Aber aus dritter Hand (Twitter und so) bekommt man dann doch mehr als nötig mit. Da wurde also auch was von den Sex Pistols  gespielt. Trotzdem herrscht im sogenannten Vereinigte Königreich immernoch keine Anarchie. Tja, 1977 ist nun auch schon  wieder 35 Jahre her. Und das Lied „London Calling“ von The Clash, am 14. Dezember 1979 auf deren gleichnamigen Doppel-LP auf dem ach so unabhängigen Label CBS erschienen, fungiert als so etwas wie die Hymne der Londoner Olympiade 2012. Zumindest lief dieser Song vorhin auch wieder im Deutschlandfunk als ich aus Versehen die Sportberichterstattung anhörte.

Schon seltsam, da singt einer von Krieg und Eiszeit und Todeszombies und Nuklearkatastrophe. Kalter Krieg und Endzeitstimmung pur. Und das wird dann als Titelmelodie für die Olympiade 2012 mißbraucht!?! Klar, klasse Song, super Gitarrenriff uns so. Allgemeingut sowieso. Da haben sich irgendwelche Rechteinhaber bestimmt ins Fäustchen gelacht und womöglich halten sie das auch noch für subversiv. Ich find‘s ekelerregend.

Letzten Endes geht es doch nur um die Kohle. Olympia hat nichts mit Sport zu tun – sondern mit big business, commerciality etc. Aber das ist ja eh klar. Und The Clash hatten sich in den 1990er Jahren ja auch schon an einen Jeans-Hersteller verkauft. Nix neues also. Trotzdem befremdlich.

GZ,
28.07.2012

Ja, Heiterkeit!

Mai 26, 2012

Die Heiterkeit / Ja, Panik –
Für den nächstbesten Dandy / The Evening Sun

(4 track 12“, Nein, Gelassenheit / Staatsakt / Rough Trade, 2012)

Ein paar Hamburgerinnen treffen in Berlin, womöglich in der Flittchenbar, auf irgendwelche Österreicher und nehmen anschließend gemeinsam eine Split-Maxi auf. Jeder darf einen eigenen Song spielen, muß aber auch den der umseitigen Band covern.

Im Vergleich zu ihrem Song „Alle Menschen“ (zusammen mit drei weiteren Songs auf einer Single verewigt), bei dem Wiederholung eine große Rolle spielt, kommt „Für den nächstbesten Dandy“ fast geschwätzig daher. So viele Worte ist man fast nicht gewohnt von Die Heiterkeit. Ihre Musik kommt wieder sympathisch unspektakulär daher: schrammelige Gitarre, trockener Bass, schlichtes Schlagzeug, kühle Stimme. Alles bestens.
Ihrer Version von „The Evening Sun“ fehlt alles, was mich an Ja, Panik mittlerweile etwas stört: das Gospelige, das Schmalzige, das fast schon Bombastische, das 70er-Jahre-mäßige.

Auf Ja, Panik hätte ich in diesem Zusammenhang also gut und gerne verzichten können. Überhaupt sollte man mit der Ressource Vinyl behutsam umgehen. Da hätte man meinetwegen die beiden Wiener Songs weglassen und lieber noch acht Lieder von Die Heiterkeit unterbringen können. Das wäre bestimmt eine interessante LP geworden!

GZ,
26.05.2012

… klingt gut

Mai 23, 2012

Teekrautzungen

Der Zickzack-Mann bringt drei Promo-CDs vorbei, Teil 3:

BESSERE ZEITEN – Sanktionen im Schutt
(LP/DL, All Rock’n’Roll Speeds Up/Zickzack/Hanseplatte, ZZ2037, 2012)

Für diese Band wünsche ich mir einen Besseren Namen, denn wenn ich „Bessere Zeiten“ lese muß ich Alter Sack / Alte Schachtel an den gleichnamigen Song von Kolossale Jugend (ca. 1988 bis 1991) denken. Und deren ehemaliger Sänger Kirstof Schreuf schreibt dann auch noch den Begleittext zu diesem Album, der allerdings genausowenig erhellend ist wie die Texte der Band. Zu allem Überfluß nimmt Tobias Levin of Capt. Kirk &.-Fame (ca. 1986 bis 1994) diese wohlklingende Platte auf. Das sind mir allzuviele offensichtliche Referenzen an den Kern der sogenannten Hamburger Schule Ende letzten Jahrhunderts.

Krautzungen, immer wieder werden Krautzungen erwähnt. Keine Ahnung, was das sein soll. Eine Wucherung mit Phantasienamen, eine Veranstaltungsreihe, eine Kreuzung von Kunst und Popkultur?

Egal, vielleicht sollte man diesen ganzen Ballast einfach ignorieren, wenn man denn könnte…

Dieses Album, das am 1. Juni 2012 in den Darreichungsformen LP und Download erscheint, enthält zehn Lieder mit deutschsprachigen Texten, eingespielt in der waaahnsinnig originellen Besetzung Gitarre, Bass und Schlagzeug plus Keyboards. Natürlich singt auch noch einer. Die Lyrics vermeiden konsequent Einfachheit und Eingängigkeit. Da hat womöglich wiedermal jemand sein Studium der Literatur zu ernst genommen. Nicht mein Fall sowas. Die Musik klingt super angenehm, fast schon zu perfekt produziert, zwischen elegantem Schmalz („Mexiko“, beispielsweise) und nervösem Rock (beim Titelstück, beispielsweise), auch wenn der Keyboarder ab und zu zweifelhafte Sounds einsetzt. Natürlich gibt es auch ein bedeutungsschwangeres Sprechstück mit atmosphärischer Klavieruntermalung.

Gymnasiasten-Pop /
Germanisten-Rock.

Trotzdem sympathisch.

Video gucken:
Zuweitgehen

GZ,
23.05.2012