Posts Tagged ‘Ralf Schuster’

Hinweis: Das Akkordeon Salon Orchester live im Kvartira

Februar 14, 2015

SalonDuo

Das Akkordeon Salon Orchester live
Freitag, 20.02.2015, 20 Uhr
Kvartira 62, Lübbener Straße 18, 10997 Berlin-Kreuzberg
(U1 Schlesisches Tor)

Am kommenden Freitag spielt Das Akkordeon Salon Orchester in Minimalbesetzung – also wohl Ralf Schuster an Akkordeon und Stimme sowie Anne Stabler an Schellenkranz und Gesang – in der Kreuzberger Bar Kvartira 62, unweit der Madame Claude. Es werden auch ein paar kurze Kurzfilme gezeigt. Es beginnt wohl relativ früh – um 23 Uhr ist womöglich schon Schluss um dem Nachtleben nicht im Weg zu stehen.

Hier geht’s zum Videokanal von Ralf Schuster: => Vimeo

Und hier gibt es noch einen alten Poster aus Student Pogo Info-Zeiten zu sehen (Ralf Schuster firmiert immer noch unter dem Label Multi Pop): => Musik für Früh um 4

GZ

Musique für Früh um 4

Februar 12, 2015

SPI-Poster

Poster der Ochsenfurter Band DIE MESOMERE GRENZSTRUKTUR, erschienen vermutlich Ende der 1980er Jahre als Ausgabe des Fanzines Student Pogo Info (SPI). Format: 210 x 297 mm

 

Best of 2014

Dezember 11, 2014

phaerenz

Jahr für Jahr das gleiche Bild. Da sitzen alle wieder blöde da und überlegen zwanghaft, was sie in ihre Top 10, Top 20, Top 30, was sie in ihre Bestenlisten für das vergangene Jahr reinschreiben sollen – wenn es nicht schon längst erledigt wurde.

Nunja, egal, hier nun mein Überblick über ein paar Veröffentlichungen und Veranstaltungen, die wohl das Jahr 2014 in meiner Erinnerung überleben werden. Hier nun also meine Lieblinge 2014:

Alben
Mutter – Text und Musik
Sudden Infant – Wölfi’s Nightmare
Zeitkratzer perform Lou Reed – Metal Machine Music
(live, full instrumental version)

7″
Der Wahre Heino – Deutschland / Die letzte Schlacht…

Wiederveröffentlichungen
Morton Subotnick – The Wild Bull (1968)
Die Zimmermänner –  Die Wäscheleinen waren lang (1980 – 1985)

Denkwürdige Konzerte
50 Jahre Andreas Dorau Gala
(25.01.2014, Bi Nuu, Berlin)
Doctor Nerve
(26.09.2014, Freakshow Artrock Festival, Würzburg)
Lydia Lunch Retrovirus feat. Weasel Walter, Bob Bert & Tim Dahl
(02.03.2014, Grüner Salon, Berlin)
Sudden Infant
(13.10.2014, Urban Spree, Berlin)

Fanzine-Jubiläum
30 Jahre Bad Alchemy

Kleines feines Label
Karlrecords

Musikdokumentation
Stefan Hetzel & Ralf Schuster – Improv 2014 (Peitz)

 

Mingling

November 1, 2014

improv

Improv 2014 (Peitz)
(Ralf Schuster und Stefan Hetzel, Musik-Dokumentation, 22 min., 2014)

Dieser Kurzfilm von Ralf Schuster (Kamera, Schnitt) und Stefan Hetzel (Konzept, Regie) dokumentiert Interviews mit improvisierenden (Jazz-) Musikern, die während des Festivals „Jazzwerkstatt 51“ in der kleinen Ortschaft Peitz (in der Nähe von Cottbus) geführt wurden. Dabei ist gottseidank kein herkömmlicher Frage- und Antwort-Blablabla-Film entstanden sondern eine gelungene Collage aus Statements der Musiker zum Thema Improvisation (versus Komposition) und ihrem Selbstverständnis damit umzugehen sowie Momentaufnahmen verschiedener Konzerte – plus Stimmungsbildern aus Peitz selbst, die den Rezipienten visuell durchatmen lassen.

Auch beim Filmemachen wurde improvisiert und mehr oder weniger spontan Musiker davon überzeugt sich interviewen zu lassen. Autor Stefan Hetzel (selbst Musiker) hat einen Fragenkatalog erarbeitet, der als Grundlage für diese Gespräche diente. Dabei geht es nicht um die Musiker selbst oder gar um ihren Lebenslauf (das kann man woanders nachschlagen) sondern um ihre Haltung mit Musik umgehen und was sie so unter Improvisation verstehen. Für die Gespräche konnten Friedhelm Schönfeld, Gebhard Ullmann, Wayne Horvitz und Hamid Drake gewonnen werden – eine Ost und West sowie Europa und Amerika umspannende, erhellende Mischung.

Am 23.10.2014 hatte dieser Film im Rahmenprogramm des 30. Jazzfestivals in Würzburg Premiere – sozusagen als Vorfilm zum Impro-Ambient-Konzert der Formation hetzel.thieme.volpert. Allerdings hat es dieser Film verdient auch auf Filmfestivals und im Kino gezeigt zu werden. Und eine Fortsetzung könnte ich mir ebenso lebhaft vorstellen.

Momentan kann man diese Doku im Netz auf dem Video-Kanal von Ralf Schuster gucken:
http://vimeo.com/99544266

Der Filmemacher Ralf Schuster bei der Sichtung von erstem Filmmaterial in Lieberose

Der Filmemacher Ralf Schuster bei der Sichtung von Bewegtbildmaterial.

Best of 2013

Dezember 17, 2013
eastley

An aeolian harp on top of a former water tower,
part of Max Eastley’s sound installation Aeolian Circles.

Schon seltsam, im Lauf der Zeit werden meine Listen mit den Lieblingen des Jahres immer kürzer. Nunja, egal, hier nun wiedermal ein Überblick über die Sachen aus dem Jahr 2013, die mir irgendwie gut gefallen haben. Hipsterkinderkram müsst ihr woanders suchen.

Alben
Laurent De Schepper Trio – Aquanaut
Woog Riots – From Lo-Fi To Disco!

Konzeptkunstvinyl
Christine Sun Kim / Wolfgang Müller – Ranging From Panning To Fanning

Maxi-Single
Die Tödliche Doris – Stopp (Der Information) (Vollendet von Namosh 2012)

Wiederveröffentlichung
Max Müller – Alt Und Schwul

Bestgelaunte Musik
Orchestre Miniature in the Park – Der Sommer ist da EP

Denkwürdige Konzerte
Jerry Dammers‘ Spatial Orchestra
(25.02.2013, Haus der Kulturen der Welt, Berlin)
Auf / Shellac
(29.05.2013, Berghain, Berlin)

Tolles Festival
A L’Arme Festival Volume II – Avantgarde Jazz
(08.-10.08.2013, Radialsystem V, Berlin)

Bestes Lied im Burt-Bacharach-Gedächtnis-Sound
Julia Holter – This Is A True Heart

Sound Museum
Max Eastley – Aeolian Circles
(Singuhr Hörgalerie, Großer Wasserspeicher, Berlin)

Musikdokumentation
Ralf Schuster – Wer komponiert ist ein Idiot

Buch
Wolfgang Müller – Subkultur Westberlin 1979-1989

Trauer
15.08.2013 Almut Klotz
18.09.2013 Lindsay Cooper
23.09.2013 Paul Kuhn
19.10.2013 Ronald Shannon Jackson
27.10.2013 Lou Reed

Hypnotisierungsmusik

Oktober 12, 2013

MuPo006

Ralf Schuster und Stefan Hetzel – Hypnotisierungsmusik
(Tape, C60, MultiPop prod., MuPo 007, 1991)

Das ist doch mal ein schönes Wiederhören! Da hat Stefan Hetzel nun diese alte Kassettenveröffentlichung digitalisiert, die er zusammen mit Ralf Schuster bespielt hat und die wahrscheinlich nur in einer sehr kleinen Stückzahl unter die Leute gebracht wurde.

Endlich, muss man fast sagen! Denn die Arbeit hat sich gelohnt. Obwohl die Aufnahmen unglaubliche 22 Jahre alt sind, wirken sie überhaupt nicht angestaubt und schon gar nicht nostalgisch. Vielleicht liegt es daran, daß Hetzel & Schuster damals in der Ochsenfurter Fuchsenmühle ihr eigenes Ding vierspurig aufgenommen haben – ohne auch nur einen Gedanken an irgendeinen Zeitgeist zu verschwenden. Teilmengen dieser einstündigen Musikkassette wurden unter Verwendung von Instrumenten wie Synthesizer, Orgel, Melodica, E-Gitarre oder Schlagzeug improvisiert, manchmal werden Schuster’sche Texte dazu vorgetragen. Es kommt zum Haushaltskollaps und die Unterhosen sitzen nicht so gut.

In der Musik, bilde ich mir ein, sind Einflüsse von genialen Dilletanten zu erkennen, aber auch Jazz und Minimal Music spielt da eine Rolle und bestimmt auch Post Punk und sogar Frank Weghardt hat seine Spuren hinterlassen (ein Komponist, dem Schuster & Weber eine ganze 7″EP gewidmet haben).

Für mich ein All Time Favourite, der jetzt auch für Menschen hörbar wird, die damals den Herren Stefan Hetzel und Ralf Schuster nicht über den Weg gelaufen sind.

Ab sofort ist dieses Werk frei zugänglich auf archive.org zu hören. Dort findet man weitere Informationen sowie die ursprünglichen Liner Notes:
http://archive.org/details/hypnotisierungsmusik

Akkordeon Salon Trio

Juni 23, 2013

IMG_2055

Das Akkordeon Salon Orchester als Trio zu Gast im Gelegenheiten e.V., Weserstraße 50, Berlin-Neukölln.
Im Bild: Sophie König, Silvia Kalmutzki und Ralf Schuster.

Frank Weghardt

April 14, 2012

Lebenslauf

Frank Weghardt, ein Porträt des Malers, Komponisten und Poeten.

Übersetzt aus dem Französischen von Robert Weber.
Erschienen in der Monatsschrift »Liberte d‘ Artiste« 1/90

1902 wird Frank Weghardt im Mecklemburgischen Naurach als Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Victor F. Weghardt, der sich durch gewagte Spekulationen im Ausland saniert hatte, von seiner Mutter, Maria C. W. Weghardt, geborene Franzenmayer, im Landhospital zu Naurach geboren.

Es muß eine schwere Geburt gewesen sein, denn man entschloß sich verzweifelt, den zu dieser Zeit kaum erprobten Kaiserschnitt anzuwenden. Die erfolgreiche Durchführung der Operation, durch die in dieser Hinsicht völlig ungeübten Ärzte, soll diesen eine Flasche besten französischen Champagners wert gewesen sein.

In dem Zeitraum zwischen 1914 und 1918 trifft die Weghardt’s ein schwerer Schlag: Der Vater, als überzeugter Monarchist mit Begeisterung freiwillig in den Krieg gezogen, gilt als verschollen und wohl tot.

Die Mutter verkauft das Geschäft und zieht mit ihren Söhnen Frank und Franz, der 1906 geboren wurde, nach Berlin. Sie eröffnet dort einen kleinen Kolonialwarenladen, der einige Jahre ein einträgliches Auskommen bietet.

1928 geht, im Zuge der allgemein schlechten Lage der Weltwirtschaft, auch Maria Weghardt’s Laden bankrott. Nun gibt es für Frank kein Halten mehr, er, der auf dem Lande aufgewachsen war und im Grunde seines Herzens immer ein Provinzialist geblieben ist, wendet sich ab von dem seiner Meinung nach »Roten« Berlin und geht nach Bayern, wo er sich in Erding niederläßt.

Die derzeitigen kommunistischen Unruhen beunruhigen den bis auf die Knochen monarchistisch eingestellten Weghardt. Die Rettung des Deutschen Kaiserreiches sieht er allein in der erstarkenden Bewegung der Nationalsozialisten, denen er sich, als diese 1933 endgültig die Macht ergreifen, auch anschließt.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges, in welchem Weghardt aktiv als Infanterist teilnimmt, gerät er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Hier trifft er wie durch ein Wunder seinen Bruder Franz wieder, der Betrübliches zu berichten hat: Die Mutter sei, so habe er erfahren, zwischen 1939 und 1945 verstorben. Wo sie begraben liege, wisse man nicht.

Diese schlimme Nachricht erschütterte das durch den Krieg keineswegs angegriffene, gesunde Weltempfinden des inzwischen 43jährigen Frank Weghardt bis ins Mark. Die Schuld für sein Unglück gibt er den Kommunisten.

1947 wird Weghardt aus der Gefangenschaft entlassen, muß aber verbittert feststellen, daß er seinen Bruder an die kommunistische Ideologie verloren hat. Dieser möchte in der Sowjetunion bleiben, um am Aufbau einer neuen Weltordnung mitzuwirken.

Weghardt zerreißt alle familiären Bande zwischen sich und seinem Bruder und läßt sich in dem Städtchen Ödheim am Rhein nieder, wo er alsbald eine deutschstämmige Amerikanerin — Elisabeth Hullner — kennenlernt und heiratet.

1949 startet Weghardt eine kurze politische Karriere: Er wird in Ödheim zum Gemeinderat gewählt, wohl aufgrund seines — als Kriegsteilnehmer und Kriegsgefangener — Status des heimgekehrten Helden. In dieser Position vertritt Weghardt die Interessen der CDU, der er unverzüglich nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion beigetreten ist.

Als Weghardt 1954 diesen Posten wieder verliert, zieht er sich in bürgerliche Gemächlichkeit zurück und zeugt 1963 seine Tochter Annemarie.

1968 erwacht Frank Weghardt aus seinem politischen Winterschlaf und schließt sich, aufgerüttelt durch die Studentenunruhen, die ihm zwar nicht gefallen aber doch imponieren, der SPD an, für die er einen Wahlkampf lang aktiv als Plakatierer tätig ist.

1974 gelangt er durch einige Versicherungsbetrügereien und Urkundenfälschungen wieder zu Wohlstand und beschließt, sein Domizil in Frankreich aufzuschlagen. Er kauft sich bei Nimes ein kleines Häuschen, das er im Herbst 1975 bezieht, ohne dabei jedoch seine Deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben.

1982 machen sich erste Anzeichen der Alzheimerschen Krankheit bemerkbar. Die Auswirkungen dieser furchtbaren Krankheit setzt Weghardt in den darauffolgenden Jahren geschickt in künstlerische Produktivität um.

Seine Malereien finden 1985 in Nimes, 1988 in Straßbourgh und 1989 in Ochsenfurt bescheidene Anerkennung. 1989 ist auch das Jahr, in dem sich Weghardt endlich mit seinem Bruder aussöhnt, der seinerseits, inzwischen enttäuscht vom Kommunismus, diesem den Rücken gekehrt hat.

Frank Weghardt wird in diesem Jahr 88 Jahre alt.

Aus dem Tagebuch des Frank Weghardt

Ich hatte die Heimorgel abgestaubt und bei der Gelegenheit wieder einmal betätigt, was mir viel Spaß bereitete und ich spielte allerhand Kleinigkeiten, die ich mir selbst ausdachte. Das erste Stück hieß Orgelcountdown und bestand aus einem einzigen Ton. Wenn es schon nur ein Ton ist, dachte ich mir, sollte man ihn zumindest auf abwechslungsreiche Weise mit Pausen versehen. Die Abstände zwischen den Pausen müßten dann immer kürzer werden, damit die Spannung, die in einem solchen Countdown steckt, hörbar wird. So spielte ich den einen Ton und zählte bis elf, dann die Pause und den gleichen Ton um eine Oktave höher eine viertel Note lang. Ab hier gings da capo, aber ich zählte beim zweiten Mal nur bis zehn, dann bis neun usw., bis die Abstände zwischen den Pausen Null betrugen. Sind die Abstände zwischen den Pausen Null, so folgt Pause auf Pause, was eine große Dauerpause ergibt, die nie aufhört, sofern man nicht, wie wir es bevorzugten, das Lied vor der Dauerpause beendeten, damit es nicht zu langweilig wird.

Am nächsten Tag fiel mir ein, daß ich heute ein Stück mit zwei Tönen versuchen könnte. Auch der Rhythmus sollte dann aus zwei unterschiedlichen Bums bestehen, die sich abwechseln. So schlug diesmal der Nachbar nicht nur bum-bum auf die Trommel, sondern um-bum-bum, während ich den ersten Ton zwei Takte lang hielt, um den zweiten im staccato anzuhängen. Meine Frau klatschte dazu in die Hände oder ließ Messer und Gabeln auf den Boden fallen. Mit dem Lied hörten wir erst auf, als wir keine Lust mehr hatten, und bis dahin verging eine Weile.

Meine Frau war übrigens sehr begabt darin mit dem Küchengeschirr zu klappern und den Rhythmus mit den großen Topfdeckeln zu bereichern. Bei meinem schönsten Orgelstück, das wir Frühling nannten, verstand sie es sehr virtuos den Takt zu schlagen. Darüberhinaus waren es viele Stücke, bei denen sie triangelte, wofür sie wirklich Talent besaß.

Als wir den Versuch unternahmen meine Kompositionen mit dem Diktaphon, das seit meinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat unbenutzt im Wohnzimmerschrank stand, aufzuzeichnen, entdeckte ich beim Abhören der alten Bänder etliche Anzüglichkeiten, die ich mir der Sekretärin gegenüber erlaubt hatte. Leider hatte sie nie darauf reagiert, obwohl sie ein hübsches Ding war und alleinstehend dazu. Dummerweise bemerkte ich nicht, wie meine Frau ins Zimmer trat und mithörte, als meine mal mehr und mal weniger charmanten Komplimente aus dem Diktaphon erklangen. Es war natürlich kein Wunder, daß die Enthüllung dieser Tondokumente den Haussegen schief hängen ließ. Meine Frau zwang mich, sämtliche Bänder vorzuspielen und da kam einiges zu Tage, was mir recht unangenehm war.

Meine Frau meinte, es sei nicht nur eine Frechheit, was ich dieser Sekretärin ins Ohr geflüstert hätte, sondern sie wäre auch entsetzt über den Ton meiner Geschäftsbriefe. Ihr Stolz, die Frau eines Gemeinderates zu sein, verkehre sich im Nachhinein zu Scham darüber, daß ich Sätze wie ». . . der Erweiterung ihrer Firmenanlagen steht nichts weiter im Weg, als eine Handvoll assoziales Gesindel, für die wir schon lange einen Grund suchen, sie loszuwerden . . .« von mir gegeben hatte. Da nützten meine Erklärungen, im Sinne des Bürgermeisters gehandelt zu haben, auch nichts mehr. Aber da meine Frau eine gute Seele ist, währte ihr Ärger nicht lange und wir konnten mit den Aufnahmen beginnen. Allerdings schlug sie diesmal etwas fester auf die Kochtöpfe, was dem Stück »Die junge Bundeswehr« gut bekam.

Wenn es ums Trommeln ging, ließ meine Frau jedoch immer unserem Nachbarn den Vortritt, obwohl der ja nur ein Bein und eine Hand richtig benutzen kann, wegen seiner Kriegsverletzung. Aber er meinte, ich sei auch kein guter Orgelspieler, denn wenn ich es wäre, solle ich beim Gottesdienst spielen, damit der Pfarrer nicht soviel Scherereien mit den auswärtigen Organisten habe. Ich antwortete, daß ich schon sehr gut an der Orgel sei, aber gleichzeitig sehr schlecht in Kirchenmusik, weil Kirchenmusik für alle Hände auf einmal ist. Meine eigenen Stücke, vor allem die mit nur einem oder zwei Tönen beherrsche ich perfekt und zum Teil sogar rückwärts, was die Kirchenorganisten mit ihren Liedern bestimmt nicht hinkriegen. Mit der Erklärung war der Nachbar nicht zufrieden, aber das Trommeln machte ihm trotzdem Spaß. Leider waren ihm viele Takte zu kompliziert. Mein Schwiegersohn kam mit seinem Saxophon und wir sollten ihn begleiten, als er eine Melodie im 3/4-Takt spielte. Der Nachbar schaffte es nicht, und ich mußte auch erst eine Weile üben, denn wenn man das Orgelspielen mit Märschen und Polkas gelernt hat, ist so ein 3/4-Takt recht ungewohnt und bedarf größter Konzentration.

Der Schwiegersohn hatte noch eine andere schöne Idee, bei der wir sehr ausgelassen musizierten, nämlich das Lied »Frank beim Zahnarzt«. Zu der Zeit tat mein einer Zahn schrecklich weh, wenn er mit süßen Sachen zusammentraf. Dann jammerte ich, und zwar so ähnlich wie bei »Frank beim Zahnarzt«. Allerdings jammerte ich beim musizieren durch den Corpus des Saxophons hindurch, was sich sehr nach Weltraum anhörte. Nach Weltraum zu klingen fanden wir alle schön und mußten an den Nikolaus denken, wie er mit dem Schlitten durchs All saust.

Gerne hätte ich manchmal noch mehr gesungen, doch meine Frau meinte, ich solle das erst einmal üben, wenn sie nicht da ist. Weil sie fast immer daheim ist, kann ich also nie üben, oder zumindest nur selten. Darum wird es vielleicht noch ein paar Jahre dauern, bis es soweit ist. Hoffentlich kann dann der Nachbar auch ein bißchen mehr als sein bum-bum.

Die oben dokumentierten Texte stammen, ebenso wie die beiden Abbildungen, vom Textblatt zur 7″EP „Weber & Schuster spielen FRANK WEGHARDT – Kompositionen für einen, zwei oder mehrere Töne“ (MultiPop, 1990), das im Original so aussieht:

Edi Rogers Review dieser Schallplatte für das 10.16 Megazine kann man hier lesen: bum-bum

Seit kurzem kümmert sich das Akkordeon Salon Orchester (feat. Ralf Schuster) um die Musik des mittlerweile verstorbenen Komponisten. In diesem Video sind sogar Schmalfilme aus dessen Nachlaß zu sehen (ab Minute 8:28):
Warum ist das Akkordeon Salon Orchester so wie es ist? Vier Lieder mit Erläuterung!



Kompositionen für einen, zwei oder mehrere Töne

April 13, 2012

WEBER & SCHUSTER: „…spielen Frank Weghardt“
(7″EP, MultiPopProd., 1990)

Bisher waren mir Weber & Schuster zwar keine Unbekannten, aber so richtig kennengelernt habe ich sie erst durch diese Veröffentlichung. Auf mein Interesse stieß ihre bisherige Entwicklung immer (was natürlich auch am 10.16 lag), aber leider ist ihr Ruhm noch nicht bis nach Bärlin gedrungen, so daß ich immer noch einem ihrer Auftritte entgegenfiebern muß.

Die Musik dieser Single kann eine gewisse Seelenverwandtschaft zur Tödlichen Doris nicht verleugnen, und auch der ‚Schule der tödlichen Doris‘ (wie die Einzelmitglieder jetzt firmieren) würde diese Scheibe nicht schlecht zu Gesicht stehen. Im Gegensatz zur Doris wird hier allerdings rein instrumental vorgegangen, was den Reiz aber überhaupt nicht schmälert. Sieben kleine musikalische Miniaturen betören so das Ohr. Aber das reichliche Textbegleitmaterial (die Platte ist in einem beidseitig bedruckten DinA3-Bogen verpackt) macht den Hörgenuß kurzweilig. Mir ist nur schleierhaft, warum Schuster & Weber sich Frank Weghardt als Komponisten erkoren, denn nach seiner abgedruckten Biographie stößt er mich eher ab. Aber man muß ja nicht alles wissen!

Edi Roger

Dieser Text stammt aus Edit 15 des 10.16 Megazine, erschienen im Sommer 1990 in Würzburg.

Weber & Schuster

Mai 20, 2010

Seite 72 aus Heft 13 des Fanzines 10.16 Megazine,
erschienen im Januar 1990.
Und weil das Layout so schön unübersichtlich ist,
hier nochmal drei Ausschnitte zum besseren Nachlesen:

a) Weber & Schuster auf Cassette

b) Weber & Schuster auf Schallplatte

c) Weber & Schuster live