Schattenspiel, gesehen am Gleis 1 des immer noch oberirdischen Hauptbahnhofs von Stuttgart, 03.08.2013
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Schattenspiel
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Dezember 12, 2012Eine 3,5″-Diskette hinter Glas, gesehen im Hauptbahnhof Stuttgart, Bahnsteig 8 am 8. Dezember 2012.
Museumsbesucher, eine Treppe hinabsteigend
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Juli 21, 2012Rusconi live
(11.07.2012, Bix, Stuttgart)
Dieses nach Bix Beiderbecke benannte Lokal im Stuttgarter Gustav-Siegle-Haus erscheint mir fast etwas zu luxuriös-elegant für ernsthaften Musikgenuss. Dank der gemütliche Sessel und Tischchen wirkt es wie eine Mischung aus Restaurant und Kabarett-Bühne. So kann es passieren, daß man während einer lyrischen Musikpassage von der Bedienung schräg von der Seite angequatscht wird („Darf‘s noch etwas sein?“) oder der Bandleader den beiden abendessenden Gästen „Guten Appetit!“ wünscht. Aber solche Rahmenbedingungen sollten nicht von der Musik ablenken.
Rusconi ist ein Jazz Klavier Trio aus der Schweiz in der klassischen Besetzung Flügel (Stefan Rusconi), Kontrabass (Fabian Gisler) und Schlagzeug (Claudio Strüby). Aber so richtig konventionell klingen sie dann doch nicht: das Klavier wird mal mehr, mal weniger präpariert und liefert sich auch mal ein Duell mit den Schlagzeuger, der herrlich rumpeln und kratzen kann, wenn es von Nöten ist. Und dann wäre da noch dieser coole Kontrabassist mit Sonnenbrille, der ab und zu zur E-Gitarre greift. Man muss sich somit nicht wundern, dass diese Band schon verschiedene Songs von Sonic Youth weiterverarbeitet hat. Gemeinsam intonieren sie manchmal diesen wortlosen Harmonie-Gesang, der mich an die Fleet Foxes erinnert – obwohl ich die gar nicht so gut kenne.
Live changiert Rusconi zwischen schönen, fließenden und krachigen, energetischen Passagen – oftmals verbunden durch harte Schnitte. Ihr erster Set war etwas ruhiger, entsprechend ihres aktuellen Albums „Revolution“ (auf dem übrigens Fred Frith bei einem Stück gastiert), der zweite rockte mehr und wurde von einem neuen Stück mit gamelan-artiger Piano-Präparation eingeleitet – Weltpremiere eines Souvenirs von ihrer Asien-Tournee. Und dann hatte Rusconi bei einem sehr kurzen, rockigen Stück noch eine selten gehörte Mitmach-Aktion auf Lager: statt schnipsen, klatschen oder mitsingen durfte das Publikum 12mal laut schreien. Die Stuttgarter machten begeistert mit. Urschrei Rules OK!
Überraschend in diesem Umfeld auch der Moment, in dem die Band ihre Instrumente komplett durchwechselte: Gitarre statt Piano, Schlagzeug statt Kontrabass, Tasten statt Sticks. So wurde Virtuosentum ausgebremst und die immer vorhandene Spielfreude kam für einen Moment noch deutlicher zum Vorschein.
Als Zugabe gab es nicht nur eine fast schon krautig-psychedelische Version des Sonic Youth-Titels „Hits Of Sunshine (For Allen Ginsberg)“, die ‚ältere Herrschaften‘ zu lauten Begeisterungsschreien (!) bewegte (bei der Tochter, noch Studentin, setzte die Begeisterung etwas später ein – war sie etwa peinlich berührt oder mußte sie nur ihren Facebook-Status aktualisieren?).
Tolles Konzert einer sympathischen Band mit Klangforschung der angenehmen Art. Hier sind keine Extremisten am Werk, aber Grenzgänger zwischen Jazz, Rock und Experiment.
GZ,
18. Juli 2012
Dort kann man Musik von Rusconi kaufen und selbst entscheiden wieviel Geld man für die Dateien ausgeben möchte (es gibt aber auch Vinyl):
rusconi-music.com
PS:
Vielen Dank an Micha und Thomas, die mich auf Rusconi gebracht haben!
Feierabend
Juli 1, 2012Zwischen den Orten (1)
Juni 17, 2012Spray
Juni 16, 2012Späte Rose
Juni 16, 2012Gestern nahm ich in der S-Bahn auf dem Weg nach Esslingen am Neckar (zum hervorragenden Konzert der Band Extra Life, btw.) neben einer ganz in Gelb gekleideten ‚älteren Dame‘ Platz. Sie nahm ein dünnes aber nicht kleinformatiges Buch aus ihrer Tasche – skurillerweise ein Liederbuch. „Karl Marx – 14 Lieder“ glaubte ich zu entziffern (kann das sein?*). Die Schrift war in Fraktur gesetzt.
Und da saß sie nun, las Lied für Lied, las den Text und las die Noten. Während ich neben ihr mit meinem mp3-Player saß und gegenüber noch ein Typ mit zwei Handys, die er auch noch ständig benutzte, las sie Musik, ließ die Lieder in ihrem Kopf entstehen, in ihrer eigenen Interpretation. Das ist auf sympathische Weise very old school! Und verschwendet keinen Strom.
GZ,
07.06.2012
* meine spätere Recherche ergab: ja, das kann sein.