Posts Tagged ‘Tape’

Saturday Night Favourites

Juli 8, 2014

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Handschriftlicher Review der Compilation „Saturday Night Favourites“ (C46, ZVC / Klappstuhl Records,  TMT 01-86 / Trism 3) aus dem Berliner Fanzine REUTERS, Nummer 18, September 1986, Seite 4.

Transkription:

10.15 Saturday Night Favourites Compilation 1986

Saturday Night Favourites halte ich für sehr sehr gelungen. Ein Tape, liebevoll aufgemacht mit beigelegtem Fanzine, bietet ausreichend Information zu den Bands, die sich hier erneut vorstellen. Nun eine Würdigung, verdientermaßen. Und SPASS, wenn man sich diese 10.15 Compilation reinzieht – kommt gewiß zum Vorschein. Ein bemerkenswertes Privileg ist, daß ich die Cassette schon öfters hörte (obwohl ich kein Fan von Tapes bin). Allerdings gibt es auch ein Manko: Ein Häufchen zu viel von Elektronik macht sich auf „S.N.F.“ breit. Den elektronischen Krempel lausche ich gerne zu – doch: Was zuviel ist – ist zuviel. Folgende Interpreten sind hier drauf vertreten:

SIDE A
1. MR. CONCEPT „Open up The Network“ (UK)
2. THE STARKMAN „Loverboy (Be My Crutch)“ (UK)
3. ATTRITION „Day I Was Born (Version)“ (UK)
4. MARKUS „Dark Room“ (Osnabrück)
5. SOVETSKOE FOTO „Sunday Evening Walk No. 2“ (Rosenheim)
6. ABENDBROTBEAT „Die Bedrohung“ (Ochsenfurt)

SIDE B
1. DREIDIMENSIONAL „Golden Toast“ (Berlin)
2. THE TAIGABAUER „Kleiner Astronaut“ (Eystrup)
3. DIE KOMSOMOLZEN „Propaganda“ (Segnitz)
4. DAS DING „Böse sein“ (Berlin)
5. 3 MUSKETEERS „Enigma“ (Sidney)
6. MR: CONCEPT „Penetration“ (UK)

Stark auffallen tun MR. CONCEPT, DREIDIMENSIONAL (Spandaukult!) + „Golden Toast“ is‘n Hit – und ABENDBROTBEAT. Hört man THE STARKMAN zu, denke ich „so hätten Sigue Sigue Sputnik vor 6 Jahren geklungen. THE TAIGABAUER mit „Kleiner Astronaut“ ist ein krasser Ausrutscher auf diesem Zusammenschnitt. Also live fand ich sie siechend dumm (siehe REUTERS no. 14!). Und die Texte …. oh no; Kostprobe: „… Kleiner Schmetterling – flieg doch nicht so hoch. Weil ich Dich nämlich fangen will…“ Was soll das? Die Musik ist affiger Zirkusklamauk. – Erwähnenswert noch die KOMSOMOLZEN (voll doof der Name) mit „Propaganda“, ein RUSSENsound.

Wer nun diese Compilation oder ein „10.15“ FANZINE haben möchte, wende sich an (hier vorsichtshalber noch mal die Anschrift): HAPPY HOUSE, EICHEN 2, 8710 BIEBELRIED, WEST – GERMANY.

© Mario Reuters, 1986

Festival der guten Taten

Februar 28, 2014

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Various – Festival der guten Taten 3
(Cassetten-Fanzine, C60, Hamburg, 1983)

Redaktion: Kai G. und Tim R.

Hinter der Abkürzung Tim R. versteckte sich damals ein gewisser Tim Renner  – nun zukünftiger Berliner Kulturstaatssekretär (wohl ab Ende April 2014).

Kino aus der Kassette

Februar 28, 2014

Kino aus der Kassette 3

Various – Kino aus der Kassette 3
(Cassettenmagazin, C50, Bonn, 1983)

Humor 001

November 17, 2013

MM012

Max Müller – Alt Und Schwul
(Tape, C30, Mauerstadtmusik, MM012, 2013)

MM wie Mauerstadtmusik, MM wie Max Müller. Bei diesem Tape handelt es sich um eine Wiederveröffentlichung von Material, das im Jahr 1987 in einer Kreuzberger Wohnung mit einfachen Mitteln aufgenommen und als Kassette unter Freunde gebracht wurde. Thomas Pargmann, der Mauerstadtmusik-Macher (MMM), hat sich sogar die Mühe gemacht, mit den alten Bändern in ein Studio zu gehen und dieses Tape neu zu mastern. Dabei kam eine mehr als ordentliche Klangqualität heraus.

Ja, das ist wirklich eine Wiederveröffentlichung einer Musikkassette als Musikkassette, kein Vinylsammlerspekulationsobjekt (mit dem Motto „first time on vinyl“) und einen Downloadcode hierfür gibt es auch nicht. Die Musik wird in der Tonträgerform neu präsentiert, in der sie zuerst veröffentlicht wurde. Aber wer hat den heutzutage noch ein Cassettenabspielgerät zu Hause, höre ich so manchen fragen. Garnicht mal so wenige, vermute ich. Vintage Audio ist doch en vogue. Und nachdem für Vinylfetischisten ein Record Store Day ausgerufen wurde, fand in diesem Jahr erstmals ein Cassette Store Day statt, allerdings mit null teilnehmenden Läden in Germany. Davon abgesehen: wer kein Tapedeck in seinem Haushalt beherbergt, ist meines Erachtens sowieso zu bemitleiden. Aber kommen wir zurück auf dieses Tape mit der schönen Bestellnummer MM 012.

Zu hören sind hier 12 Miniaturen, vermutlich mit Hilfe eines Vierspurtapedecks entstanden sowie Instrumenten wie Rhythmusmaschine, Keyboards, Effektgeräte, Gitarre und natürlich Max Müllers Stimme, die man auch von der Band Mutter kennt. Die Aufnahmen klingen rauh und ungehobelt, Störgeräusche wie das Klacken der Aufnahmetaste sind Bestandteil der Stücke. Es schrammelt und scheppert. Wer die Single „Wir steh’n hier jeden Tag“ / „Sie ist aus Holland“ (1989 erschienen auf Die Tödliche Doris Schallplatten) kennt, kann sich ungefähr eine Vorstellung machen, wie das hier klingt.  Zwei Titel haben es auch schon auf die Compilation-CD „Max Müller“ (1995 erschienen auf Die Eigene Gesellschaft) geschafft, u.a. „Zweiter Weihnachtsfeiertag“, eines der besten (Nicht-) Weihnachtslieder ever.

Einige Songs sind Portraits von Menschen mit Tendenz zum Scheitern, sogar in einem Instrumental geht es um ein Scheusal. „Ein seltsamer Tag“, ebenfalls instrumental,  klingt als hätte Der Plan den Soundtrack für einen Endzeitfilm auf Demo-Tape skizziert, strange und skurril.

Auf dem ursprünglichen – und auf dem Cover dieser CompactCassette abgebildeten – Mastertape wurde handschriftlich die imaginäre Bestellnummer „Humor 001“ aufgebracht, was in der Tat von einem speziellen Humor zeugt, auch wenn dieses Tape das Gegenteil einer Witzkassette darstellt.

Für mich eine der interessantesten und besten Wiederveröffentlichungen des sich zu Ende neigenden Jahres 2013.

GZ

Hypnotisierungsmusik

Oktober 12, 2013

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Ralf Schuster und Stefan Hetzel – Hypnotisierungsmusik
(Tape, C60, MultiPop prod., MuPo 007, 1991)

Das ist doch mal ein schönes Wiederhören! Da hat Stefan Hetzel nun diese alte Kassettenveröffentlichung digitalisiert, die er zusammen mit Ralf Schuster bespielt hat und die wahrscheinlich nur in einer sehr kleinen Stückzahl unter die Leute gebracht wurde.

Endlich, muss man fast sagen! Denn die Arbeit hat sich gelohnt. Obwohl die Aufnahmen unglaubliche 22 Jahre alt sind, wirken sie überhaupt nicht angestaubt und schon gar nicht nostalgisch. Vielleicht liegt es daran, daß Hetzel & Schuster damals in der Ochsenfurter Fuchsenmühle ihr eigenes Ding vierspurig aufgenommen haben – ohne auch nur einen Gedanken an irgendeinen Zeitgeist zu verschwenden. Teilmengen dieser einstündigen Musikkassette wurden unter Verwendung von Instrumenten wie Synthesizer, Orgel, Melodica, E-Gitarre oder Schlagzeug improvisiert, manchmal werden Schuster’sche Texte dazu vorgetragen. Es kommt zum Haushaltskollaps und die Unterhosen sitzen nicht so gut.

In der Musik, bilde ich mir ein, sind Einflüsse von genialen Dilletanten zu erkennen, aber auch Jazz und Minimal Music spielt da eine Rolle und bestimmt auch Post Punk und sogar Frank Weghardt hat seine Spuren hinterlassen (ein Komponist, dem Schuster & Weber eine ganze 7″EP gewidmet haben).

Für mich ein All Time Favourite, der jetzt auch für Menschen hörbar wird, die damals den Herren Stefan Hetzel und Ralf Schuster nicht über den Weg gelaufen sind.

Ab sofort ist dieses Werk frei zugänglich auf archive.org zu hören. Dort findet man weitere Informationen sowie die ursprünglichen Liner Notes:
http://archive.org/details/hypnotisierungsmusik

CompactCassette

Mai 11, 2013

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Aussterbendes Tonträgerformat, Teil 2:
Die CompactCassette / Kompakt-Kassette / Cassette / das Tape.

Hier abgebildet: Leercassetten aus den späten 1970er bzw. frühen 1980er Jahren.

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Tonband

Mai 11, 2013

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Aussterbendes Tonträgerformat, Teil 1: Das Tonband

Vier Männer und ein Pokerspiel

April 17, 2012

DREIDIMENSIONAL – Vier Männer und ein Pokerspiel
(C45, Schuldige Scheitel Tapes, sch-sch 003, 1983)

Ein neues Jahr, ein neues Tape von DREIDIMENSIONAL (das zweite). Zur Cassette gibts ein nettes Beiheft mit Comic und sonstigem, beides auf ein besprühtes Pappstück aufgeklebt; nett gemacht.

DREIDIMENSIONAL sind vier junge Jungs aus Berlin. Ihr erstes Tape    („Der kulturbefördernde Füll“) klang noch ziemlich dilettantisch, „Vier Männer und ein Pokerspiel“ ist nicht mehr so kaputt/chaotisch; ist direkt schon fast perfekt und schön geraten. 12 Songs gibts da, davon konnte man „Fleißig sein“ und „Nur besoffen“ schon auf dem 2. und 3. Irresampler hören.

Am Anfang ihrer neuen Cassette wird man gleich mit einem kurzem, funkigem Stück verwöhnt, das in synthetischem Geblubber sein Ende findet. Aber später gibts dann auch noch einen punkigen Song, mit 95 Sekunden der kürzeste. Im allgemeinen ist DREIDIMENSIONALs Musik eigentlich ’schön‘ ausgefallen. Vor allem, wenn die Woolworthorgel ertönt. Und überhaupt. Bei „Auf dem Weg nach Landshut“ gefällt mir die Gitarre so gut. Das schönste und längste Lied ist das letzte; da paßt irgendwie alles zusammen. Orgel/Bass/Gitarre/Gesang. wow! Auch genial gelungen ist ihre Version von „My bonnie is over the ocean“, dem sie den nötigen Schwung zum Stimmungshit verschaffen.

Kaputt und dilettantisch ist DREIDIMENSIONAL echt nicht mehr. Ich hoff nur, daß sie in Zukunft dann nicht total und zu schön werden; das kann nämlich gefährlich werden. Schön ist nur, wenns nicht zu schön wird. Und das schafft DREIDIMENSIONAL ziemlich gut. Also mir gefällt dieses Tape absolut gut (kaufen!!).

Zu haben bei Schuldige Scheitel Tapes / Mirkotz Krüger, Adresse auf Seite 19!

dom

Dieser Text stammt ebenfalls aus dem 3. Heft des Würzburger Fanzines Oi Oi Oi! (später 10.15 bzw. 10.16 Megazine), erschienen am 28. Februar 1984. Urheber: Guido Zimmermann

 

Wir bauen eine neue Stadt

Mai 24, 2010

Bei „Wir bauen eine Stadt – Ein Spiel für Kinder“ handelt es sich eigentlich um ein klassisches Musikstück von Paul Hindemith, das  in den frühen 1980er Jahren von Holger Hiller und Thomas Fehlmann elektronisch gecovert und auf Cassette (bei Ata Tak) veröffentlicht wurde, anschließend bzw. gleichzeitig hat Palais Schaumburg (siehe Foto: Thomas Fehlmann, Holger Hiller, Timo Blunck, Ralph Hertwig) einen New Wave Pop Song daraus gemacht, den wiederum Jahrzehnte später die junge Hamburger Band 1000 Robota nachspielte. Und nun haben auch noch Gudrun Gut und Antye Greie zusammen auf ihrer Baustelle eine neue Version veröffentlicht. Hört selbst! Hier ein paar Links zum Thema:

PAUL HINDEMITH (1930)
(leider nur ein sehr kurzer Ausschnitt auf dem Klavier)

HOLGER HILLER / THOMAS FEHLMANN (1981)
Leider keine klingende Datei gefunden. Aber eine Besprechung von Martin Büsser, anlässlich der Wiederveröffentlichung auf Vinyl:
Wir bauen eine Stadt (nach Paul Hindemith)

PALAIS SCHAUMBURG (1981)

1000 ROBOTA (2008) live:

AGF / ANTYE GREIE (2010)
Acappela in Vorfreude auf ihre Kooperation „Baustelle“ mit Gudrun Gut:

GREIE GUT FRAKTION (2010)

Alle Welt soll es erfahren!

Mai 18, 2010

Ach Herrgott, das ist ja schier unglaublich! Der Wissenschaftler und Entdecker Frank Apunkt Schneider hat eine neue Sonderform von irgendwie increbibly obscure music ausgekundschaftet: Sacro-Pop. Darunter ist weder White Metal noch Gospel Music und auch nicht Bruce Low zu verstehen, sondern solche Musik, die in Pfarrgemeindezentren und Jugendgottesdiensten dargeboten wurde bzw. wird. Christliche Gebrauchsmusik sozusagen, zumeist von Hobbymusikern oder Semiprofis gepflegt. Auf dem  Cassettensampler „The Power of German Lashcore Part IV – Alle Welt soll es erfahren…“ (MC, Hausmacherkassetten WWW.1975.DE/666ff., 2000) wurde nun ein bunter Querschnitt durch diese spezielle Musikwelt zusammengestellt, die sich verschiedenster popmusikalischer Genres bedient: von Chanson über Schlager bis hin zum Folk und Rock oder gar Country & Western ist vieles möglich (sogar ein Reli-Lehrer-Rap ist vertreten, den ich eigentlich eher dem Pädagogen- als dem Sacro-Pop zuordnen würde). Ebenso hemmungslos wird durch die letzen Jahrzehnte (50er bis 90er Jahre des 20. Jahrhunderts) zeitgereist – wobei auffällt, daß die Aufnahmen oft ca. zehn Jahre älter wirken als sie datiert sind. Manchmal klingt es etwas schräg – teils wegen der sperrigen, zumeist deutschsprachigen Texte, teils wegen der laienhaften Musikdarbietung – aber kann durchaus in die Nähe von Groove oder gar Ohrwurm gelangen. Sendungsbewußtsein und die frohe Botschaft werden über songwriterische Perfektion gestellt und treiben doch so manch eingängige Blüten. Wer dieses Tape nicht lediglich als Kuriositätenkabinett genießen, sondern noch mehr über Sacro-Pop wissen möchte, der kann im Beiheft zu dieser Compilation eine ausführliche pop-historische Aufarbeitung dieses Themenfeldes studieren (welche von Bad Alchemy-Autor Frank Apunkt Schneider stammt und in Heft Nummer 8 der Publikumszeitschrift Testcard in leicht gekürzter Version erschienen ist). Das seltsame an dieser Cassette ist übrigens, daß man spätestens nach dem zweiten Durchhören nicht mehr genug von dieser Musik haben kann. Derzeit höre ich sie einmal täglich. Und es geht mir gut dabei. Gottseidank!

(Wiederveröffentlichung; geschrieben im Dezember 2000 / Januar 2001 für Bad Alchemy 37)