Geschichten

(Bild mit freundlicher Genehmigung geklaut bei Barbara Mürdter / Popkontext)

Laurie Anderson – Delusion
(live, Kampnagel / K6, Hamburg, 21.05.2011)

Von Laurie Anderson habe ich schon länger nichts mehr gehört und gesehen und bin entsprechend unvorbereitet sowie ohne besondere Erwartungen dorthin gegangen. Ziemlich pünktlich betrat Laurie Anderson allein die Bühne, auf der sich drei kleinere Projektionsflächen vor einer ebensolchen riesigen befanden. Ihre Aufführung verbindet Wort, bewegte Bilder und Musik – nennt man das heutzutage wirklich immernoch „Multimedia“?

Zwanzig kurze Geschichten wurden hier aneinander gereiht, meist autobiographisch gefärbt. Da geht es um Träume, die letzten Worte ihrer verstorbenen Mutter, die Ursprünge der russischen Raumfahrt im 19. Jahrhundert, die Landnahme auf dem Mond, die Herkunft ihrer Familie und was das mit Island zu tun hat und vieles mehr. Die Texte wurden als deutschsprachige Übertitel mitprojeziert, was einerseits manchmal etwas vom Gesamtgeschehen ablenken mag, aber manchmal doch hilfreich ist, insbesondere wenn Laurie Anderson die tiefe Vocoder-Stimme (ihr Alter Ego) einsetzt. Manchmal sind diese Erzählungen interessant, manchmal originell – vereinzelt hatte sie ein paar Lacher auf ihrer Seite – aber im großen und Ganzen mußte ich feststellen, dass ich persönlich mit ihren Geschichten nicht viel anfangen konnte. Ihre Musik erschien mir vollkommen uninteressant, manchmal etwas aufgeblasen, insbesondere die Zwischenmusiken, manchmal vielleicht sogar etwas kitschig. Perfektes Sound Design halt. Lasst Euch nicht erzählen, dass das etwas mit „experimentell“ zu tun hätte – das ist eher Stand der Technik. Gut gemacht, professionell und so, aber nicht besonders spannend.

Nach 90 Minuten ging die Show zu Ende. Dem Applaus nach zu urteilen hat es dem bildungsbürgerlichen (?) Publikum wohl sehr gefallen. Es wurde noch mit einer gegeigten Zugabe belohnt.

Weitere Bilder von ihrem Konzert in der Berliner Volksbühne könnt Ihr Euch hier ansehen: www.popkontext.de

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Eine Antwort to “Geschichten”

  1. barbara Says:

    Ich war wie an anderer Stelle gesagt auch nur mäßig begeistert – andererseits darf man nicht vergessen, dass Anderson einige zentrale Grundlagen zum „Stand der Technik“ beigetragen hat – als experimentelle Vorreiterin. Inzwischen ist sie 64 und der Moment ist vorbei – ich fand es immer noch bemerkenswert, dass ihre Musik erstaunlich modern klang, zwischenzeitlich fühlte ich mich in ein DJ Set von Kode9 – ok, auch nicht mehr cuttung edge – versetzt. Hier ein paar Fotos vom Konzert in Berlin: http://www.popkontext.de/index.php/2011/05/20/laurie-anderson-am-17-5-2011-in-der-volksbuhne-berlin/

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