Posts Tagged ‘Frieder Butzmann’

Santrra, Frieder und Thomas

Juni 23, 2014

Zensor

Anzeige der Berliner Plattenfirma Zensor im Londoner Branchenblatt The Catalogue, Issue 50, July 1987.

Zeitgeist Berlin Atonal

Juni 23, 2013

Berlin Atonal

Berlin Atonal versus Zeitgeist Berlin
(gesehen an der Danziger Straße, Ecke Kniprodestraße, 10407 Berlin-Prenzlauer Berg)

Seit ein paar Tagen fahre ich an diesem Berlin Atonal-Plakat vorbei, das außer einem Dutzend Großbuchstaben keine weiteren Informationen enthält. Berlin Atonal, das war doch so ein Festival in den 1980er Jahren, denke ich mir uns radle verwundert weiter. In der Tat wurde dieses Festival 1982 gegründet (von Dimitri Hegemann, Tresor) und fand das letzte Mal 1990 statt. Nun wird es „relaunched“. Ende Juli 2013 werden im Heizkraftwerk Mitte an sechs Tagen Künstler wie Glenn Branca, Frieder Butzmann, Jon Hassell oder Z’EV u.v.m. auftreten.

Das gesamte Programm kann man bei Berlin Atonal direkt begutachten.

Valeska

September 19, 2010

Wolfgang Müller – Valeska Gert: Ästhetik der Präsenzen
(Taschenbuch, Martin Schmitz Verlag, ISBN 978-3-927795-51-8)

Valeska Gert – Baby
(7“, Martin Schmitz Verlag, 2010)

Obwohl ich keine Ahnung von Tanz habe, finde ich dieses neue Buch von Wolfgang Müller (Die Tödliche Doris) sehr interessant. Denn hier stellt er nicht nur dar, welche Bedeutung Valeska Gert (1891 – 1978) für den Modernen Tanz hat, sondern auch den Einfluss auf ihn selbst und den Kreis der Genialen Dilletanten im Westberlin der frühesten 1980er Jahre. Müller selbst hat sie Mitte der 70er Jahre, als er noch in Wolfsburg wohnte, in einer Talkshow gesehen. Die Faszination an dieser Person scheint ihn bis heute nicht losgelassen zu haben. Aber auch Frieder Butzmann hat sie damals für sich entdeckt, was dazu führte, dass er einen Song mit dem Titel „Valeska“ aufnahm, eine Hommage an verschiedene starke Frauen (zu hören auf Butzmann & Sanja – Valeska / Spanish Fly / Waschsalon Berlin, 7“, Marat, 1979).

Auf dem Cover zitiert er eine kurze Passage aus Gerts Buch „Mein Weg“ aus dem Jahr 1931 (welches ergänzend als Anhang in Müllers Buch komplett mit abgedruckt wurde), die zeigt,  welche zukunftsweisenden Ansichten sie damals bereits hatte. Inspiriert durch neu aufkommende Technologien (z.B. Tonfilm)  brachte sie neue Elemente in den Tanz ein, der wohl fast schon Performance-Charakter hatte (bei dieser Gelegenheit kommt Müller auf das Thema Gebärdensprache zu sprechen, das ihn auch schon lange begleitet). Und auch das Konzept der Künstler-Kneipen, in den 1980ern gab es in Berlin beispielsweise das Kumpelnest 3000, hat Valeska Gert an verschiedensten Orten dieser Welt vorweggenommen. Und nicht nur das.

Parallel zum Buch wurde eine auf 400 Exemplare limitierte Vinyl-Single veröffentlicht. „Baby“ sollte in den 1960er Jahren bei der Deutschen Grammophon erscheinen. Aber anscheinend waren die damals entstandenen Aufnahmen immernoch zu revolutionär um veröffentlicht zu werden und sind verschollen. 2009 tauchte ein 40 Jahre altes Video auf und wurde vom ZKM in Karlsruhe digitalisiert. Die Tonspur kann man nun auf dieser Single hören: abstrakte, knurrige, mit Mund und Kehlkopf generierte Geräusche, Röcheln, Schreie. Ob Free Impro Vokalist Phil Minton auch mal so angefangen hat? Schade, dass man das dazugehörige Video und Gerts Mienenspiel nicht sehen kann. Aber im Buch wurde dies ja zumindest als schönes Daumenkino abgebildet.

Anlässlich dieser Veröffentlichung findet bis zum 6. Februar 2011 eine Ausstellung im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, in Berlin statt: Pause. Valeska Gert: Bewegte Fragmente
www.hamburgerbahnhof.de

Das Buch und die Schallplatte kann man direkt beim Verlag bestellen:
www.martin-schmitz-verlag.de

Séance Vocibus Avium

März 28, 2010

Wolfgang Müller – Séance Vocibus Avium
(CD / 7“-EP mit Buch, Fang Bomb, 2008)
(Hörspiel, Bayerischer Rundfunk, 2008)

Dieser Mann ist gut zu Vögeln, das pfeifen die Spatzen vom Dach. Seit Jahren interessiert sich der Berliner Künstler Wolfgang Müller für allerlei Vogelgezwitscher. Nicht nur Blaumeisen, Kurt Schwitters singende Stare oder gar Riesenalken haben sich in seinem Werk niedergeschlagen – in Büchern, Hörspielen, Skulpturen oder in Form eines in Bronze gegossenen Meisenknödel.

Müllers ornithologisches Interesse geht sogar soweit, dass er für „Séance Vocibus Avium“ den Versuch unternommen hat, Vogelrufe nicht mehr existierender Vogelarten anhand schriftlich überlieferter Beschreibungen zu rekonstruieren. Dabei haben ihn wiedermal ein paar Freunde geholfen und kurze Nachempfindungen eingespielt – u.a. Justus Köhnke, Annette Humpe,  Frieder Butzmann, Max Müller, Françoise Cactus & Brezel Göring (aka Stereo Total), Khan und Namosh. Diese elf in Umgebungsgeräusche eingebetteten Vogelrufe sind auf einer bei Fang Bomb erschienenen 7“-Schallplatte versammelt, zu der auch ein Büchlein mit kurzen Erläuterungen und Skizzen der verstorbenen Vogelarten gehört. Diese tierischen Lautäußerungen klingen ab und zu durchaus skurril und am Ende sogar fast schon erschreckend.

Aber diese kurzen Klangbeispiele sind natürlich nicht alles. Denn eigentlich sind sie Bestandteile des Hörspiels „Séance Vocibus Avium“, das 2008 für den Bayerischen Rundfunk realisiert wurde. Momentan wird es auch online als Podcast zum kostenlosen Download bereitgestellt. Hier werden dem werten Publikum von Claudia Urbschat-Mingues im ruhigen Tonfall mehr oder weniger wissenschaftliche Erläuterungen zu den jeweiligen ausgerotteten Vogelarten verlesen. Aber Wolfgang Müller spielt mit diesen Texten noch etwas herum und bildet daraus erläuternde Assoziationsketten. Da kommt man schon mal ins Schmunzeln. In der 44. Minute muss sogar die kühle Sprecherin kurz lachen.

Dieses Hörspiel wurde übrigens mit dem Karl-Sczuka-Preis 2009 beehrt, eine Auszeichnung, die Asmus Tietchens ja auch schon zuteil wurde.

PS:
Am 05. Mai 2010 wird dieses Hörspiel auf Deutschlandradio Kultur wiederholt – um 21:33 Uhr.