Posts Tagged ‘1989’

Souvenir du Free Jazz (2)

Dezember 14, 2014

jazzhats

Erinnerungsstücke in Form verschiedener Aufkleber an die 12., 13. und 14. Leipziger Jazztage 1987 –1989.

Mehr zu lesen gibt es hier:
Stefan Hetzel über die 12. Jazztage Leipzig 1987
mr.boredom über 5 Tage DDR

Abendmahl

Juli 5, 2014

Abendmahl

Foto aus der deutschen Ausgabe Nr. 2/1989 der Publikumszeitschrift WIENER. Es gehört zu den Abbildungen des Artikels „Orgien für das Volk“ und wurde auf Seite 58 links unten in der Ecke plaziert (Foto: Ines Schramm). Bei dem Mann ohne Haare und mit Kerze auf dem Kopf handelt es sich um den „Aktionisten“ Käthe B. – und rechts neben ihm sitzt Edi Roger.

Souvenir du Free Jazz

Mai 9, 2013

IMG_1497

Erinnerungsstücke an die 14. Jazztage Leipzig 1989:
zwei kleine Badges bzw. Anstecknadeln und Eintrittskarten.

Mehr zu lesen gibt es hier:
Stefan Hetzel über die 12. Jazztage Leipzig 1987
mr.boredom über 5 Tage DDR

ÜBER MUTTI

Februar 28, 2013
Subkultur Westberlin, gesehen auf der Straße in Ostberlin

Subkultur Westberlin, gesehen auf der Straße in Ostberlin

Wolfgang Müller: Subkultur Westberlin 1979 – 1989
Freizeit
(Fundus Philo Fine Arts, 580 Seiten, ISBN 978-3-86572-671-1)

Wolfgang Müller hat wiedermal ein Buch geschrieben. Diesmal nicht über Elfen und auch kein kunstgeschichtlicher Zukunftsroman, sondern eine kleinformatige aber umfangreiche Hardcover-Ausgabe über Freizeit im Westberlin der 1980er Jahre. Der Titel grenzt das Thema ziemlich exakt ein: „Subkultur Westberlin 1979 – 1989“, was den Hobby-Ornithologen nicht daran hindert, diese zeitliche Eingrenzung in alle Richtungen zu überschreiten. Der Ex-Wolfsburger Müller berichtet über damalige Lokalitäten, Menschen, Künstler, Musiker, Filmemacher und deren Aktionen. Dabei berichtet Wolfgang Müller auch gerne über einen gewissen Wolfgang Müller, wie er z.B. im Risiko zusammen mit vielen anderen Leuten performt. Er kennt all die für die New Wave und Post Punk Bewegung wichtigen Läden und weiss darüber in kurzen Abschnitten zu berichten, allerdings nicht ohne abzuschweifen. Man erfährt immer wieder kurz, was aus diesen oder jenen Personen Jahre später geworden ist. Auch Vorfahren des sogenannten Genialen Dilletantismus werden beleuchtet. Von Oswald Wiener im Exil zu Sarah Wiener ist es nur ein paar Jährchen weit.

Als Noch-Nicht-Ganz-Berliner, der erst seit ein paar Monaten ausgerechnet in Ostberlin lebt, kann ich natürlich nicht beurteilen, wie korrekt und allumfassend der Müller’sche Blick auf das damalige Westberlin ist. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und Wirkungskreis, so dass so ein Buch nie den Anspruch auf objektive, allumfassende Wahrheit haben kann. Klar, dass hier insbesondere die Dilletanten und auch schwulesbi_schtrans*e Aspekte durchaus im Vordergrund stehen. Das ist Teil des Müller’schen Kosmas. Und dann ist da natürlich noch Die Tödliche Doris, die Band oder besser Künstlergruppe, in welcher der Buchautor damals tätig war. Müller lässt es sich nicht nehmen, in diesem Rahmen ausführlich ÜBER DORIS zu erzählen. Es kommt sogar vor, dass das Wort an Doris direkt übergeben wird. Obwohl es im wunderbaren Martin Schmitz Verlag bereits mehrere empfehlenswerte Bücher über Musik, Kunst und Filme von Die Tödliche Doris gibt, erzählt Müller hier nochmal deren Historie in eigenen Worten und setzt sie in Kontext zur damaligen berlinischen Freizeitkultur. Das ist ein bisschen doriszentrisch, aber durchaus interessant.

Dass es keine eindeutige Wahrheit gibt, zeigt der Missverständnisforscher Müller exemplarisch an Martin Kippenbergers Dialog mit der Jugend. Als Kippi für ein paar Monate das SO36 unter sich hatte, wurde er von Ratten-Jenny mit einem zerbrochenen Glas malträtiert, nachdem er sie aus dem Lokal entfernen wollte. So legt sie es in einen für „Subkultur Westberlin“ geführten Interview dar. Davon abweichend gibt es mindestens zwei weitere Versionen der gleichen Gegebenheit, die diese sogar an andere Orte verlegt. Man weiss also nicht, was man glauben soll. Und war das SO36 nicht gerade für seine fliegenden Bierdosen bekannt? Apropos Dosenbier: dank Doris und Bierfront haben es solche Dosen bis auf die Documeta in Kassel gebracht. Auch so etwas lernt man bei der Lektüre dieses drucktechnischen Erzeugnisses.

Offensichtlich hat Wolfgang Müller mit vielen verschiedenen Leuten über die damalige Zeit gesprochen. Im umfangreichen Anhang tauchen viele Verweise auf Gespräche und elektronischen Schriftverkehr mit dem Autor auf.

Trotz viel Doris erfährt man viel über die damalige, spezielle insuläre Situation der Westberliner. Wer einen objektiven Zeitreiseführer erwartet, wird enttäuscht sein. Wer sich aber auch für Wolfgang, Doris, Geniale Dilletanten und so interessiert und offen für Abschweifungen sowie Querverbindungen ist, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

GZ,
27.02.2013

Best of 1989

Mai 20, 2010

(Ausschnitt aus 10.16 Megazine 13 vom Januar 1990)

Schwefel

April 9, 2010

Wiederveröffentlichung aus 10.16 Megazine 12, 01/1989:

Norbert Schwefel in Interview

Schwefel alias Norbert Schwefel wird inzwischen als zukünftiges Teenie-Idol der Independent-Szene (scheußlicher Begriff!) hochstilisiert. Mit seinem neuen, rockigen Album hat er auch die Chance, einigermaßen viele Platten verkaufen zu können, was durch seine Tour im Winter 88/89 wohl auch kräftig unterstützt wurde. Vor seiner Tournee durch den deutschsprachigen Raum hatten wir Gelegenheit, bei Weißbrot und Sekt (Schwefel’s alkoholischem Lieblingsgetränk) der Marke Oppmann ein nettes Plauderstündchen mit dem zukünftigen Star aus Mannheim zu verbringen. Dabei fing bei Norbert alles so harmlos an:

„Irgendwann kam ein Freund zu mir und meinte, daß er Gitarre spielen lernen will. Darauf antwortete ich ‚O.K., ich will das auch lernen‘ und bin zu meiner Mutter und hab gesagt, daß ich eine Gitarre haben will. Dann sagte sie: ‚Oh gut, kannst eine Gitarre haben‘. Einen Tag später kommt der Typ wieder und meint – er hat nämlich keine gekriegt – ‚Ich mach des doch nicht, hab keine Lust mehr‘. Und dann hatte ich natürlich auch keine Lust mehr, mußte es aber lernen, weil ich eine Gitarre bekommen hatte. Naja, so hat’s eben angefangen.
Dann hab ich auch früh (mit 14/15) eigene Musik gemacht und die erste richtige Band, mit der wir Auftritte gemacht haben, hatten wir zur NDW-Zeit. …
Und da war auch das Problem: Bei einer Band sind z.B. vier Leute und diese vier Leute müssen irgendwie zusammenbleiben und einer ist auf den anderen angewiesen und meistens klappt das halt nicht so. Die Musik, die ich machen wollte, ging meistens nicht mit einer Band und dann hab ich mir halt gedacht, daß ich mit dem Scheiß aufhöre und alleine was mache. Und so hab ich irgendwann angefangen, fast ganz alleine Cassetten zu machen. Dann bin ich irgendwann zu dem Saxophonisten Martin Buchholz gestoßen und zu Mirko Krüger (vom Amigo-Label). Und dann haben wir zu zweit, Martin und ich, die erste Platte ‚Schizophrenic Party‘ gemacht.“

Die ‚Schizophrenic Party‘ geht in fünf Stücken ab, in denen Schwefel Elemente der 70er und 80er Jahre verbindet und eine eigene, gelungene Mischung aus Rock, Jagger, Bauhaus, Punk und Pop kreiert und den Hörer außerdem noch mit herrlichen Gitarrensounds und passenden Rhythmus- und Synthlinien erfreut. Und Martin Buchholz veredelt mit seiner Klarinette und seinem Saxophon diese fünf Songs zu wahren Pop-Perlen. Aber woher ist eigentlich der Text von ‚This Is For‘, der ist doch wortwörtlich von einem Bauhaus-Cover geklaut?!

„Ja, so isses.“

Und warum hast Du das nicht angegeben?

„Och, das war glaub ich irgendwie nicht nötig, denn Du kriegst ja Gemagebühren dafür, wenn du ihn als eigenen Text angibst…. Das ist halt so eine Sache. Bei ‚Schizophrenic Party‘ waren die Texte für mich noch nicht so wichtig. Ich hab das gelesen, fand es geil, da machst mal was draus. Der Text ‚Metropolis‘ war eigentlich auch nicht von mir, den habe ich zusammen mit einer Frau gemacht. Mit der Zeit kommst du halt ‚rein in die Sache und jetzt werden die Texte auch immer wichtiger für meine Musik, seit ‚Champagne Champagne And The Golden Rain‘ und ‚Hot In Hong Kong‘.“

‚Metropolis‘ war Schwefels zweite Mini-LP, die im Vergleich zum Vorgänger etwas düsterer ausgefallen ist, was gerade zu dem vom gleichnamigen Film inspirierten Titel-Track recht gut paßt, der sechs Minuten lang durch die Großstadt groovt, vorbei an futuristischen Sehenswürdigkeiten. Auf der B-Seite findet sich neben einer Coverversion des T.Rex-Songs ‚Visions Of Domino‘, die außer dem Gitarrenriff recht wenig an Marc Bolan erinnert, auch noch ein getrageneres Liebeslied mit schönen Akkordeonklängen.
‚Champagne Champagne And The Golden Rain‘ ist schließlich Schwefels popigstes Werk, auf dem auch wieder stärker Saxophon eingesetzt wird, nachdem auf ‚Metropolis‘ etwas sparsamer umgegangen wurde. Jedesmal ist anders und seine im Oktober 1988 erschienene erste Langspielplatte ist wesentlich rockiger als seine drei vorherigen Minis/Maxis zusammen, was einfach daran liegt, daß sie mit der Band eingespielt wurde, mit der Norbert Schwefel dann auch auf Tournee ging.

„Wir spielen jetzt schon seit zirka einem Jahr zusammen. Ich mach die Songs, Text, Harmonien und alles, spiele der Band das vor und dann versuchen wir, es zusammen zu arrangieren. Das ist unheimlich schwierig. Die drei ersten Platten hab ich halt fast alleine gemacht und wenn du dann eine Band suchst, die jedes Teil, das du gespielt hast, nachspielt, geht das meistens in die Hose. Und jetzt haben wir probiert, daß wir einfach erst die Band hatten und live zusammen arrangiert und versucht haben, es so wie wir es spielen auch auf Platte zu kriegen. Und so können wir auf der Tour dementsprechend spielen, wie die ‚Hot In Hong Kong‘ klingt.“

Und willst Du in Zukunft weiter in diese Rock-Richtung gehen?

„Ich kann mir nicht vorstellen, wenn die ‚Hot In Hong Kong‘ ein Mordserfolg wäre, jetzt drei ‚Hot In Hong Kong‘-LP zu machen. Ich bin eigentlich ein Typ, der gern viele verschiedene Instrumente einsetzt, immer wieder mal was anderes. Ich kann mir schon vorstellen, daß die nächste Platte vom Arrangement her wieder ganz anders aussieht, vielleicht mit afrikanischen Trommeln oder so ähnlich. Aber darüber habe ich mir noch keine allzu großen Gedanken gemacht.“

Das Saxophon-Riff auf ‚Secret Eyes, Silver Moon‘ erinnert an die Titelmelodie von Raumschiff Orion………

„Das isses auch. Das war so eine Idee, diese Titelmelodie in ein Uptempo-Stück einzuflechten. Man darf das alles nicht so ernst nehmen. Es gibt Bands, die sehen das unheimlich verbissen; aber bei mir muß es immer irgendwie auch ein bißchen locker und lustig sein – wenn man so ernsthaft und verbissen ist, wirkt das oftmals aufgesetzt.“

Willst Du von Deiner Musik leben, wenn Du schon so viel Zeit investierst?

„Klar, auf jeden Fall. Ich leb ja eigentlich jetzt schon davon – aber nur schlecht, weil ich nichts anderes außer Musik mache. Ich mache keine Jobs mehr, ich hab absolut die Schnauze voll davon. Ich hab sechs Jahre als Gärtner gearbeitet; das hat mich irgendwie frustriert und hab dann einfach damit aufgehört. Ich hab’s immer gesehen: andere haben auch nicht gearbeitet und irgendwie leben die immer noch. Du brauchst einfach mal Mut dazu.“

Kümmerst Du dich eigentlich um Politik?

„Ich bin ein absolut unpolitischer Mensch; ich interessiere mich nicht dafür, wir stellen’s immer ab. Ich mach’s auch nicht in meinen Texten, ich kann’s einfach nicht ab. Ich lebe irgendwo in einer (Phantasie-) Welt, die absolut unpolitisch ist. Das törnt mich immer ab, wenn ich das sehe.“

Singst Du deswegen auch Englisch?

„Nein, das hat damit nichts zu tun. Als ich so 10 Jahre alt war, da war ich ein absoluter Karussell- Fan und habe mir aus irgendwelchem Kram, Sesseln ein Karussell gebaut. Und dazu mußte ich auch immer den entsprechenden Sound kriegen und hab dann Langwelle im Radio eingestellt und da kam immer so englische Musik und das hat mich so angemacht. Dann hab ich auch angefangen zu singen; es war zwar kein Englisch, aber es hat so geklungen. Und so bin ich einfach damit aufgewachsen. Ich könnte mir zwar vorstellen, deutsche Texte zu schreiben, aber ich kann mir nicht vorstellen, sie zu singen.“

Welche Musik hörst Du eigentlich?

„T.Rex, Alan Vega, Suicide, Bryan Ferry, Prince. In der Independent Szene gefällt mir nur noch ganz wenig und ich interessiere mich auch gar nicht mehr so stark dafür. Wenn dann mal eine neue Prince- oder Bryan Ferry-Platte rauskommt, fahr ich darauf ziemlich ab.“

Und was hältst Du von Deinem Label-Kollegen Turkish Delight?

„Ich find es total hart, es kommt genau zur richtigen Zeit: Ofra Haza und so. Und er macht das halt jetzt im Independentbereich. Ich find es auf jeden Fall nicht schlecht, aber es fällt mit schwer, es wirklich zu hören. Bei der ersten Platte find ich das erste Stück spitze, das geht total geil los und dann flacht es teilweise in Lärm ab. Bei der neuen Maxi ist das ähnlich. Es ist halt ‚was vollkommen anderes. Er mag z.B. auch meine Musik überhaupt nicht und findet das total ätzend.“

Ja. Und sonst, gibt’s noch ‚was…?

„Ach ja! Ach ja! Die neue Schwefel-LP kommt auch als Compactdisc heraus mit wahrscheinlich zwei Bonustracks aus der ‚Champagne Champagne And The Golden Rain‘ – Zeit. Das eine Stück besteht nur aus Klavier, Tapes, Gesang, Bratsche und Cello. Und als zweites kommt noch der vierte Part von ‚Vertigo‘.“

Wieviel CDs laßt Ihr denn machen?

„Nur eintausend. Von der LP dreitausend Erstauflage, glaub ich. Das ist das, was wir an Maxis verkauft haben. Mir schwebt als Ziel irgendwas von sechstausend vor.“

Sechstausend Exemplare sind ja eigentlich gar nicht so viel…

„Ja, mit sechstausend geht’s dann schon langsam los, das sind von EfA schon die größeren Sachen. Dieser Philip Boa hat ja auch nur zehn/zwölftausend Platten verkauft. (…) Die EfA meint ja auch ‚Nachfolger von Philip Boa‘ und so. Bei der EfA ist das auch so eine Sache; die kriegen da Platten, verkaufen 1000 Stück und das interessiert sie überhaupt nicht, die machen überhaupt nichts dafür. Wenn sie dann mal merken ‚O.K.!‘, dann machen sie was. Jetzt haben sie gemeint, mit der ‚Hot In Hong Kong‘, da machen wir was – bei den anderen drei Platten hat Mirko wirklich die Promotion ganz alleine gemacht. Ab dreitausend wird’s für die erst interessesant.“

Bleibt uns nur zu hoffen, daß Schwefels Musik so oder so interessant bleibt.

This interview was edited and rearranged by mr.boredom

Das Original-Layout kann man sich hier als PDF ansehen.

—————————————————————–

Schwefel-Discographie:

Cassetten:

– „The Dancing Partner“ (C-60, reissued as Amigo-Cassette 4)
– „Detailed“ (C-40 mit Demos und zuvor unveröffentlichtem Material, Amigo-Cassette 2)

Desweiteren verschiedene Cassetten-Sampler-Beiträge, u.a. auf:

– „Nichts ist sicher – Nuvox hat gesammelt“ (IndepenDance)
– „C-87 Space-Pop-Compilation“ (Amigo-Cassette 1)

Scheiben:

– „Schizophrenic Party“  (5-Track-12″, Amigo 501)
– „Metropolis“ (3-Track-12″, Amigo 502)
– „Champagne Champagne And The Golden Rain“ / „Decisions“
(2-Track-7″, Amigo 704)
– „Champagne Champagne And The Golden Rain“ (5-Track-12″, Amigo 504)
– „Hot In Hong Kong“ (9-Track-LP bzw. 11-Track-CD, Amigo 555)